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Glut der Sonne

Glut der Sonne

Ein Film von Gianni Puccini

Die Idee literarische Stoffe ins Westerngewand zu stecken, schien für die erfindungsreichen Italiener in den 60ern einen ganz besonderen Reiz auszumachen. Gerade Shakespeare erfreute sich, wenig verwunderlich wenn man den Bodycount seiner Stücke betrachtet, reger Beliebtheit.

In Enzo G. Castellaris „Django - Die Totengräber warten schon“ wurde bspw. die Hamlet-Tragödie verbraten.
Die klassische, zum Scheitern verdammte Liebesbeziehung zwischen Romeo und Julia ist hingegen Thema des kultigen „Glut der Sonne“.

Regisseur Gianni Puccini (der u.a. das Drehbuch zu „Bitterer Reis“ verfasste) inszenierte hiermit seinen einzigen Ausflug ins Italowestern-Genre der gleichzeitig einer seiner letzten Filme werden sollte (Puccini starb viel zu früh im Jahre 1968). Normalerweise war er eher in „anspruchsvolleren“ Genres zu Hause und willigte nur ein einen der damals geraden populären Genrefilme zu drehen, um sich einem alten Produzentenfreund gegenüber für frühere Gefälligkeiten erkenntlich zu zeigen.
Ähnlich wie seinem Kollegen Giulio Questi mit Django Kill... If You Live, Shoot!
gelang ihm ein außergewöhnlicher Genrebeitrag, der trotz einiger Mängel zu Unrecht in der Versenkung verschwunden ist.

Schon zu Beginn fühlt sich der Fan des Spaghetti Western wie zu Hause. Zu typischer Musik flimmert ein teils gezeichneter, teils künstlich verfremdeter Vorspann über den Schirm.
Danach sieh
t man eine blutüberströmten Reiter mit zerstörten Händen (einem der beliebtesten und am häufigsten wiederkehrenden Motive ) zu seiner Familie reiten. Bis zur Schwelle des sicheren Hauses schafft er es noch, dann beißt er in den Staub.
Er gehört zur Familie der Mountos (nette Abwandlung von Monatgue…….) die in einer erbarmungslosen Fehde mit den Campos (= Capulet) liegen. Wer den armen Reiter auf dem Gewissen hat ist unschwer zu erraten.
Ein solcher Schlag ins Gesicht der Mountos zieht natürlich erneute Vergeltung nach sich….
In diesen verhärteten Fronten kommt es denkbar ungelegen, dass sich das Nesthäkchen der Mountos Johnny (Peter Lee Lawrence) , der nicht allzu geschickt mit dem Schießeisen und auch ansonsten noch reichlich grün hinter den Ohren ist, in die schöne Giulietta(Cristina Galbó) verliebt….

Werkgetreu ist die Verfilmung des Shakespeare-Stoffes natürlich nicht - die Handlung ist vielmehr das (dürftige) Gerüst für die actionreiche Inszenierung einer bedingungslosen Vendetta.
Wo man beim Rest des Casts ob der schauspielerischen Leistungen nicht gerade Luftsprünge machen kann, sieht man Peter Lee Lawrence, der eigentlich Karl-Otto Hirenbach hieß, hier in einer seiner besten Rollen.
Als Querverweis zum Us-Western wird ihm noch ein schrulliger, ältlicher Sidekick mit Hakenhand zur Seite gestellt, der den Jungen in die sechs Gebote der heiligen Mutter Colt einweit:

„Lade nach jedem Schuss nach, schieß immer als erster, schieß, um zu töten, pass auf die auf, die sich tot stellen, pass auf einen zweiten Colt auf, dreh nie einem Schießeisen den Rücken zu“

Gute Tipps, die der Grünschnabel auch dringend nötig hat - Immerhin ist die Luft in „Glut der Sonne“ recht bleihaltig.
Die Leichenberge scheinen sich hier nur so zu türmen. Da lässt sich beim finalen Gemetzel selbst Gevatter Tod aka der Sensemann höchstpersönlich (dargestellt von Kultstar Paul Naschy) nicht lang um einen Auftritt bitten.

Solch originelle Einfälle erfreuen selbst den abgebrühten Italo-Fan der schon zig Werke aus dem Genre kennt, weswegen der Film, der hier in einer Erstveröffentlichung von Koch Media inklusive Bonusmaterial vorliegt( in die deutschen Kinos schaffte er es nicht vor 1972, eine Video oder gar DVD - Auswertung blieb ihm zunächst verwehrt) eine echte kleine Perle ist.

Credit und Copyright Coverfoto/Coverimage:
Koch Media

Eine Rezension von Anatol Holzbauer
(03. Februar 2009)
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Daten zum Film
Glut der Sonne Italien/Spanien 1967
(Dove si spara di più)
Regie Gianni Puccini Drehbuch María del Carmen Martínez Román
Produktion
Darsteller Peter Lee Lawrence, Cristina Galbó, Paul Naschy, Piero Lulli
Länge 98 FSK 16
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