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Der Wolfsmensch

Der Wolfsmensch

Ein Film von George Waggner

Nachdem sein älterer Bruder verunglückt ist, kehrt Larry Talbot (Lon Chaney) auf das Anwesen seiner Familie in Wales zurück, um dort seinem trauernden Vater (Claude Rains) beizustehen. Obwohl er sich in der provinziellen britischen Ortschaft zunächst nicht wohl fühlt, verliebt er sich schon bald in Gwen (Evelyn Ankers), die Tochter eines Antiquitätenhändlers, die jedoch bereits verlobt ist. Trotzdem willigt sie ein Larry, zusammen mit ihrer Freundin Jenny (Fay Helm) als Anstandsdame, zu einer Wahrsagerin, die sich im finsteren Wald niedergelassen hat, zu begleiten. Doch die Idylle währt nicht lange: auf dem Rückweg wird Jenny von einem großen Wolf angefallen und getötet. Larry, der ihr zu Hilfe eilt, wird vom Untier gebissen.

Im Gegensatz zu „Dracula“ und „Frankenstein“ konnte Universal bei diesem Film nicht auf eine Romanvorlage zurückgreifen, sondern musste sich bezüglich des Drehbuches (fast) alles selbst zusammenreimen. Zwar existiert in der europäischen Folklore der Archetyp des Lykanthrop, ein Standardwerk zu diesem Thema (so wie z.B. Bram Stoker die vielen Legenden vom Vampirismus in „Dracula“ verarbeitet hat) gibt es allerdings hierzu nicht.
Der Drehbuchautor Curt Siodmak stellte umfassende mythologische Forschungen zur Werwolfsthematik an und schuf mit seiner Darstellung des Wolfsmenschen eine eigene Mythologie, die auch in jüngeren Werwolffilmen („American Werewolf“, „Stephen King’s Werwolf von Tarker Millsâ
€œ, „Cursed“ ja sogar in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“) übernommen wird. Ursprünglich wollte Siodmak offen lassen, ob denn nun Larry tatsächlich zum Wolfsmenschen mutiert, oder ob er sich alles nur einbildet und immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Universal machte jedoch hier dem Autor einen Strich durch die Rechnung, da das Publikum auf der Leinwand den Werwolf auch sehen sollte.

„Der Wolfsmensch“ ist nicht nur einer der großen Klassiker, sondern hebt sich auch deutlich von der Massenware dieser Zeit ab, ist er doch wesentlich mehr als nur ein Gruselfilm.
Schon die Charaktere sind um einiges vielschichtiger, als man das von den Horrorfilmen der damaligen Zeit gewohnt ist. So passt die Dreiecksbeziehung zwischen Larry, Gwen und deren Verlobten ganz und gar nicht zum Genre, in dem die Hauptdarstellerin meist als ein braves, keusches Mädchen dargestellt wird, das nicht einmal zu wissen scheint was das Wort „böse“ meint. Für das damalige Unterhaltungskino ist diese Darstellung sehr mutig und dürfte sicherlich beim Publikum großen Anstoß genommen haben.
Auch die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist sehr komplex. Sir Talbot ahnt schon bald, dass sein Sohn ein Wolfsmensch ist, will es jedoch lange Zeit nicht wahrhaben. Auf diese Weise nimmt er ihn zwar immer wieder vor der Polizei in Schutz, spricht aber Larry nicht direkt auf seine Veränderungen an. Stattdessen gibt es zwischen Vater und Sohn einen ethisch-philosophischen Dialog über die menschliche Seele und die Dialektik von Gut und Böse. Nach Talbot gäbe es nur Grauzonen, aber nichts vollkommen Gutes oder Schlechtes. Diese Anschauung lässt sich auch auf den Film übertragen, der die Charaktere nicht in gut/sympathisch und böse/schlecht/unsympathisch spaltet, sondern deren Handlungsweisen sehr differenziert darstellt und über die Verhaltensweisen der Protagonisten nie ein moralisches Urteil fällt, was dem Film einen zeitlosen und glaubwürdigen Charakter verleiht.

Tricktechnisch hat „Der Wolfsmensch“ bereits wesentlich mehr zu bieten, als Universals ältere Monster Filme. Wenn der Wolfsmensch Wald und Moore unsicher macht, dann wirkt einfach alles perfekt: die Kulissen und Studioaufnahmen integrieren sich vollkommen ins Geschehen und verleihen diesen Szenen einen düsteren und beklemmenden Touch. Auch die Wolfsmaske, obwohl oft kritisiert, hat mich beeindruckt, hebt sie doch mehr die menschliche Seite der Kreatur hervor anstatt das Monster zu betonen. Der Soundtrack wird seiner Zeit gemäß eingesetzt: dramatisch, breit und sehr orchestral, dennoch wirkungsvoll.

Fazit: ein außergewöhnlicher Fall der Universal Monster Film, der dem Zuseher zwar wenig Horror bietet, stattdessen aber immer wieder die Grenzen des Genre sprengt. Sowohl Script und Darsteller, als auch Tricktechnik, Soundtrack, Masken und Sets machen den Klassiker sehenswert.


Eine Rezension von Florian Friedrich
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Daten zum Film
Der Wolfsmensch USA 1941
(The Wolf Man)
Regie George Waggner Drehbuch Curt Siodmak
Produktion George Waggner
Darsteller Claude Rains, Bela Lugosi, Lon Chaney, Evelyn Ankers, Fay Helm
Länge 70 min FSK 12
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