Slow Justice is no Justice
Durch einen Gefallen schlittert „Driver“ (Dwayne – „The Rock“ – Johnson) in die wohl übelste Geschichte seines Lebens, die auch so schnell nicht mehr enden wird: Als sein großer Bruder einen Fahrer für seine Bankräubergang braucht, springt „Driver“ großmütig ein, nicht ahnend, dass jemand ihren Plan verpfiffen hat und sie nach Erbeutung der Kohle in die Hände einer Gruppe perverser Snufffilmer fallen, die mit den Brüdern kurzen Prozess machen. Jedenfalls glauben sie das. „Driver“ wacht mit Metallplatte im Schädel im Krankenhaus wieder auf und wandert anschließend für die nächsten zehn Jahre ins Gefängnis. Kaum wieder draußen, hält er auch schon eine Liste in den Händen. Eine Liste mit Namen jener, die Schuld am Tod seines Bruders sind. Jetzt gibt es für „Driver“ nur noch eins: Rache…
Dem Titel zum Trotz ist „
Faster“ gar nicht so rasant, wie sich das actionliebende Auge vielleicht gewünscht hätte und dümpelt so vor sich hin, ohne wirklich mit großartigen Effekten aufzuwarten. Klar, ab und an wird dann doch mal aufs Pedal unten rechts getreten, allerdings muss man dazu sagen, dass in „
Drive Angry (3D) “ schon ärgerlicher und in „
Death Race“ schon tödlicher gefahren wurde. Die Verfolgungsjagden sind also ganz nett, aber nicht mehr, und lassen vor allem zu Fuß zu wünschen übrig. War wahrscheinlich aber für
The Rock auch nicht ganz leicht, mit den Bergen an Muskelmasse wie eine Gazelle übers Set zu fliegen. Da bediente man sich lieber des alten „Augen zu–Augen auf–Weg isser“-Tricks und ließ den „Fels in der Brandung“ Johnson mal eben sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden, bevor man ihm langatmige Wegrennszenen zumutete.
Die Personenkonstellation trägt dann aber wieder zu einiger Aufwertung des Films bei. Da gibt es den von Rache zerfressenen Protagonisten, den der schlimmste Tag in seinem Leben dazu bringen wird, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Rücksicht auf Verluste das Leben vieler anderer zu zerstören. Hinzu kommt ein psychopathischer Auftragskiller, der seinen Job für ’nen lumpigen Dollar macht, weil ihn nichts mehr antreibt als schneller zu sein als seine Opfer und der mit seiner Therapeutin darüber spricht, dass er seiner Freundin endlich einen Antrag machen will. Und schließlich ist da der drogenabhängige Cop, der kurz vor seiner Pensionierung noch diesen einen, wichtigen Fall abschließen muss und dessen Reputation ihm völlig egal ist, solange nur sein kleiner Sohn nicht schlecht über ihn denkt. Diese Dreieckskonstellation nimmt der Handlung die Eindimensionalität, die man vielleicht erwartet hätte, und produziert separate Erzählstränge, die unerwartet an bestimmten Stellen aufeinanderprallen und miteinander verflechten.
Wenn man eine simple Rache- und Abschlachtparade befürchtet hat, wird man im Laufe des Films eines besseren belehrt. „Driver“ lernt schnell, dass es auch in seinem selbst auferlegten Plan nicht immer nur schwarz und weiß zugeht. Geht er zuerst noch ohne Zögern auf sein erstes Opfer zu, fällt ihm dieses Vorgehen von mal zu mal schwerer. Zwischen Monster und Mitläufer liegen dann nämlich doch Welten, und „Driver“ muss erkennen, dass es leichter war, Rache zu üben, als man seine Opfer nur als Killer des eigenen Bruders kannte – und nicht als Familienvater oder um Vergebung flehenden Geistlichen.
In der Tat wird „
Faster“ doch noch relativ komplex und in der letzten halben Stunde recht spannend. Ein paar Wendungen sorgen für Aha-Effekte und Überraschungsmomente und heben den Film ein paar Zentimeter über das Sammelsurium an Durchschnittsactionern, die dieser Tage so über die Kinoleinwand flimmern.