George Roy Hill, Paul Newman und Robert Redford. Diese drei Herren bildeten in den 60er/70er Jahren kurzzeitig ein echtes Dreamteam, das sich gleich zwei Meisterwerke auf die Fahnen schreiben konnte, die noch heute immer wieder gern gesehen werden. Schuf das Trio 1969 mit “Butch Cassidy and the Sundance Kid” noch einen Prototypen des humoristischen Western, legte es vier Jahre später einen rasanten Klassiker im Bereich der Gaunerkomödie vor. “Der Clou” war mit sieben Auszeichnungen (u.a. Bester Film) der Abräumer bei der Oscar-Verleihung und avancierte zum Dauerbrenner. Die charmante Regie, die großartig auftrumpfenden Darsteller (vor allem Redford und Newman), das nostalgische 30er-Setting und die perfekt ausgeklügelte, mal spannende, mal witzige Geschichte garantieren nach wie vor kurzweilige Unterhaltung auf höchstem Niveau.
Chicago, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise: Johnny Hooker (Robert Redford) verdient sich sein Geld mit geschickten Trickbetrügereien. Als nach einem gewagten Coup sein Lehrmeister Luther Coleman (Robert Earl Jones) von einem Bodyguard des Gangsters Lonnegan (Robert Shaw) ermordet wird, sinnt der junge Gauner auf Rache. Lonnegan soll jedoch nicht getötet, sondern schlichtweg um ein paar Tausend Dollar ärmer gemacht werden. Zur Vollendung dieses Vorhabens steht Johnny der ebenso geniale Betrüger Henry Gondorff (Paul Newman) zur Seite. Das Duo fädelt einen raffinierten Plan ein, der dadurch erschwert wird, dass auch die (
korrupte) Polizei den beiden dicht auf der Spur ist…
Eigentlich fällt “Der Clou” in die Kategorie des `heist movie´, in dem ein krimineller Plan und dessen Ausführung dargestellt werden. Doch George Roy Hill findet für seine Schilderung vom „großen Coup“ des „kleinen“ Mannes in einer krisengebeutelten Zeit einen herrlich beschwingten Ton und versteht seine süffisante Gaunerposse nicht in erster Linie als ernsthaften Thriller. Es ist dieser ganz spezielle verschmitzte Humor der Story, der den Film u.a. zu einem Kultklassiker macht. Zwei kleinkriminelle Gangster, die alle gegeneinander ausspielen und sich zum Schluss so geschickt aus der Affäre ziehen, als wäre es ein Klacks. Die Gegner; die bestechlichen Cops, die feindlichen Gangster und sonstige Widersacher, sehen dabei ziemlich alt aus und merken lange nichts von ihrem Pech. Hill erhebt hier das im Fokus stehende Betrügerduo zu den beiden großen Sympathieträgern des Films. Von der ersten Sekunde an fiebert man mit ihnen mit, weil es einfach zu schön ist zuzusehen, mit welcher Cleverness und Ausgefuchstheit sie einen nach dem anderen in die Pfanne hauen. Der verlogene Gangsterboss Lonnegan und seine Laufburschen werden ganz still und leise, fast schon beiläufig, zu heimlichen Witzfiguren degradiert. Der Plan der beiden Profigauner, der sich über falsche Pokerspiele und fingierte Pferdewetten erstreckt, ist aber auch wirklich undurchschaubar.
Häufig reichen nur feine Blicke und Gesten- teils bewusst etwas übertrieben- aus, um dem Zuschauer ein Schmunzeln auf das Gesicht zu zaubern. Das ist aber auch der Verdienst der Darsteller. Paul Newman und Robert Redford sind einfach wie geschaffen für ihre Rollen, so als hätten sie nie etwas anderes gespielt. Newman, wie er mit unübersehbarer Schadenfreude in den blauen Augen auf seiner Zigarre kaut; und Redford, der im roten Anzug einen verhaltenen Trickdiebencharme entfaltet… Ein Traumduo, dem ich stundenlang zusehen könnte. In den Nebenrollen begeistert vor allem Robert Shaw als Gangster Lonnegan, dessen Schicksal der Zuschauer die ganze Zeit schon voraus sieht. Hill wechselt zwischen umwerfend komischen und richtig packenden Szenen oder kombiniert im günstigsten Fall beides miteinander. Das Drehbuch von David S. Ward lebt von Überraschungen und Wendungen im Minutentakt, die den Spannungslevel bis zum famosen Showdown oben halten.
Kostüme und Ausstattung erlauben zudem einen Einblick in das Chicago der 30er Jahre, das Chicago der Prohibition und des Ragtime-Jazz, in dem Hill sein Nostalgiestück stationiert; das Ganze so authentisch, dass man glauben könnte, der Film sei tatsächlich zu jener Zeit entstanden. Dem zuträglich ist Marvin Hamlishs Intonation von Scott Joplins weltbekannter Musik, die den Film als Titelthema durchzieht. Mit Sicherheit steckt in “Der Clou” auch ein Anflug von Hommage an die alten Gangsterstreifen der frühen Kinogeschichte. Hier wirkt zwar alles ein wenig überspitzt, bleibt aber dennoch im normalen Rahmen, so dass man der Story in keinem Augenblick nachsagen kann, dass sie über den Rahmen der Komödie zu dick auftragen und in Klamauk ausarten würde. Zusammengefasst: „Der Clou“ ist ein Evergreen. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, so dass man nach Genuss des Films tatsächlich den Wunsch verspürt, ihn gleich noch mal ansehen zu wollen.