Sie können einem manchmal ganz schön Angst einjagen: diese sechsbeinigen, gern mal geflügelten und gepanzerten Kreaturen, die sich als dunkler Fleck krauchend über die weiße Tapete bewegen. Und wenn man sich schließlich traut, sie zu entsorgen – sei es ganz ökofreundlich im Glas mit Papierboden oder ein bisschen brutaler im zerknüllten Taschentuch – bleibt es dennoch bestehen, dieses unheimliche Gefühl, dass da noch mehr von der Sorte sein könnten, dass sie nachts vielleicht über die Bettdecke schleichen und dass einer von ihnen sogar just in diesem Moment über deine Haare krabbelt… Insekten tragen den Gruselfaktor quasi ganz automatisch auf ihren vielen flinken Gliedmaßen mit sich herum. Keine schlechte Idee also, einfach eine nette Story, ein paar Effekte und gute Darsteller um sie herum zu platzieren und daraus einen Tierhorrorfilm zu gestalten.
Eine Million Insektenarten gibt es und es bleiben vielleicht noch einmal genauso viele unentdeckte Arten auf der Erde. Kein Grund also, da noch eine ganz neue Spezies zu kreieren. Oder vielleicht doch? Die Wissenschaftlerin Dr. Susan Tyler sieht aufgrund einer durch Kakerlaken übertragbaren Infektion, die sich schnell ausbreitet und schon viele Kinder das Leben gekostet hat, keinen anderen Ausweg, als einen neuen „natürlichen“ Feind des ungeliebten Küchenbewohners zu erschaffen. Das Vorhaben scheint zu gelingen, die Ausbreitung der Krankheit wird gestoppt und Susan feiert durch ihren Einsatz
nicht nur berufliche, sondern auch private Erfolge, lernt sie doch während ihrer Forschungen ihren zukünftigen Mann Peter kennen. Doch als einige Jahre später immer wieder Menschen in U-Bahnschächten verschwinden, kommt Susan langsam dem grauenvollen Ergebnissen ihrer Mutation auf die Spur…
Bei „
Mimic – Die Killerinsekten“ darf man sich gern auf guten Horror gefasst machen, denn der Film belässt es nicht einfach dabei, ekelhafte Krabbelviecher in Scharen über den Bildschirm rennen zu lassen. Die Idee wird weiterentwickelt und erhält im wahrsten Sinne des Wortes ein ganz neues Gesicht. Das Gruselige an der neu mutierten Spezies ist nicht ausschließlich ihre überragende Größe, sondern ihre Fähigkeit, ihren ärgsten Feind – den Menschen – zu imitieren und so unbeobachtet neben ihm existieren zu können. Nur ein kleiner Junge namens Chuy erkennt sofort, dass etwas mit diesen myteriösen Gestalten nicht stimmt, alle anderen tappen nach und nach in die Falle.
Das Subthema des Films, nämlich dass die Evolution schon ihren Weg findet, ist nicht neu und spätestens seit „
Jurassic Park“ ein beliebtes dramaturgisches Mittel bei Tierhorrorstreifen. Ironisch-gut ist an dieser Stelle aber der Gegensatz, der sich zwischen den eigentlich zur Unfruchtbarkeit und Kurzlebigkeit bestimmten Judas-Käfern und der Insektenforscherin Susan auftut. Während die zur Verdammnis verurteilten Monster sich in einer Tour fortpflanzen und ein ordentliches Nest an Krabbelnachwuchs produzieren, wird die junge Frau trotz jahrelangem Versuchs einfach nicht schwanger. Die Evolution findet einen Weg – nur anscheinend doch nicht immer.
Sympathische Figuren und gute Darsteller, allen voran Mira Sorvino in der Rolle der Käferwissenschaftlerin, treiben die Handlung mühelos voran und machen den Plot spannend, auch wenn man nicht unbedingt vor Nervenkitzel in den eigenen Pulloverärmel beißt. „
Mimic – Angriff der Killerinsekten“ ist dennoch einer der wenigen Tierhorrofilme, die vollends befriedigen. Schonungslos (hier sterben auch mal Kinder, und das nicht nur an der oben genannten Kakerlakenseuche), mit gut animierten Monsterviechern und einem hohen Unterhaltungsfaktor liefert der zweite Film des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro („
Pans Labyrinth“) ordentlich Gruselspaß für den gemütlichen Popcornabend zwischendurch.