Auch in George Clooneys zweiter Regiearbeit "Good Night, and Good Luck" geht es um eine wahre Begebenheit. Erzählt wird die Geschichte vom Journalisten und Nachrichtensprecher Edward Murrow und seinem Team beim Sender CBS, die im Jahre 1953 als Erste öffentlich gegen den damaligen Senator von Wisconsin, Joe McCarthy, und die von ihm geführte "Hexenjagd" auf Kommunisten auftraten.
In der in die amerikanische Geschichte als McCarthy-Ära eingegangene Zeitspanne von 1948 bis 1953 verfolgten McCarthy und das "Komitee für unamerikanische Aktivitäten" die kommunistische Partei und sämtliche Organisationen und Personen, die im Verdacht standen, irgendwie etwas mit dem Kommunismus zu tun zu haben. Und zwar unter grober Verletzung und Missachtung der Menschen- und Bürgerrechte. So wurden Personen aufgrund von Gerüchten und ohne Beweise vor das Komitee geladen oder gar verurteilt. Viele verloren ihren Arbeitsplatz allein deshalb, weil eine Firma es sich nicht leisten konnte, einen Verdächtigen als Mitarbeiter zu haben. Man wurde von Nachbarn, Freunden und Verwandten denunziert oder dazu gezwungen, Nachbarn, Freunde und Verwandte zu denunzieren. In Hollywood hat so mancher dem Regietitanen Elia Kazan ("Jenseits von Eden", "Die Faust im Nacken") bis heute nicht verziehen, dass er damals Kollegen an das Komitee verriet, um seine Arbeit zu behalten. Wer damals nicht für McCarthy und seine Methoden war, stand im Verdacht ein Kommunist zu sein.
Diese offensichtliche Parallele zum heutigen Amerika, in dem zwar kein Senator Kommunisten, aber ein Präsident Terroristen jagt, in dem die "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns"-Einstellung regiert, alles "unamerikanische" und "unpatriotische" panisch verfolgt wird, Menschen Angst haben zu sagen, was sie sich denken und Bürgerrechte durch den Patriot Act eingeschränkt werden, ist nur eines der Anliegen Clooneys mit diesem Film. Es geht ihm noch um mehr.
"Good Night, and Good Luck" stellt die Rolle und Aufgabe der Medien in Zeiten wie diesen in den Mittelpunkt. Murrow ist ein nüchterner Idealist, der an die Kraft des Verstandes glaubt und in seinen Sendungen unemotional die Fakten präsentiert, sie sachlich analysiert und kritisiert und klar seine Meinung argumentiert. David Strathairn spielt ihn mit fast versteinerter Miene, doch man spürt dahinter die Angst und den Zweifel, aber auch das Feuer und den Zorn. Als einer seiner Mitarbeiter aussteigen will, um das Team nicht gefährden, weil seine Ex-Frau während des Krieges einmal bei einer Versammlung einer kommunistischen Organisation war, lässt ihn Murrow bleiben. "Der Terror ist schon hier", meint er und er will sich nicht beugen. Als der Druck auf den Sender nach den ersten Sendungen gegen McCarthy größer wird und die Sponsoren aus Angst ihre Gelder abziehen, bestreiten Murrow und seine Kollegen die Kosten der Sendung aus eigener Tasche. "Good Night, and Good Luck" beschwört das Ideal des Journalisten als unbequemer Nachfrager, als kritischer und unabhängiger Geist im Dienste der Bevölkerung.
Dass Murrow am Ende doch gegen die Werbung und Geldgeber verliert (Seine Sendung wird verkürzt und auf einen schlechten Sendeplatz verlegt) ist die zweite große Parallele zum heutigen Amerika, insbesondere seiner Medienlandschaft, in der parteiische und unkritische Sender die öffentliche Meinung entscheidend mitprägen. Clooney versucht den Moment einfangen, in dem das journalistische Ideal zugunsten finanzieller Interessen und Notwendigkeiten verworfen wird. Auch Murrow musste eine seichte, aber sehr beliebte Tratsch- und Klatsch-Show moderieren, um weiterhin seine kritischen Nachrichten machen zu können.
Wie das Fernsehen in dieser Zeit, ist der Film in Schwarz-Weiß gedreht und spult sich in einem langsamen, ruhigen Tempo ab, mit wenigen Kamerabewegungen. Nur zweimal kommt Stress auf in der Redaktion und dafür wird dann auch die Kamera kurz vom Stativ genommen. Nüchtern, schlank, geradlinig und ohne eine Szene zuviel, wie Murrows Sendungen, entwickelt sich die Geschichte und folgt der Film seinen Helden durch den journalistischen Alltag. Wir beobachten Redaktionssitzungen, man zeigt uns technische Vorbereitungen für die Sendungen und lässt uns zuhören wie und welche Nachrichten für die Berichterstattung ausgewählt werden. Jede Szene spielt innen und so gut wie nie verlässt der Film das CBS-Gebäude.
Die Darstellerriege kann sich sehen lassen. Robert Downey Jr. und Patricia Clarkson spielen ein Ehepaar, dass seine Ehe geheim halten muss, um nicht gefeuert zu werden. Clooney selbst spielt Murrows unterstützenden Freund und Produzenten, Jeff Daniels deren missbilligenden Chef und Tate Donovan darf im Hintergrund Zigarette rauchen. Joe McCarthy darf sich selbst spielen. Clooney verwendet Originalaufnahmen von McCarthys Interviews und Reden und tut damit genau das, was auch Murrow in seinen Sendungen tat - Er interpretiert McCarthy nicht, sondern lässt ihn für sich selbst sprechen.
Eingerahmt wird die Geschichte, die mit dem ersten CBS-Bericht gegen McCarthy beginnt und mit dessen eigener Aussage vor einem Senatsausschuß endet, von einer Rede Murrows bei einer Ehrung einige Jahre später. Er geißelt die Bequemlichkeit des Fernsehens, das nur noch unterhält, amüsiert und isoliert, weil es sich mehr und mehr für Gameshows und gegen Information entschieden hat. Das Fernsehen könne informieren, lehren, bilden und inspirieren, meint Murrow, aber nur wenn es auch Leute gibt, die es dazu verwenden. Es ist klar, dass "Good Night, and Good Luck" das auch für das Kino einfordert.