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von Hélène Cattet, Bruno Forzani




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Nosferatu

Nosferatu

Ein Film von Friedrich Wilhelm Murnau

Friedrich Wilhelm Murnaus NOSFERATU aus dem Jahre 1921 ist wohl einer der Filme, die das Prädikat Stummfilmklassiker zu Recht verdienen. Obwohl ihn heutzutage bei Weitem nicht jeder in voller Länge gesehen hat. Das schaurig-einprägsame Bild des von Max Schreck verkörperten Graf Orlok hat jeder sofort vor Augen, wenn von NOSFERATU die Rede ist. In diesem Fall können wir wohl von besonders großem Glück sprechen, dass dies so ist. Eine Vielzahl von Werken aus der Frühzeit des Films ist dem schlechten Material zu Opfer gefallen, auf dem sie abgefilmt worden sind. Sie sind schlicht und einfach nicht mehr erhalten. Auch sieben Filme F.W. Murnaus aus den Jahren 1919-1921 gelten als verschollen oder sind nur noch fragmentarisch erhalten. So z.B. seine erste Regiearbeit DER KNABE IN BLAU aus dem Jahre 1919. Heutzutage besteht nur wenig Hoffnung solche Filme noch aufzufinden, obschon es glückliche Ausnahmen gibt. Von Murnaus Film DER BRENNENDE ACKER ist in beinahe vollständige Kopie 1978 durch Zufall im Besitz eines italienischen Priesters gefunden worden.

Die Ausgangslage für NOSFERATU gestaltete sich um einiges ungünstiger. Hier bedrohte den Film nicht nur der Zahn der Zeit sondern auch ein Gerichtsurteil aus dem Jahre 1924, demzufolge sämtliche Kopien des Filmes vernichten werden mussten. Erreicht hatte dies Florence Stoker, die Witwe des Dracula-Autors Bram Stoker. Sie sah durch den Film die Urheberrechte ihres verstorbenen Gatten verletzt und bekam in
dieser Frage auch Recht vor einem Berliner Gericht. Was uns den Film dennoch bewahrte, war der glückliche Umstand, dass zwischen Premiere und Gerichtsurteil ganze zwei Jahre verstrichen, so dass in der Zwischenzeit einige Kopien ins sichere Ausland, namentlich nach Frankreich, gelangten.

Die Ähnlichkeiten zwischen dem Roman DRACULA und der in NOSFERATU erzählten Geschichte lassen sich nicht von der Hand weisen. Da F.W. Murnau die Rechte an Stokers Roman nicht bekam, ließ er Henrik Galeen einige Veränderungen am Originalstoff vornehmen. Dass der Drehbuchautor mehr leistete, als lediglich die Namen der Figuren zu ändern und die Haupthandlung von London ins fiktive Wisborg zu verlegen und eine Geschichte von ganz eigener Qualität schaffte, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Die Handlung wurde gerafft, einige Figuren gänzlich außen vorgelassen und das Ende komplett umgeschrieben.

Retrospektiv, aus der Sicht eines Stadtschreibers des verschlafenen Städtchen Wisborgs, wird in NOSFERATU die Geschichte einer mysteriösen Pestepidemie des Jahres 1938 erzählt. „Lange habe ich über Beginn und Erlöschen des großen Sterbens in meiner Vaterstadt Wisborg nachgedacht. Hier ist seine Geschichte: Es lebten in Wisborg Hutter und seine junge Frau Ellen…“ Dieser erhält von seinem Arbeitgeber, dem Makler Knock, den Auftrag nach Transsylvanien zu reisen, um mit einem Grafen Orlok über den Kauf eines Hauses zu verhandeln. Auf der Burg des Grafen angekommen, merkt Hutter zunächst gar nicht, wem er da ein Haus verkauft. Als Hutter sich dessen bewusst wird, scheint es schon zu spät und der Vampir auf dem Wege nach Wisborg zu sein.

Transit Film veröffentlicht nun erstmals eine nahezu komplett restaurierte Fassung des Filmes, die nun die deutschen Originalzwischentitel beinhaltet. Auch die originalen Viragen wurden wiederhergestellt, nachdem der Film Bild für Bild digital überarbeitet und ausgebessert worden ist. Obschon die Bildqualität nach all der Mühe selbstverständlich trotzdem nicht mit neueren Filmproduktionen vergleichbar ist, ist das Ergebnis bei einem Film dieses Alters dennoch äußerst beeindruckend. Höhepunkt der restaurierten Fassung ist jedoch zweifelsohne die von Berndt Heller rekonstruierte Originalmusik von 1921 nach Hans Erdmann, die dem Untertitel NOSFERATUS – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS – zu angemessen schaurigen Ehren reicht und die düstere Atmosphäre der Bilder unterstreicht.
Ein Zeitgenosse Murnaus mokierte sich darüber, was für eine Verschwendung es doch sei, soviel handwerkliches Geschick und filmisches Gespür einzig und allein darauf zu verwenden Schrecken bei den Zuschauern hervorzurufen. Dieser Vorwurf ist – wenn man so will - also bereits ein altes Lied und wird dem Genre des Horrorfilms – dessen Vielfalt sich über die Jahre hinweg herausgebildet und gesteigert hat – auch heute noch entgegengehalten. Dieser Vorwurf ist eng verwoben mit der bis heute anhaltenden Debatte über Sinn und Zweck des Kinos, das im Grunde schon seit seiner Entstehung zwischen Unterhaltung und Kunst hin und her schwankt und am liebsten beides mit einander verbinden möchte. Auf diesem schmalen Grat wandelte auch der expressionistische Film, zu dessen bekannteren Vertretern Filme wie Robert Wienes DAS KABINETT DES DR. CALIGARI oder Paul Wegeners DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM, aber auch Fritz Langs DR. MABUSE – DER SPIELER gehören. Als typisch für den expressionistischen Film dürfen wohl die übertriebene Gestik und Mimik der Darsteller gelten, die beinahe wie eine Karikatur menschlicher Gefühle und Empfindungen wirken. Unterstützt durch ein intensives Licht- und Schattenspiel und die kongeniale Musikuntermalung werden sie für den Zuschauer fühlbar. Ein nahezu perfektes Zusammenspiel.

Wem dies zu wenig erscheint, der mag in NOSFERATU gerne auch einen Propagandafilm gegen den Bolschewismus sehen, in dem die vermeintlich drohende Gefahr aus dem Osten in der Gestalt des Grafen Orlok – in der manche sogar eine Karikatur Lenins zu erkennen glauben - über den Westen hereinbricht. Eigentlich jedoch unnötig anzumerken, dass dies zu viel der guten Interpretation ist. Es ist schon faszinierend genug - so grotesk dies anfänglich auch klingen mag - dass Max Schrecks Graf Orlok das bildgewordene Gefühl dessen darstellt, was man beim Schauen des Filmes empfindet.
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Eine Rezension von Anja Mikolajek
(05. Dezember 2007)
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Daten zum Film
Nosferatu Deutschland 1922
Regie Friedrich Wilhelm Murnau Drehbuch Henrik Galeen
Produktion Prana Film GmbH
Darsteller Max Schreck, Gustav von Wangenheim, Greta Schroeder, Alexander Granach
Länge FSK
Nosferatu ist am 8.10.2007 bei Transitfilm in einer schmucken Steelbook-Edition auf DVD erschienen. Neben dem Film in restaurierter Fassung enthält die DVD zudem eine Dokumentation über Friedrich Wilhelm Murnau und seine frühen (verschollenen) Filme, sowi
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