Tele5, ein Sender eher für Trashfreunde, hat eine meisterhafte Filmreihe ins Leben gerufen: „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“, präsentiert von Peter Rütter und Oliver Kalkofe. Die beiden Herren präsentieren mehr oder weniger schlechte Filme, helfen mittels einer Anfangsrede der filmischen Einordnung, schlagen Trinkspiele sowie Cocktails vor, und kommentieren die Ereignisse nach jeder Werbepause schließlich nochmals zusammenfassend. Dazu werden auch öfter mal kurze Texttafeln eingeblendet, die das Geschehen auf dem Bildschirm verballhornen – das Endergebnis dieser Idee ist wirklich lustig. Umso dankbarer ist es dann auch, dass endlich mal Streifen gezeigt werden, die man sonst nicht sieht; so etwa auch den vorliegenden „Der Thron des Feuers“ von Franco Prosperi. Italienischer Barbarenschund – genau mein Ding!
In einem nicht so fantastischen Fantasyreich (immerhin gibt es Bezüge zu Gott, dem Teufel sowie Odin) wird aufgrund einer Vergewaltigung der Antichrist namens Morak geboren – was uns der Film leider mittels einer dreiminütigen Einstiegssequenz zu Anfang bereits aufbürdet, und somit wirklich einschläfernd ist. Morak hat natürlich nur ein Ziel: die Herrschaft über das Reich an sich zu reißen! Doch dazu muss er nicht nur den König umbringen, sondern auch noch dessen Tochter und damit rechtskräftige Nachfolgerin an – festhalten - dem Tag der Nacht am Tage vor Sonnenuntergang (ja wirklich!) ehelichen, weil er sonst auf dem Thr
on des Feuers verbrennen würde. Woher der Thron das weiß, ob derjenige da wirklich sitzen darf, ist nur ein kleines Detail, das hinterfragt werden könnte: it's magic! Doch zur gleichen Zeit wird Siegfried geboren, ein gestählter Muskelmann, der sich Morak in den Weg stellt. Sein Ziel: die Prinzessin Valkari zu beschützen, die der Schlüssel zur Macht ist...
Siegfried, der selbst im italienischen Original so heißt, wird hier von Peter McCoy gespielt. McCoy heißt mit bürgerlichem Namen Pietro Torrisi und war immerhin Anfang der 60er mal Mister Italien. Der trainierte Bodybuilder macht dabei auch keine schlechtere Figur als etwa Miles O'Keefe in den
Ator-Filmen, auch wenn natürlich an ihm kein Schauspieler verloren gegangen ist. Allerdings ist seine Physis mit 43 Jahren immer noch recht beeindruckend. Die Prinzessin wird natürlich von niemand anderer als Sabrina Siani gespielt, die im Bikini durch gefühlt jeden zweiten Barbarenstreifen springt. Sinia ist wahrlich nicht die größte Schauspielerin (wenn einen schon Viel- und Billigfilmer Jess Franco als mieseste Aktrice bezeichnet, sollte man sich Gedanken machen...), und auch in diesem Film beweist sie erneut ihr absolutes Unvermögen. Wenigstens bringt sie einen Hauch Erotik in die Geschichte ein, und überzeugt vor allem dann, wenn ihre hypnotisierte Filmfigur völlig apathisch an der Kamera vorbeistarrt.
Dabei könnte man „Der Thron des Feuers“ auch in „Der Film des Genetivs“ umbenennen, da Prosperis Barbarenepos wie jeder schlechte Fantasyfilm munter mehr oder minder magische Dinge in die Handlung einwirft, wenn ihm gerade sonst nichts mehr einfällt. Ganz herrlich ist dann natürlich „Der Brunnen des Wahnsinns“, der sich als Pappmaché-Gewölbe der billigsten Machart entpuppt. Und was da alles kreucht und fleucht! Als hätte Regisseur Franco Prosperi (das ist übrigens
nicht Franco E. Prosperi, der Macher von Mondo Cane, der dummerweise den gleichen Namen hat und noch verwirrender zur gleichen Zeit im Filmbusiness aktiv war!), nicht nur die örtliche Geisterbahn auf dem Rummel sondern auch den Kleintierzoo geplündert. Plastik-Fledermäuse wechseln sich mit einer aggressiven Gans (!), einem ängstlichen Panther, einer Eule, Bodennebel, Skeletten sowie künstlichen Spinnweben ab. Und wenn dann eine herrenlose Rüstung durch die Kulisse stakst, und mit einem schlecht getimten Axthieb die Styroporwand einhaut, wackelt nicht nur das Zwerchfell, sondern auch die preisgünstige Kulisse.
Hinter der Wand verbirgt sich dann übrigens ein Gang, der direkt in die Kerkerzelle von Siggis Vater führt, der ihn flugs unsichtbar und unverwundbar zaubert. Das kann er? Interessant! Man möge sich diese Konstruktion des Verlieses übrigens mal vor Augen führen: aus Papas Zelle führt scheinbar ein Gang heraus, der dann aber einfach vor einer Wand endet. Warum sollte man sowas bauen?! Aber egal: der Testosteronberg materialisiert sich also im Gefängnis der Prinzessin, und nach kurzem Beschnuppern verkündet er seinen großartigen Plan:
„
Wir müssen da raus!“, und zeigt dabei aus dem Fenster! Großartig!
Was folgt ist die Handlung von gefühlt jedem zweiten Barbarenfilm: die beiden Helden werden immer wieder geschnappt, können sich befreien, werden geschnappt, etc. pp. bis schließlich die Hochzeitszeremonie am Tag der Nacht am Tage von uns' Siggi unterbrochen wird, der schwuppdiwupp Morak auf den Thron des Feuers setzt, welcher – Überraschung – sofort das Brennen anfängt, und uns endlich vom Film erlöst. Doch halt, im Epilog zeigt sich Neukönigin Valkari als gute Demokratin und beschließt, Siggi zu heiraten, nachdem ihr Volk (alle 12 Leute davon) gefordert haben, dass Siggi König werden soll. Wie romantisch!
Und das eigentlich tragische daran ist: im Gegensatz zu den Ators und Thors dieser Welt wirkt Prosperis Film – natürlich nur im Rahmen eines italienischen Barbarenfilms – fast schon aufwändig realisiert. Man drehte jede Menge in einer offensichtlich modernen Burg, um auch mal etwas anderes als die üblichen Wald, Wiesen und Kiesgruben zu zeigen (die selbstverständlich auch ausführlich vorkommen). Natürlich fackelt man zahllose Strohdörfer ab, schwingt Plastikschwerter durch die Gegend und streckt den Streifen mit dramaturgisch völlig unsinnigen Zeitlupen auf Spielfilmlänge.
Aber: den cineastischen Marianengraben eines „
Thor - Der unbesiegbare Barbar“ erreicht Prosperis „Der Thron des Feuers“ zu keinem Zeitpunkt. Sicherlich: Siggis Abenteuer im italienischen Hinterland ist meilenweit entfernt von einem guten Film, aber in seinem begrenzten Rahmen leidlich unterhaltsam und so schnell aus dem Hirn wieder draußen, wie er reinging. Und ihn als einen der „schlechtesten Filme aller Zeiten“ zu titulieren – wie es die Tele5 Reihe tut – ist dann doch etwas über das Ziel hinausgeschossen. Insofern ist „Der Thron des Feuers“ bäriger Barbarenblödsinn mit ein paar schrillen Szenen; aber bei weitem nicht der Bodensatz des Subgenres.