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Rudi, benimm dich!

Rudi, benimm dich!

Ein Film von F. J. Gottlieb

Rudi und sein Roboter


Auch wenn es bislang in keinster Ausführlichkeit in meinen Filmkritiken diskutiert wurde, wissen doch so manche meiner Leser, daß ich bisweilen in den Untiefen des deutsch-österreichischen Unterhaltungskinos der 60er und 70er Jahre wate und dabei nicht nur mit völlig unnützem Wissen über seinerzeit populäre Knallchargen aufwarten kann, sondern täuschend echt sowohl das Gestotter von Hans Terofal wie auch den Gesichtsausdruck von Ruth Stephan imitieren kann.

Weil ja das Fernsehprogramm geradezu vollgepropft von den Berg-und-Tal-Lustspielen ist, ist auch stets für Nachschub bei der Auswahl an peinlichen Klamotten gesorgt. Selten im Fernsehen gezeigt, aber kürzlich für einen lachhaft anmutenden Betrag auf DVD erworben: der nahezu unglaubliche RUDI, BENIMM DICH!, in dem Rudi Carrell einen Blechroboter erfindet und mit Chris Roberts an den Wörthersee fährt.

Nun ist der Wörthersee ja ohnehin ein Fixpunkt der deutschen Komödie: Sofern es sich auch nur annähernd in die Handlung integrieren läßt, müssen sämtliche Figuren eines solchen Lachfestivals sofort nach Kärnten verreisen und dort möglichst malerisch vor dem Wasser herumstehen. Das mag daran liegen, daß das Gebiet touristisch erschlossen werden wollte, oder vielleicht auch daran, daß die humorvollen Menschen, die sich diese Filme ausgedach
t haben, eventuell auch einfach nur in einer schönen Gegend ihren Urlaub filmisch aufbereiten mochten. Als Faustregel kann durchaus gelten, daß Filme am Wörthersee (wie beispielsweise die Hotelgeschichte WENN JEDER TAG EIN SONNTAG WÄR oder auch das vorliegende Exponat) grundsätzlich um mindestens 15% lustiger sind als solche, die an irgendwelchen anderen Seen gedreht wurden (Roy Black und Uschi Glas in IMMER ÄRGER MIT DEN PAUKERN dürfen zur Thesenstützung dienen).

Rudi Carrell, der hier einen Holländer namens Rudi spielt, erfindet also einen Roboter, und weil Carrell als Erfinder ungefähr die Glaubwürdigkeit von George W. Bush als Nelson Mandela besitzt, wird der Prozess des Erfindens ebenso ausgespart wie auch die eigentlichen Fähigkeiten des Blechgesellen. Der Roboter kann laufen (der Skeptiker in mir vermutet, daß es sich womöglich um einen Menschen in einem Blechkostüm handeln könnte), feschen Frauen hinterschauen und präzise Fußtritte in den Hintern von Gunther Philipp austeilen. Letzterer spielt übrigens einen Industriellen, der mit rollenden Augen in einen Brunnen fällt, sich in eine Marmeladenschüssel setzt und auf einem Miniroller durch einen Gemüsestand fährt. Die restliche Zeit möchte er dringend den Roboter kaufen und hält Rudi für den Generaldirektor seiner eigenen Firma, den er natürlich noch nie gesehen hat und der aber auch unbedingtes Interesse an dem vielseitigen Blechmenschen zeigt.

Was passiert sonst noch? Natürlich ist kein Wörthersee-Film komplett ohne Zahnpastawerbungsmenschen, die dramaturgisch völlig unmotiviert strahlende Lieder schmettern, während alle Anwesenden glückselig ins Koma gleiten. Diese Aufgabe darf Rudis bester Freund Chris Roberts übernehmen (wer jetzt den Erfinder von WING COMMANDER in diesem Streifen vermutet, läßt Unkenntnis deutscher Schlagerveteranen durchscheinen), aber auch Rudis kleine Nichte, ein blondes Mädchen namens Anita, singt in nicht ganz akzentfreiem Deutsch von Schmalz und Schmerz. Triviafreunden sei dabei verraten, daß es sich bei dem Singbalg um Anita Hegerland handelt, die als Erwachsene dann auf der Mike-Oldfield-Single "Pictures in the Dark" trällerte.

Aber entfernen wir uns nicht zu sehr von der komplex konstruierten Handlung unseres Films. Die Geschichte wird nämlich dadurch verkompliziert, daß Ernst H. Hilbich (ähnlich wie Gunther Philipp ein Mensch, dessen - räusper - Komik nicht unbedingt länger als 5 Minuten zu ertragen ist) als Babywäschevertreter Friedrich Schiller zufälligerweise seinen Koffer mit dem von Rudi vertauscht, und somit unwissend mit dem Roboter umherläuft, während Rudi Unterwäsche für Kleinkinder spazierenträgt. Selbstverständlich wissen beide nichts voneinander, und so können sie als Nachbarn auf einem Campingplatz am See wohnen, ohne auch nur den geringsten Verdacht zu hegen. Während Rudi auf der Suche nach seinem Roboter verzweifelt, baggert Chris Roberts ein wie gehabt austauschbares blondes Zickchen an, deren Bruder aus unerfindlichen Gründen von Hansi Kraus gespielt wird. Und vergessen wir nicht den großen Heinz Reincke, der in einem nicht genannten Gastauftritt einen Kellner mit Daumen auf dem Schnitzel spielt! Es soll nochmal jemand behaupten, wir Deutschen hätten keinen Humor.

Die Verwirrungen spitzen sich zu, als zwei Halunken - darunter der schon oben erwähnte Hans Terofal, der stets so wirkt, als hätte ihm jemand Elektroden an ganz empfindliche Körperteile geklemmt - einen der Koffer klauen, um in ihm eine Bombe zu plazieren, mit der die beiden Gauner dann den Hotelsafe aufsprengen wollen. Habe ich eigentlich schon den Lottoschein erwähnt, der sich in Rudis Koffer befindet, und mit dem die kleine blonde Anita knapp 500.000 Mark gewonnen hat? Nein? Dann ist es vielleicht auch nicht wichtig zu erwähnen, daß Anitas Mama auch anreist, um Rudi zur Rede zu stellen, warum er den Lottoschein ... aber lassen wir das.

Ich muß dringend mal wieder nach Kärnten verreisen.

Eine Rezension von Christian Genzel
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Daten zum Film
Rudi, benimm dich! Deutschland 1972
Regie F. J. Gottlieb Drehbuch Erich Tomek
Produktion Lisa Film Kamera Franz X. Lederle
Darsteller Rudi Carrell, Gunther Philipp, Chris Roberts, Heidi Hansen, Hansi Kraus, Hans Terofal
Länge 85 FSK 6
Kommentare zu dieser Kritik
schwarzygesetzlos sagte am 26.12.2007 um 13:35 Uhr

Selten hab ich einen Film gesehen in dem die Schauspieler derart bescheuert durch die Gegend hampeln wie in diesem hier! Das verdient Respekt und Anerkennung! Wie immer besonders hölzern und nur schwer zu ertragen: Ernst H. Hilbich & Chris Roberts

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