Wir schreiben das Jahr 1956.
Es ist die Zeit der Cadillacs und Jukeboxen - Es ist die Zeit des Rock N´Roll.
Erst vor wenigen Jahren hat Elvis Presley die Welt in ihren Grundfesten erschüttert: Der Junge aus Tupelo hat gerade sein erstes Album für die RCA aufgenommen, sein „Heartbreak Hotel“ wird ein Riesenhit.
Von den Altvorderen noch weitgehend ignoriert, erkannten damals nur wenige Filmproduzenten das Potential der neuen Musikrichtung.
Die Jugend jedoch war begierig darauf ihre Idole „live“ auf der Kinoleinwand zu sehen.
Regisseur Frank Tashlin, zuvor häufig als Gagschreiber für die Marx Brothers und Screenwriter tätig, kam diesem Wunsch nach und schuf einen echten Kultfilm direkt aus der Rockabilly Ära Mitte der 50er.
Bei uns kam der Film unter dem wunderbar-hirnrissigen Namen „Schlagerpiraten“ in die Kinos, wurde bei seiner Wiederaufführung 1982 jedoch wieder mit dem Originaltitel versehen. Von dem deutschen Titel sollte man sich nicht irritieren lassen: Freibeuter sieht man weit und breit keine und wenn das was in dem Streifen gespielt wird, tatsächlich Schlager ist dann würde ich mir Samstags sicher regelmäßig den Silbereisen reinziehen.
Der Soundtrack von "The Girl Can´t Help It" vereint nämlich ein paar der größten Rockabilly und Soul/Gospelstars der damaligen Zeit.
Angefangen bei Little Richard, der auch den titelgebenden Song beisteuert (The girl can´t help
it, she was born to please….. Jayne Mansfield agiert den ganzen Film hindurch getreu diesem Motto) und endend bei Gene Vincent (Bebop-A-Lula) und Fats Domino.
Alle Stars haben zudem Gastauftitte, damals eine einmalige Gelegenheit seine Idole lebensnah zu sehen!
Schauspielerin/Sängerin Julie London, die die Verflossene von Tom spielt, gibt auch eine schöne Version des Klassikers „Cry me a River“ (wurde später unzählige Male, u.a. von Joe Cocker gecovert)zum Besten.
Zwar treten auch ein paar obskurere Bands auf , die nicht unbedingt viel mit R N´R zu tun haben und bei denen es mit dem „Twist“ auch nicht so recht klappen will, doch großteils ist der Soundtrack ausnahmslos große Klasse.
Zur Story:
Presseagent Tom ist ganz am Boden angekommen. Am Boden der Flasche um genau zu sein. Seinen momentanen beruflichen Misserfolg und den Verlust seiner großen Liebe ersäuft er im einzigen ihm gebliebenen Freund, dem Whiskey. Umso überraschender kommt da das Angebot des ehemaligen Gangsterbosses und Spielautomaten Königs Fats Murdoch: Tom soll aus der zukünftigen Ehefrau Murdochs, Jerri
Jordan, einen Schallplatten - Star machen.
Zuerst hält Tom das alles für einen schlechten Scherz des ebenso abgehalfterten Mobsters und lehnt ab.
Als ihm Jerri (Jayne Mansfield) dann aber höchstpersönlich gegenüber steht, ist er recht rasch von deren Talenten überzeugt.
Als sich im Studio jedoch herausstellt, dass Jerri zwar umwerfend aussieht, mit ihrem „Gesang“ jedoch Glas zum bersten bringt, ist Tom hin und her gerissen zwischen seiner offensichtlichen Zuneigung zu Jerri und treuer Pflichterfüllung gegenüber dem rabiaten Gangster Murdoch, der keinerlei Vertragsabweichungen duldet….
Ursprünglich als reines Vehikel für die Mansfield gedacht, warf der Film in seiner Parallelhandlung einen satirischen Blick auf die neue Jugendkultur.
Damals dachten die Leute auch noch, dass der Rock N´ Roll, der ihre Kinder verdarb und die Gesellschaft zu Grunde richtete, nur eine Eintagsfliege bleiben würde (oder zumindest hofften sie es) und einer Sternschnuppe gleich, genau so schnell verschwunden sein würde wie er gekommen war.
Glücklicherweise war dem nicht so - der Film erhielt eine ganz besondere Bedeutung im Zuge des neuen Zeiten - wie plärrte doch Robert Zimmerman einst so treffend „The times they are a-changin´“: der Film zeigt genau das.
So wurde der Streifen mehr oder minder unfreiwillig ein Kultstreifen für Jugendliche auf aller Welt. Unter den Fans des Films waren auch ein paar Liverpooler Kids namens John Lennon und Paul McCartney, die sich den Film gleich mehrere Male gaben.
Für die beiden war damit das Urteil, was sie mit ihrem Leben machen wollten, gefällt. Ob das ausschließlich am mitreißenden Rockabilly Sound oder aber an den offensichtlichen Reizen der Mansfield lag ist nicht genau überliefert.
McCartney jedenfalls lernte über den Silver Screen Eddie Cochrans kompletten „Twenty Flight Rock“, was ihm auch den Posten bei einer jungen Band, die später die Beatles werden sollte, sicherte.
Für Mansfield war der Film ein besonderer Karrierehöhepunkt. Für ihre selbstironische Rolle erhielt sie den Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin.
Der Film ist abgesehen von der Musik eine typische harmlose Musikkomödie der 50er. Pointierte Dialoge, ein straffes Drehbuch und natürlich reichliche Verwicklung erotischer Natur, ausgelöst von der drallen Jayne sorgen allerdings zusätzlich (zum Sound) dafür, dass der Film auch heute noch sehr unterhaltsam ist.
Wer also auf den typischen 50ies Rock N´Roll steht, sollte diesen Streifen nicht verpassen.
Ein echtes Kleinod und eine nette Zeitkapsel zudem!
In diesem Sinne kann man also schon mal getrost den Pomadevorrat aufstocken, die Jeans aufkrempeln und die Milkshakes einkühlen.
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