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von Helmut Dietl




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James Bond 007 - Goldfinger

James Bond 007 - Goldfinger

Ein Film von Guy Hamilton

„Do you expect me to talk?“
„No, Mr. Bond. I expect you to die.“


Die erschütternde Nachricht erreichte Sean Connery, als er mit Rex Harrison während einer kurzen Unterbrechung des gemeinsamen Golfspielens außerhalb Roms zu Mittag aß. „Der Mann mit der goldenen Schreibmaschine“, Ian Fleming, der durch sein Wirken und Werken maßgeblich zu Connerys Erfolg beitrug, hatte in der Nacht zum 12. August 1964 im Alter von nur 56 Jahren seine allerletzte Reise angetreten. Connery, obwohl zutiefst schockiert, setzte kurz darauf das Spiel fort. Fleming, der im Krankenhaus die Pfleger noch um Nachsicht gebeten hatte, hätte dies gemocht, war sich der Star sicher.


„JAMES BOND 007 - GOLDFINGER“, der auf dem gleichnamigen siebten Roman [1959] über den wohl berühmtesten aller britischen Geheimagenten basiert und als dritter Film der regulären Bond-Reihe inszeniert wurde, markiert damit in gewisser Weise das Vermächtnis des talentierten Schriftstellers. Hierbei ist es nahezu bezeichnend, dass gerade diese eine Verfilmung, in der es sich vorwiegend um Gold dreht, als der am schnellsten Geld bringende Film aller Zeiten in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde – ein Umstand, den Ian Fleming Zeit seines Lebens wohl sehr genossen hätte. Doch als der Film am 17. September 1964 seine Welturaufführung in London erfuhr, war es nur noch sein unsichtbarer, guter Geist, der wohlwollend über allem wachte. En
tgegen eines Titels seiner Romane war es nämlich auch dem Meister des Agententhrillers nicht vergönnt, zweimal zu leben.


James Bond (Sean Connery) wird in seinem dritten Einsatz auf den eingetragenen Juwelier und größten Goldschmuggler der Welt, Auric Goldfinger (Gert Fröbe), angesetzt, dessen illegale Goldverschiebungen das Währungssystem von Bretton-Woods gefährden. Selbiges kann nämlich nur funktionieren, wenn die Goldbestände sich in den Mitgliedsstaaten nicht gravierend verändern. Schon bald merkt Bond, dass mit seinem Kontrahenten nicht zu spaßen ist, als er mit dessen Assistentin Jill Masterson (Shirley Eaton) Goldfingers harmlose Kartenspiel-Betrügereien durchkreuzt und wenig später Jill tot auffindet – über und über mit Gold bedeckt, so dass die Haut nicht mehr atmen konnte. Fortan heftet sich der Doppelnull-Agent an die Fersen des steinreichen Kriminellen und kommt schon bald einem teuflischen Plan auf die Spur. Goldfinger beabsichtigt, die gesamten Goldreserven der USA aus dem Fort Knox radioaktiv zu verseuchen und nimmt hierfür die Unterstützung der Volksrepublik China in Anspruch. Einmal verseucht, würde der Wert von Goldfingers eigenen Beständen ins beinahe Unermessliche steigen. Bond muss schnell handeln, um Schlimmeres zu verhindern. Doch der Kriminelle schläft nicht und wartet nur darauf, seinen Gegner „gebührend“ zu empfangen.


Endlich! Nach „James Bond 007 - Liebesgrüße aus Moskau“ [1963], der zeigte, wie durchaus spannend und realistisch Agentenfilme sein können, sollte die James Bond-Reihe im nunmehr dritten Anlauf die altbekannte und vielfach bemühte Erfolgsformel herausbilden: Agent wird auf größenwahnsinnigen Schurken angesetzt, der einen perfiden Plan verfolgt. Je größenwahnsinniger der Bösewicht, desto besser der Bond, dachten sich wohl die Verantwortlichen, als sie sich für die Verfilmung des siebten Romans Flemings entschieden. Die Rolle des titelgebenden Schurken wurde an den deutschen Schauspieler Gert Fröbe vergeben, der sogleich ein Exempel statuierte, an dem sich alle nachfolgenden Bond-Widersacher mehr oder minder die Zähne ausbeißen sollten. Der begnadete Schauspieler setzte der Rolle seinen eigenen, individuellen Stempel auf und schuf mit gespielter Leichtigkeit gewissermaßen den Prototyp des Bond-Bösewichts. Fröbe lebt als Auric Goldfinger regelrecht auf und präsentiert einen der wohl angsteinflößendsten Gegner, den sich ein Geheimagent nur vorstellen kann. Ohne übertriebene Gesten, ohne übertriebenes Spiel, vielmehr zurückhaltend und gerade dadurch so undurchschaubar – Fröbe a.k.a. Goldfinger sorgte durch seine Leistung nicht nur hierzulande für die längsten Schlangen vor den Kinokassen, die man bis dato kannte. Der durchschlagende Erfolg des Agenten-Thrillers ließ sogar kurzzeitig Überlegungen wach werden, Gert Fröbe gewinnträchtig in einem der nächsten Filme als Goldfingers Bruder wiederauferstehen zu lassen. Zwar wurde die Idee wieder verworfen, dennoch trat für Jedermann deutlich hervor, dass sich der Erfolg eines Bond-Abenteuers auch oder gerade zu einem nicht unwesentlichen Teil durch den jeweiligen Gegner der Doppelnull ihrer Majestät bestimmt. Vorausgesetzt, er verkommt nicht zur Witzfigur, sondern wirkt durchweg überzeugend.


Doch es wäre falsch, den Erfolg von „JAMES BOND 007 - GOLDFINGER“ zu vollen hundert Prozent auf Fröbe abzuwälzen. Denn auch sonst überzeugt der dritte Einsatz von 007 auf ganzer Linie. Nach dem kultigen Agentenkoffer im Vorgänger wurde diesmal nicht geklotzt und dem Zuschauer mit dem Aston Martin DB 5 – „The Most Famous Car In The World“ – eines der wohl interessantesten Gadgets der Bond-Filmographie präsentiert. Das mit all den tollen Spielereien, die für den Geheimagenten von heute zur Standardausrüstung gehören, ausgestattete Vehikel hätte eigentlich einen eigenen Eintrag in den Credits verdient und treibt auch heute noch jedem Autoliebhaber Tränen in die Augen. Vor Entzückung, selbstverständlich. Als mindestens ebenso entzückend erwiesen sich auch wieder die Bondgirls, allen voran Honor Blackman, die die Rolle der im Roman noch lesbischen Pussy Galore bekleidete. Fans von eindeutig zweideutigen Namen sollten mal einen Blick in das Wörterbuch ihres Vertrauen werfen, da in der Originalversion ansonsten einige markante Dialoge verloren gehen könnten.


Und trotzdem ist er die ganze Zeit da, dieser lange Schatten eines Gert Fröbe, der selbst einige Holprigkeiten in der ansonsten recht soliden Geschichte gekonnt zu überspielen vermag. Ian Fleming hätte sicherlich seine Freude an dem spannenden Film gehabt, der noch heute als Innbegriff eines Bond-Abenteuers angesehen wird und sogar mit einem Oscar für die besten Sound Effekte ausgezeichnet wurde. „JAMES BOND 007 - GOLDFINGER“ ließ Gert Fröbe über Nacht zu einem internationalen Star avancieren, auch wenn er im Original aufgrund seines starken Akzentes nachsynchronisiert werden musste – dem Erfolg tat dies beileibe keinen Abbruch. Lohn dieser Arbeit, neben der selbst ein gewohnt souveräner Sean Connery etwas verblasste, war ein echt goldener Finger, den die Produzenten dem deutschen Schauspieler nach der Premiere zukommen ließen. Fröbes Kommentar: „Zu schade, dass der Film nicht „Goldarm“ hieß.“ Er, der große Schauspieler, war zu Lebzeiten wahrlich glänzend aufgelegt.


James Bond will return in

„James Bond 007 - Feuerball" [1965]


Eine Rezension von Stefan Rackow
(19. März 2008)
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Daten zum Film
James Bond 007 - Goldfinger Großbritannien, USA 1964
(Goldfinger)
Regie Guy Hamilton Drehbuch Richard Maibaum, Paul Dehn
Produktion Albert R. Broccoli, Harry Saltzman Kamera Ted Moore
Darsteller Sean Connery, Cec Linder, Gert Fröbe, Honor Blackman, Bernard Lee, Shirley Eaton, Tania Mallet, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn, Harold Sakata, Michael Mellinger, Burt Kwouk
Länge 109 Minuten FSK ab 16 Jahren
Filmmusik John Barry
Titelsong gesungen von Shirley Bassey
Preise und Auszeichnungen Oscar 1964 in der Kategorie Toneffekte.
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