Ein dunkler, von blassgrauen Nebelschleiern durchzogener Wald, in dem durch die Stille auf einmal Zweige knacken und seltsame Laute ertönen, die man keinem bestimmen Tier zuordnen kann. Eine unerforschte Höhle, die in ihren labyrinthartig verzweigten Gängen noch so manch unliebsame Spezies beherbergt. Ein altes Haus mit knarrenden Dielen und einem verstaubten Dachboden, auf dem vor Jahren mal jemand auf grausame Weise zu Tode kam. – Manche Orte sind schon aus sich selbst heraus gruselig, ohne dass es das aktive Zutun eines lebendigen Wesens bedarf. So läuft eben auch einigen Menschen ein Schauer über den Rücken, wenn sie sich eilig durch ein schwach beleuchtetes Parkhaus bewegen, und auf dem Weg zu ihrem Auto versuchen, nicht daran zu denken, dass hinter jeder Säule das Unheil lauern könnte.
Was für einen besseren Schauplatz gibt es also, um folgende Geschichte zu erzählen: Workaholic Angela (Rachel Nichols) tritt an Weihnachten natürlich als Letzte ihren wohlverdienten Feierabend an. Während all ihre KollegInnen scheinbar schon zu Hause bei ihren Familien sind, muss sie selbst erst noch durch die Tiefgarage, um im Stockwerk P2 zu allem Übel festzustellen, dass ihr Wagen nicht anspringt. Mit Riesenteddy, Geschenketüten und Weihnachtsmannkostüm bepackt stolpert Angela über den eine Spur zu hilfsbereiten Parkwächter Thomas (Wes Bentley, „
Ghost Rider“). Und damit nimmt das Unheil
seinen Lauf. Eine Kopfnuss und einige Momente Bewusstlosigkeit später findet sich die junge Frau im Thomas’ Büro wieder: um sich einen weihnachtlich geschmückten Raum, vor sich einen hübsch gedeckten Tisch mit einer langstieligen roten Rose auf dem Teller und einer schweren Eisenkette um ihren Knöchel…
Die Örtlichkeit bringt das erste Gruseln schon ganz einfach mit sich: Die kalte Atmosphäre eines menschenleeren, dunklen Parkhauses scheint wunderbar geeignet für einen Horrorfilm zu sein und bereichert den Film mit einem schaurig-schönen, gruselig klirrendem Flair. Die Story liefert im Gegenzug dazu nichts auffallend Beeindruckendes, allerdings verspricht sie immerhin unterhaltsame anderthalb Stunden Filmabend. Leider ist sie dabei doch etwas zu schnörkellos und simpel geraten, was vor allem auch an der Struktur der beiden Hauptfiguren liegt. Zwar sind beide zunächst durchaus glaubwürdig (sowohl von ihrer Rolle als auch von den sie interpretierenden Darstellern her), aber doch ziemlich einfach gestrickt. Es gibt keine tieferen Einblicke in die Persönlichkeit beider, keine Fortsetzung des zu Beginn des Horrorszenarios gut durchdachten und beklemmenden Dialogs zwischen Opfer und Peiniger. Beide Charaktere machen im Laufe der Handlung eine kleine Wendung mit. Und während dies bei Angela, die aufgrund ihres Martyriums langsam zur axtschwingenden Powerfrau mutiert, noch Sinn macht, driftet dies bei Thomas leider ins Lächerliche ab. Der zunächst in sich ruhende und in seiner krankhaften Vorstellung durchaus glaubwürdige Charakter widerspricht sich zum Ende hin und wird zur quäkenden, überzogenden Karikatur seiner Selbst.
Bis auf ein, zwei brutale Szenen abgesehen ist „
P2 - Schreie im Parkhaus“ relativ harmlos, da er auch auf der Psychoebene nicht wirklich fesselt. Seltsamerweise kauft man dem psychopathischen Thomas sein „I won’t hurt you“ durchaus ab und sieht Angela dadurch nur einer indirekten Gefahr ausgeliefert, die sich ergibt, wenn sie es wagt, abzuhauen oder irgendwie sonst Stunk zu machen. In Fahrt kommt der Film wortwörtlich erst so richtig, als sich kurz vor Schluss die beiden Gegenspieler ein rasantes Autorennen durch die Parkdecks liefern. Zuschauen macht da auf jeden Fall Spaß. Was fürs Auge ist übrigens auch Angelas üppig gefülltes Dekollete, das unglaublicherweise weder zu aufdringlich noch zu unbemerkt dann und wann den Bildschirm streift.
„
P2 – Schreie im Parkhaus“ heimst sich schlussendlich die gerechtfertigte Note „ganz nett“ ein. Obwohl man von „
The Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen“-Regisseur Alxandre Aja, der hier das Drehbuch schrieb, mehr Bissigkeit und Tiefgang erwartet hätte, ist der Film handwerklich, also von der Story und der Optik her, gut gemacht. Den Darstellern lässt sich ohne Zweifel ein glaubwürdiges Spiel nachweisen und auch die musikalische Untermalung in Form von nervigen Weihnachtssongs sind für einen Horrorthriller passend gewählt. „P2 – Schreie im Parkhaus“ liefert neben dem für die deutsche Version hinzugefügten, albernen Untertitel eine nette, gut verdauliche Abendunterhaltung.
Chill-Skills:
Setting: 8 (Ein dunkles, leergefegtes Parkhaus: einfach ekelhaft gruslig!)
Splatter-Anteil: 5 (Einmal Gedärm reicht nicht aus, um die Gore-Abteilung zu rutschen)
Gruselfaktor: 3 (naja… da gab’s schon fiesere Peiniger)
Dekollete-Bonus: 8 (So perfekt und dennoch unaufdringlich hat man’s selten erlebt; Baywatch kann einstecken)