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Fliegende Untertassen greifen an

Fliegende Untertassen greifen an

Ein Film von Fred F. Sears

Dass Emmerichs „Independence Day“ so intelligent wie ein Amboss ist, ist jetzt nicht unbedingt eine Neuigkeit; dass er auch äußerst unoriginell ist, ist auch für die wenigsten eine neue Erkenntnis. Alien-Invasionsfilme gibt es zahlreiche, und mit „Fliegende Untertassen greifen an“ betrachten wir heute mal eine direkte Basis von Emmerichs Krawallstreifen (neben etwa auch „Kampf der Welten“). Regie führte hierbei Fred F. Sears, der sich immerhin damit rühmen kann, mit seinem Film „The Giant Claw“ vielleicht das hässlichste und lächerlichste Riesenmonster aller Zeiten geschaffen haben. Aber was den Schotter hier besonders reizvoll (zumindest für mich) macht: die Spezialeffekte stammen von Ray Harryhausen!

Raketenforscher Dr. Marvin leitet ein Projekt um den ersten Weltraumflug der Menschheit vorzubereiten: mithilfe von Raketen schießt er mehrere Beobachtungssatelliten ins All. Doch einer nach dem anderen stürzt wieder ab, und als er gerade Start Nr. 12 vorbereiten will, passiert etwas Unglaubliches! Auf dem Weg zur Abschussrampe begegnen er und seine Sekretärin/Ehefrau Carol einer fliegenden Untertasse! Auf seinem zufällig mitlaufenden Diktiergerät hinterlässt diese ein Signal, das jedoch nicht entschlüsselt werden kann. Kurz vor dem Start der Rakete landet eines der UFO und wird vom US-Militär mit Artilleriebeschuss empfangen. Die Reaktion folgt sogleich: die Raketenb
asis „Sky Hook“ wird prompt in Schutt und Asche gelegt! Die Aliens fordern Verhandlungen zur friedlichen Weltübernahme, ansonsten würde der Planet vernichtet! Dr. Marvin und der ganzen Menschheit läuft die Zeit davon, eine Waffe zu entwickeln, die den technologisch überlegenen Aliens ebenbürtig ist...

Wer „Mars Attacks“ von Tim Burton kennt, dem dürfte dieser Film äußerst bekannt vorkommen. Nicht nur wurde das Design der fliegenden Untertassen (ich liebe diesen Ausdruck!) praktisch 1:1 übernommen, sondern auch im vorliegenden Film benutzen die Aliens einen Strahler, der seine Ziele in Sekundenschnelle desintegriert bzw. halt verschwinden lässt. Das der nicht immer ganz konsistent ist, weil manche Dinge auch mal explodieren – geschenkt. Der Storyaufbau ist ähnlich krude, was bei Burtons Film – der als Parodie angelegt ist – aber natürlich wesentlich besser funktioniert. Kopfschüttelnd saß ich vor meinem Bildschirm, als die Amerikaner die Außerirdischen nicht etwa mit vorsichtiger Kontaktaufnahme empfingen, sondern quasi sofort und ohne nachzudenken das Feuer eröffneten. Das Mitleid mit der Menschheit hält sich dementsprechend ziemlich in Grenzen. Ansonsten ist die Chose ziemlich bierernst vorgetragen, ohne aber echte Leidenschaft oder auch einen wirklichen Camp-Faktor aufzuweisen. Es sei denn natürlich, der Film wagt sich mal wieder an wissenschaftliche Erklärungen! Ich bin ja wahrlich kein Physiker, aber das Zeitverschiebungsgedöns in dem Film ist so irre, dass ich nichtmal beginnen kann das adäquat wiederzugeben!
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Um jetzt aber mal zu den Schauwerten des Films zu kommen: das sind natürlich die Spezialeffekte. Und Junge, schwanken die in der Qualität! Harryhausens UFOs sind natürlich zeitlos und schlicht und ergreifend ganz wunderbar. Das Design der UFOs ist (inzwischen) natürlich ganz klassisch, inklusive „Satellitenschüssel“ die Todesstrahlen verschießt. Dabei ist ein bemerkenswerter Aufwand seitens Harryhausen betrieben worden: wenn die Raumschiffe mit dem (zahlreichen) Stock-Footage interagieren geschieht dies nicht über zwei separate Einstellungen mit Zwischenschnitt, sondern Harryhausen legte seine Stop-Motion-Animation über das Stock-Footage. Und natürlich das obligatorische Zerstörungsfeuerwerk mit zahlreichen Wahrzeichen in Washington D.C. ist dann das eindeutige Highlight des Films. Die Zerstörung des Capitols ist beispielsweise ganz fantastisch, während manchmal aber leider auch UFOs abstürzen und offscreen explodieren – das mag vielleicht am Budget liegen. So schön die Effekte von Harryhausen aber auch sind, sind sie ebenso etwas eintönig. Na gut, es gibt halt die immer gleichen fliegenden Untertassen die so manches Haus zerstören, aber seine wirkliche Stärke kann Harryhausen eben bei animierten Kreaturen jedweder Art beweisen, was es hier leider nicht gibt. Die Aliens sind nämlich Menschen in absolut grässlichen Kostümen – schon faszinierend wie Regisseur Sears ein Händchen für solche Nullnummern hat.

Ansonsten ist natürlich die grenzenlose Naivität des Films schon bemerkenswert. Die Waffenentwicklung der Menschen ist zwar im Rahmen des holprigen Magnetfeldgewäsches schon irgendwie „logisch“, aber dass die Aliens dem einerseits nichts entgegenzusetzen haben und andererseits den Menschen diese lange Frist setzen ist wiederum nicht verständlich. Dass die Rettung der Welt natürlich von Amerika ausgeht und der Rest der Welt kaum einbezogen wird, ist im Rahmen des Zeitgeistes nachvollziehbar. Das unendliche Vertrauen in die amerikanischen Werte und den inneren Zusammenhalt ist in etwa so belustigend wie die ganze Motivation der außerirdischen Invasoren, die eigentlich ziemlich vollständig im Dunkeln bleibt. Die wird zwar erklärt, aber bleibt doch eher fragwürdig. Darüberhinaus werden zahlreiche Dinge zwar angerissen, aber enden wie so oft im Nirgendwo, so dass sich manchmal leider doch die ein oder andere Länge einschleicht. Ermüdend ist dann leider noch der langatmige Einstieg: der Film beginnt mit einer Montage und einem eher unmotiviertem Sprecher, der uns ein paar Grundinfos gibt, aber als Filmbeginn leider nicht so richtig mitreißen kann.

Zusammenfassend kann man also festhalten, dass der Film trotz der Beteiligung von Ray Harryhausen nicht wirklich überzeugen kann. Zum einen ist die Geschichte eigentlich ziemlich langweilig (es passiert nicht wirklich viel), zum anderen sind die Spezialeffekte zwar schön anzuschauen (wie gesagt: die UFO-Szenen, nicht die Alienkostüme), können aber den Film auch nicht retten. Für Komplettisten und Nostalgiker sicherlich ganz interessant, aber kein wirklich guter Streifen – und auch von Harryhausen gibt es viel besseres.

Insofern haben wir ein ähnliches Problem wie auch bei "Das Grauen aus der Tiefe": Harryhausens Effekte sind eigentlich zu gut und zu liebevoll für solchen Käse, dem holprigere Tricktechnik im Sinne des Unterhaltungswertes besser zu Gesicht gestanden hätten.

Eine Rezension von David Kugler
(24. Oktober 2010)
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Daten zum Film
Fliegende Untertassen greifen an USA 1956
(Earth vs. the Flying Saucers)
Regie Fred F. Sears Drehbuch George Worthing Yates, Bernard Gordon
Produktion Clover Productions Kamera Fred Jackman Jr.
Darsteller Hugh Marlowe, Joan Taylor, Thomas Browne Henry, Donald Curtis, Morris Ankrum
Länge 79:56 FSK 12
Filmmusik Mischa Bakaleinikoff
Bild 3 zeigt die nachcolorierte Fassung. "Die Bestie aus dem Weltenraum" und "Das Grauen aus der Tiefe" wurden ebenfalls nachcoloriert.
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