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Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt

Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt

Ein Film von Gore Verbinski

Es ist wieder einmal an der Zeit, eines der größeren Mißverständnisse der Filmgeschichte aufzuklären: Viele Kinogänger glauben, daß der zweite Part von FLUCH DER KARIBIK viel schlechter sei als der erste. Da wird im Original Sinn, Verstand und Handlung gewähnt, dem zweiten Teil Gigantomanie und Größenwahn bei gleichzeitigem Mangel an "Seele" vorgeworfen, und Johnny Depps Auftritt wird bei gleichbleibender schriller Intensität beim zweiten Durchlauf als Klischée gewertet. Die Wahrheit ist dabei viel einfacher: Beide Filme sind, je nach Betrachtungsweise, gleich inhaltsfrei oder -beladen, und beide haben als Verfilmung einer Themenparkattraktion auch das intrinsische Recht, nicht mehr zu sein als bloßes Spektakel, das im schieren Verlangen, den Zuseher zu jedem gegebenen Zeitpunkt unterhalten zu wollen, beständige Purzelbäume schlägt.

Die Trilogie findet nun mit AM ENDE DER WELT ihr Ende - die Teile 2 und 3 entstanden zeitgleich und sind im Prinzip als ein Film zu sehen - und natürlich geben alle jene Millionen Menschen, die im zweiten Teil zeternd all das gesehen haben, was an der modernen Kinolandschaft falsch ist, in fanatischem Eifer ihr Geld möglichst noch am Startwochenende für den dritten Teil aus. Wahrscheinlich, um si
ch noch ein bißchen mehr aufregen zu können.

Pirates of the Caribbean - Am Ende der WeltPirates of the Caribbean - Am Ende der WeltPirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
Das Ereignis, das der dritte Teil darstellt, ist natürlich völlig bizarr: Es kommt einem religiösen Erlebnis gleich. Da sind die Fanaten, die es nicht aushalten können, eine weitere Woche auf den Film zu warten, und die dann in Hundertscharen im Kino lautstarke Buhrufe bei dem winzigsten Knackser auf der Tonspur anstimmen und in ebensolchen Hundertscharen sich alle einzeln beim Kinopersonal beschweren, daß es im Saal zu stickig ist. Da kommen die selbsternannten Experten aus den Löchern gekrochen, von denen jeder einzelne weiß, wie man es hätte besser machen können. Ihre Suche nach anspruchsvollen Filmen finden sie in Ridley-Scott-Werken befriedigt, und auf selbiger Mission laufen sie allesamt in FLUCH DER KARIBIK 3, um sich hinterher in wichtig-entrüsteter Abgeklärtheit darüber zu mockieren, wie sinnlos dieser "schlechteste Film aller Zeiten" nicht sei. "It's nice to be liked, but it's better to get paid", zitiert Produzent Jerry Bruckheimer im Interview den Songwriter Liz Farers - schließlich zahlt jeder zum wiederholten Male für ein Kinoerlebnis, von dem von vornherein schon klar war, daß es prinzipiell banal sein würde.

So gibt es denn zum dritten Teil auch nicht viel zu sagen, was nicht auf die ersten beiden auch schon zugetroffen hätte. Wieder will jeder irgendwas und versucht alles, um es zu bekommen, und jeder betrügt jeden auf der Suche nach etwas, was prinzipiell völlig austauschbar ist (wie schon der legendäre Schatz im ersten Teil oder Davy Johns' Herz im zweiten, oder das Piratenschiff Black Pearl, oder irgendetwas anderes, das gerade jeder haben will). Muß es hier wiedergegeben werden? Zu Beginn des Films gilt es, den im zweiten Teil von einem gigantischen Kraken verschluckten Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) aus dem Reich der Toten zurückzuholen, und dafür segeln Orlando Bloom, Keira Knightley und der reanimierte Captain Barbossa (Geoffrey Rush) über das Ende der Welt hinaus. Dann geht es darum, das Treffen der neun Piratenlords zu initiieren, die sich dann dem immer mächtiger werdenden Imperium der East India Trading Company (unter Leitung von Cutler Beckett) entgegensetzen sollen, und angefüllt ist alles mit dem weiteren Kampf um Davy Johns' Herz (mit dessen Besitz man die Meere kontrollieren kann), dem Mysterium um die Meeresgöttin Calypso (die einst von den Piraten gebändigt wurde), und irgendwelchen Betrügereien, die irgendwem Machtvorteile verschaffen sollen. Es hilft, sich zumindest den zweiten Teil zur Gedächtnisauffrischung nochmal anzusehen, weil der dritte Part keine Zeit damit vergeudet, seine Elemente zu erklären - aber andererseits liegt das Vergnügen ohnehin nicht in der mühsam ausgeknobelten Handlung.

Pirates of the Caribbean - Am Ende der WeltPirates of the Caribbean - Am Ende der WeltPirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
Auch FLUCH DER KARIBIK 3 (offiziell im Deutschen PIRATES OF THE CARIBBEAN - AM ENDE DER WELT genannt) bordet über vor lauter patentierten Bruckheimer-Angebershots, die immer noch größer, noch tiefer, noch gigantischer, noch beeindruckender und noch unglaublicher sind. Das Tempo ist in der ersten Filmhälfte wesentlich gebremster, und der Film läßt sich Zeit für aberwitzige Exkursionen wie Jack Sparrows angedeutete Schizophrenie (er spricht mit Kopien seiner selbst), dem unwirklichen Todeszustand, in dem er sich befindet (in dem aus Steinen Krabben entwachsen und sein Schiff durch eine Wüste tragen), und der Einführung von neuen Figuren und Handlungstangenten. Chow Yun-Fat als Pirat aus Shanghai hat ein paar pompöse Auftritte und verschwindet dann wieder ein wenig, aber dafür hat die rehäugige Keira Knightley diesmal wesentlich mehr zu tun, als nur Blickfang zu sein.

Irgendwo in der Mitte droht dann die Aufmerksamkeit zu ermüden - es ist alles ein bißchen zu viel, und man wünscht sich ein wenig, die Geschichte würde endlich auf die Zielgerade laufen. Kurz darauf setzt der Showdown ein, eingeleitet von einem augenzwinkernden Leone-Zitat, und das hier gebotene Spektakel fährt noch einmal alles auf, was nur menschenmöglich ist. Die Kamera wirbelt durch eine Seeschlacht, in der sich zwei Schiffe in einem Strudel bekriegen, und das pure Chaos bricht aus - Sturm, Schwertkämpfe, Kanonenschüsse, und irgendwann kämpfen Sparrow und Davy Johns auf hohem Mast um die Truhe mit dem Herz, während auf Deck Orlando Bloom und Keira Knightley mitten unterm Kampf von Captain Barbossa getraut werden wollen. Die Inszenierung ist perfekt, das Adrenalin pumpt, und für eine halbe Stunde ist FLUCH DER KARIBIK 3 wieder pures Kino - aufregend, witzig, dramatisch, sensationell und kompletter Irrsinn.

Viele Menschen werden an vielen Stellen zu Protokoll geben, daß der Film enttäuschend sei. Daß die Handlung keinen Sinn ergebe, daß alles hemmungslos übertrieben sei, daß der Film dumm sei. Im Zuge des oben erläuterten Mißverständnisses wird wieder der erste Teil als gegenteiliges Beispiel herhalten müssen. Was tun wir dagegen? Gar nichts. PIRATES OF THE CARIBBEAN ist nicht wichtig. Keiner der drei Teile ist wichtig, und keiner rechtfertigt die überbordende Ernsthaftigkeit, mit der darüber vermeintlich diskutiert wird. Teil 3 ist genau das, was die ersten beiden Filme waren: Eine Riesenshow. Unglaubliches Spektakel. Eine Achterbahnfahrt. Zweieinhalb Stunden perfekte Illusion. Er lebt im Moment, aber je wichtiger man sich selber nimmt, desto weniger Chance hat man, den Film einfach nur als das zu genießen, was er ist.

Eine Rezension von Christian Genzel
(05. Juni 2007)
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Daten zum Film
Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt USA 2007
(Pirates of the Caribbean: At World)
Regie Gore Verbinski Drehbuch Ted Elliott, Terry Rossio
Produktion Jerry Bruckheimer Films
Darsteller Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush, Bill Nighy, Chow Yun-Fat
Länge 169 FSK 12
Filmmusik Hans Zimmer
Kommentare zu dieser Kritik
Florian TEAM sagte am 05.06.2007 um 12:49 Uhr

Nach dem mittelmäßigen, zu braven ersten Teil und dem etwas besseren Sequel waren meine Erwartungen an den großen Showdown ja nicht gerade hochgeschraubt.
In der Tat ist der dritte Teil jedoch recht abgerundet - ein würdiger Abschluss der Trilogie, der zum Teil (für eine Disneyproduktion) mit überraschend tiefem Brachialhumor, welcher oft weit unter die Gürtellinie geht, und viel Selbstironie aufwatet.
Mögen auch manche Handlungsstränge, wie die Szene mit Elizabeths Verlobten oder der Göttin Kalypto, sinnlos sein und zu nichts führen (man fragt sich immer, ob da jetzt noch was kommt)ist der dritte Teil doch eindeutig der beste (vorallem dialoglastigste!) unter seinen Vorgängern. Kein hervorragendes Drehbuch, aber zumindest (vorallem in der ersten Hälfte) ein gutes, das mit den Klischees spielt und sehr viel Wortwitz bietet.
Ein Film, den man in einem Zug mit "Indiana Jones" und "Die Mumie" nennn darf und der sein Ziel, nämlich gute Laune zu verbreiten, spielend erreicht.
Renee TEAM sagte am 05.06.2007 um 16:39 Uhr

Also, nachdem ich Teil 1 absolut großartig und Teil 2 nur unwesentlich schlechter fand, bin ich mit recht großen Erwartungen in den dritten gegangen. Hatte man mich nach der Pause, die in der Vorstellung zu Beginn des Piraten-Lord-Gipfels angesetzt wurde, gefragt, wie ich den finalen Teil der Trilogie finde, hatte ich gesagt: "eindeutig schlechter als die ersten beiden". Die Geschichte braucht einige Zeit, um in Gang zu kommen und richtig Spannung und Fahrt aufzunehmen. Nachdem ich den ganzen Film dann eingesogen hatte, habe ich meine Meinung jedoch um Einiges revidieren müssen, denn tatsächlich ist gerade die letzte dreiviertel Stunde derart atemberaubend in ihrer Komplexität und Bildgewalt, dass sie den ersten Part wieder wett macht.

Ich war sehr froh zu sehen, dass zwar grundlegende Elemente - wie die schräge Figur des Captain (!) Jack Sparrow, die ständigen Wendungen und auch das beeindrukende Bildspektakel in den Kampfszenen - beibehalten wurden, der Film aber ähnlich wie schon das Sequel auch mit einigen Neuerungen aufwarten kann. Der im wahrsten Sinne des Wortes zwiegespaltene Johnny Depp war jedenalls einmalig komisch und zugleich erschreckend intensiv dargestellt. Und auch die Tatsache, dass auf das eigentlich vorhergesehene Happy End (zumindest in seiner ursprünglich erwarteten Version) verzichtet wurde, fand ich erstaunlich.

Insgesamt in sehr gelungener Abschluss, wenn auch der dritte Teil nicht ganz an seine Vorgänger herankommt.
a.miko TEAM sagte am 05.06.2007 um 18:45 Uhr

Ich kann mich den anderen Meinungen eigentlich nur anschließen. Der dritte Teil ist nett und Barbossa wieder mit dabei... aber irgendwie glaube ich noch nicht so recht daran, dass dieser Teil des Ende der Seefahrt ist...
Renee TEAM sagte am 06.06.2007 um 12:36 Uhr

Ich habe auch schon gerüchteweise gehört, dass es eine zweite Trilogie geben soll. Aber mal ehrlich, das wäre vollkommen überflüssig. Mit dem dritten Teil hat die Reihe doch einen würdigen Abschluss gefunden, an dem eigentlich nicht mehr herumgepfuscht werden sollte.
Tine sagte am 07.06.2007 um 15:04 Uhr

Den Anfang fand ich auch leicht zu langatmig. Die Trauung fand ich klasse (inklusiver toller Kampfchoreographie). Ansonsten hat mir etwas der Humor gefehlt. Im zweiten Teil habe ich eindeutig mehr gelacht.
Stefan TEAM sagte am 09.06.2007 um 00:26 Uhr

Teil drei führt konsequent die kommerzielle Ausschlachtung von Fluch der Karibik weiter. Das Endergebnis ist, von ein paar Szenen mal abgesehen, ein Blockbuster von der Stange mit tollen Effekten, einem grandios inszenierten Finale und mit ca 20 Minuten zu viel auf den Hüften.
Ich fand es bedauernswert, dass im Vergleich zum zweiten Teil weniger auf Action gesetzt wurde, denn lässt man mal den Part in China und die "Piratenhochzeit" außer acht, gibt es keine wirklich nennenswerte Actioneinlage. Das führt dazu, dass hier und da schon mal die ein oder andere Länge auftaucht.
Sparrows Wahnvorstellungen fand ich hingegen wirklich gelungen und ebenfalls sehr mutig, es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass bei so einem Blockbuster solch surreale Szenen auftauchen.

Der schwächste Teil der Trilogie, aber immer noch unterhaltsam


schlaubi TEAM sagte am 09.06.2007 um 07:49 Uhr

kommerzielle ausschlachtung....? hm....das klingt als wärs bei den filmen irgendwann mal um was künstlerisches gegangen....
Renee TEAM sagte am 10.06.2007 um 09:57 Uhr

Das kommt darauf an, was man unter kűnsterlisch versteht. Die Figur des Captain Jack Sparrow in ihrer Verkőrperung durch Johnny Depp ist ein Kunstwerk an sich, und die meisten der Einstellungen sind großartig inszeniert und mit viel Bedacht aufs Detail gezeichnet.
Stefan R. TEAM sagte am 29.06.2007 um 18:26 Uhr

"Am Ende der Welt" ist ein würdiger Abschluss (?) der Piraten-Saga und weiß durch grandiose Effekte, tolle Schauspieler und ebensolche Ausstattung mehr zu begeistern als mit der Story. Zu schnell wird abgespult, was sowieso keiner mehr versteht bei all dem Bombast, der das Geschehen umgibt. So ist der Film in erster Linie ein üppiges Fest für Augen und Ohren, oder, um es mit anderen Worten zu sagen, halt ein typisches Bruckheimer-Mahl. Ich bin durchaus satt geworden...
Steff sagte am 14.07.2007 um 10:31 Uhr

Der dritte Teil war mir auch auf jeden Fall zu langatmig. Ich bin mit hohen Erwartungen reingegangen. Die Geschichte mag ja sehr gut ausgedacht sein. Doch wie schon in anderen Kommentaren erwähnt, haben mir die Lachszenen gefehlt. Und Action, na ja, hab auf viel mehr gewartet. Vor allem, wenn man überlegt wie lange der Film ging. Einige "Quatschszenen" weniger un dafür Prügelein rein. Und der Film würde bei mir eine bessere Bewertung bekommen. Ich habe ja auch die Befürchtung nach diesem "Ende", das da noch etwas kommt. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht das ich mir das dann noch anschauen würde. Ich halte mich lieber an die ersten beiden Teile.

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