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Formicula

Formicula

Ein Film von Gordon Douglas

Im B-Sci-Fi-Kino tummelt sich an mutierten Tieren ja gerne mal alles was so kreucht und fleucht. Wir hatten hier schon Riesenechsen, Riesenkraken aber auch Riesenspitzmäuse, warum nicht mal einen weiteren Klassiker: Rieseninsekten! In diesem Fall mutierte Ameisen! Mit „Formicula“ (der sich im deutschen Titel an Jack Arnolds Tarantula anlehnt; der ist zwar jünger, war aber in Deutschland zuerst zu sehen) aka „Them“ liegt vielleicht der älteste Film vor, der die zentralen Merkmale des B-Films dieser Zeit quasi alle in sich vereint. Insofern ist der Streifen also nicht nur per se interessant, sondern auch filmhistorisch durchaus wichtig. Schauen wir uns den Film also mal genauer an.

In der Wüste von Neumexiko verschwinden immer wieder Menschen auf mysteriöse Weise. Die Polizei greift ein stummes, tief traumatisiertes Mädchen mitten in der Wüste auf, der Campingwagen ihrer Familie ist zertrümmert, und auch vom General Story des alten Johnson ist nicht mehr viel übrig. Sergeant Ben Peterson von der Polizei ermittelt zusammen mit Robert Graham vom FBI, unterstützt werden sie bald von Dr. Harold Medford vom Landwirtschaftsministerium und seiner Tochter Pat. Deren früher Verdacht erhär
tet sich: Atombombentests haben Ameisen mutieren lassen! Die über 3 Meter langen Monster machen die Gegend unsicher! Schon bald wird der Bau ausfindig gemacht und ausgeräuchert, doch 2 junge Königinnen konnten entkommen. Wo werden sie landen? Etwa in der Millionenstadt Los Angeles? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

„Formicula“ stammt dabei nicht aus irgendeiner Hinterhofklitsche, sondern ist tatsächlich von Warner produziert worden. Zwar war der Film für die Firma nur eben ein B-Projekt, aber man merkt dem Streifen durchaus an, dass eben ein alteingesessenes Studio hinter ihm stand. Das macht sich zum einen natürlich im Budget bemerkbar: „Formicula“ ist natürlich alles andere als ein hochbudgetiertes Werk, aber es ist klar, dass dem Film mehr Geld zur Verfügung stand, als vielen anderen Genrefilmen dieser Zeit. Zahlreiche Locationwechsel gibt es ebenso wie wirklich gelungene und abwechslungsreiche Sets. Die Wände des Campingwagens oder des Güterwagons wirken wirklich aufgesprengt, wir bekommen Wüste, Stadt und sogar ein Schiff zu sehen. Auch die Effekte sind bemerkenswert. Die Ameisen sind nicht etwa Rückprojektionen oder Stop-Motion-Effekte, sondern lebensgroße (also im vorliegenden Film übergroße) Modelle! Natürlich können die Monster heute nicht mehr vollends überzeugen, wirken eben wie Modelle auf Schienen die ihre Glieder nur ziemlich unkoordiniert herumwedeln können, andererseits können eben diese Modelle ganz wunderbar mit den Schauspielern und der Umgebung interagieren, sie haben einfach eine gewissen Masse. Damals wurden diese Effekte immerhin für einen Oscar nominiert!
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Zum Anderen ist der Film durch die Studiopower hinter ihm auch in höchsten Maßen professionell. Trotz der verhältnismäßig langen Spieldauer von knapp 90 Minuten kommt kaum Langeweile auf: das Pacing von Regisseur Douglas ist schlicht und ergreifend hervorragend! Das Padding hält sich wirklich in Grenzen, es gibt eigentlich keine Romanze als Nebenschauplatz, einzig die etwas erzwungenen Anflüge von Humor geben Abzüge in der B-Note. Die sind meistens nämlich gar nicht lustig. Dafür gelingen Regisseur Gordon einige Szenen, die auch heute noch wirklich spannend sind! Durch die Schwarz-Weiß-Fotografie und die beenten Verhältnisse des Vollbildformates kommt etwa im Ameisenbau zum Schneiden dicke Atmosphäre auf; aber auch das Finale mit den Soldaten die sich durch die Abwasserschächte kämpfen ist dein dicker Pluspunkt. Dazu kommt auch noch, dass die Schauspieler nicht etwa am Chargieren sind, sondern ihre Sache durchaus gut machen. Und auch das Sounddesign vermag zu begeistern: das „Kreischen“ der Ameisen ist wirklich unangenehm und sorgt für ein angemessenes Bedrohungsgefühl, und das obwohl sich der Film einigermaßen Zeit lässt, die Bedrohung zu enthüllen.

Die eindeutig größte Stärke des Films ist aber tatsächlich das Drehbuch! Im Script-Bereich hat „Formicula“ den unzähligen Epigonen einen unfassbaren Vorsprung voraus. Nicht nur ist das Script und damit der Film ziemlich spannend, abwechslungsreich und gut getimed, sondern der Film ist – wir reden hier immerhin über einen Film mit Riesenameisen – auch noch ziemlich intelligent geschrieben. Natürlich ist es Unfug, dass die Viecher so groß werden – wenn ich mich da richtig an die Worte meiner Biologielehrerin erinnere, geht das nicht durch das Exoskelett. Aber das muss man halt so schlucken, man weiß ja worauf man sich einlässt. Aber ansonsten ist der Film sehr logisch aufgebaut, die Figuren verhalten sich vernünftig, und man erfährt im Rahmen eines kleinen Exkurses sogar was über echte Ameisen. Der Angriff auf die Kanalisation im Finale ist zwar ein riesiges Plothole und widerspricht den vorhergehenden Geschehnissen, aber da kann man gut drüber hinwegschauen. Fragwürdig ist zwar, dass da sowohl Cop Peterson als auch FBI-Agent Graham in Uniform an vorderster Front mitkämpfen, aber gut, das sind halt nunmal unsere Hauptfiguren. Besonders interessant: eine einzelne Riesenameise ist eigentlich gar kein Problem, aber der Schwarm machts halt.

Damit wären wir auch schon beim Subtext angelangt, für dessen Erschließung man kaum um die Ecke denken muss. Natürlich kann „Them“ als eine Allegorie auf den kalten Krieg gelesen werden, mit dem Unterwandern der Vereinigten Staaten und der Gefahr des sowjetischen Kollektivs- bzw. Schwarmstaates. „Ist der Kalte Krieg heiß geworden?“ fragt da schonmal ein Reporter ganz unverblümt. Geboren durch die Atombombe (Aufrüstung und so), droht den USA das Überrennen durch die Gefahr der Masse. Natürlich rettet das tapfere amerikanische Militär letztendlich den Tag. Die einzige nenneswerte Frauenrolle (Pat) ist diesmal wirklich nicht mehr als schmückendes Beiwerk und wirkt zugegebenermaßen etwas erzwungen, da die Rolle des wissenschaftlichen Experten ja ihr Vater einnimmt. Das macht aber eigentlich gar nix; für konzentrierte Beobachter gibt’s noch ein besonderes Schmankerl: in einer Nebenrolle als Soldat ist Leonard Nimoy mit von der Partie!

Zusammenfassend also: „Formicula“ ist ein ganz vorzüglicher Monsterstreifen, der auch heute noch vollends überzeugen kann! Schöne Effekte, super Drehbuch, spannende Inszenierung: was will man schon viel mehr? Abzüge gibt’s wie gesagt für den unnötigen Humor, dafür können das hohe Tempo und die Abwechslung des Streifens mehr als begeistern! Formidabel (man verzeihe mir das Wortspiel)!

Anbei noch ein Wort zur DVD: das Menü im Stil einer Zeitung voller Panikmache ist schlicht und ergreifend extrem liebevoll gemacht! Schön!

Eine Rezension von David Kugler
(18. Dezember 2010)
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Daten zum Film
Formicula USA 1954
(Them)
Regie Gordon Douglas Drehbuch Ted Sherdeman, Russell S. Hughes
Produktion Warner Bros. Pictures Kamera Sidney Hickox
Darsteller James Whitmore, James Arness, Edmund Gwenn, Joan Weldon, Leonard Nimoy
Länge 88:43 FSK 12
Filmmusik Bronislau Kaper
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