Psst! Mal ganz ruhig! Hört ihr das? Da läuft doch irgendwo Wasser? Ach nein, das ist bloß 30 DAYS UNTIL I'M FAMOUS, der da so vor sich hinplätschert.
Müder Witz zu einem müden Film. In der TV-Reißbrettübung von 2004 geht es um Cole Thompson, einen Top-Musikmanager (genaugenommen muß es ein A&R-Mann sein, aber freilich zeigt sich die Geschichte gänzlich ungetrübt von Wissen über die Musikbranche), der innerhalb von 30 Tagen im Zuge einer Wette eine x-beliebige Frau zum Popstar machen soll. Grund der Wette? Sein Chef will einen anderen Manager (bzw. A&R) befördern und ihn entlassen, und offeriert ihm die Wette als letzte Chance, seinen Job zu behalten. Subjekt der Wette? Maggie, eine junge Latina-Frau, die gerade in der Firma Pakete abliefert. Ach je, da hinten sind ja schon ein paar Leute eingeschlafen.
Wo fangen wir an? Natürlich müssen Filme nicht realistisch sein, aber glaubwürdig wäre nett, wenn sie schon vorgeben, in der realen Welt zu spielen. Zu Beginn sieht man Thompson, wie er einen Millionen-Dollar-Deal mit einem Musiker am Telefon aushandelt. Jaja, Thompson ist ein knallharter Geschäftsmann und so erfolgreich, daß es ihn kaum kratzt, daß seine Freundin Carmen Electra aus seinem gigantischen Haus mit Pool auf immer abzwitschert. Warum genau würde der liebe Chef Thompson feuern wollen, selbst wenn ein anderer A&R noch
mehr Millionen scheffelt? Fragt den guten Mann doch mal lieber, wie er das in Zeiten der Internetpiraterie überhaupt schafft - vielleicht kann er der Branche aus der Krise heraushelfen.
Der Witz soll natürlich sein, daß Popmusik so designt ist, daß es völlig egal ist, wer das Gesicht dazu hergibt. Maggie kriegt also dementsprechend Image-Stunden, wo ihr beigebracht wird, wie eine medienwirksame Latina spricht (nämlich mit Akzent) und sich bewegt. Parallel dazu schafft irgendein anonymer Produzent tanzbare Mucke, bei der Maggies holpriger Gesang computerkorrigiert und in ein Meer von Background-Studio-Sängerinnen hineingemischt wird. All die Gemeinplätze, die man halt so erwartet von einem, hüstel, amüsanten Filmchen über das Musikbusiness. Nur: Warum, zur Hölle, wird Maggie dann als jemand gezeigt, der früher schon eigene Songs auf der Gitarre komponiert hat und im großen Finale statt der Playback-Dance-Pop-Nummer einen eigenen Song ultraauthentisch auf der Akustischen zum Besten gibt? Beißt sich die Tatsache, daß uns der Film die Frau als Musikerin zeigt, nicht irgendwie mit der Prämisse, daß man gar kein musikalisches Talent braucht, um Popstar zu sein? Immerhin: Auch wenn der Film das völlig anders sieht und Maggies Song für eine richtig steile Nummer hält, ist das Geflöte in Wahrheit dann doch ein unglaublich mediokres Stück Schaum, das in seiner Banalität kaum einen Fixplatz im nächsten Singer/Songwriter-Café sichern dürfte.
Abgesehen von der müden Handlung - ist der Streifen denn wenigstens witzig? Charmant? Unterhaltsam? Sagen wir doch mal so: Gegen die Alternative Testbild schneidet 30 DAYS gar nicht so schlecht ab. Camille Guaty trägt mit ihrem knuffigen Charme die eine oder andere Szene, aber dafür muß man auch permanent Sean Patrick Flanery ansehen, der in den ersten 30 Minuten dem Affen unglaublich viel Zucker gibt und Angst hat, man könnte ihn übersehen, während er dann den Rest des Films Maggie mit verliebten Hundeaugen angaffen darf und dabei einen Gesichtsausdruck macht, als wäre ihm gerade klargeworden, daß seine Karriere renovierungsbedürftig ist. Oh, und Udo Kier ist ja auch dabei, und wenn man mir gesagt hätte, daß er keinen Plattenfirmenchef spielt, sondern einen schwulen Hellseher, der nachts auf dem Friedhof herumbuddelt, hätte ich ihm das ohne Widerspruch abgenommen.
Damit niemand sich das Spektakel ernsthaft ansehen muß, verrate ich jetzt noch, wie alles ausgeht: Maggie und Cole werden glücklich. Wer hätte es gedacht!