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Das Geheimnis der drei Dschunken

Das Geheimnis der drei Dschunken

Ein Film von Ernst Hofbauer

CIA-Agent Scott erhält mitten im Urlaub einen brisanten Auftrag: zwei CIA-Agenten wurden in Hongkong ermordet, die dem Kaufmann Milot auf der Schliche waren. Dieser scheint irgendwelche dubiosen Geschäfte mit Baumstämmen zu machen, die er auf seine drei Dschunken verlädt. Doch was ist das Geheimnis der drei Dschunken? Agent Scott nimmt die Ermittlungen auf, und Agentin Carol schleust sich als Funkerin in Milots Imperium ein...

Mit "Das Geheimnis der drei Dschunken" liegt mal etwas ziemlich neues für diese Website vor: ein europäischer Agentenfilm, der drei Jahre nach dem Ur-Bond entstanden ist, und zwar als italienisch-deutsche Co-Produktion vor exotischer Kulisse, diesmal Hongkong. Dieses Subgenre florierte einige Zeit lang, sogar der große Mario Bava drehte den ein oder anderen Agentenfilm. Regie bei dem vorliegenden Werk übernahm niemand geringeres als Ernst Hofbauer, der Jahre später immerhin Schulmädchenreport 1-8 sowie Teil 11 drehte, natürlich neben zahlreichen anderen Reporten und sonstigen Sexfilmchen. Eine internationale Besetzung, ehemalige, momentane und zukünftige Stars, das Hongkong der 60er Jahre, ein packender Agententhriller als italienisch-deutsche Co-Produktion, und das alles unter der Regie einer Sexfilmikone aus dem schönen Wien namens Ernst Hofbauer - kann da eigentlich auch nur irgendwas für den geneigten und durchaus etwas trashafinen Zuschauer schief gehen? Ja, das kann es leider, und bei den drei Dschunken gehen viele Din
ge nicht zu knapp schief.
Das Geheimnis der drei DschunkenDas Geheimnis der drei DschunkenDas Geheimnis der drei Dschunken
Natürlich orientiert man sich nicht zu knapp an internationalen Großproduktionen und möchte in deren Fahrwasser auch ein gutes Stück vom Kuchen abhaben. Immerhin ist Hauptdarsteller Stewart Granger aka Michael Scott nicht der BND-Agent Hansi Müller, der in Berlin ermittelt, sondern sogleich ein CIA-Agent, der natürlich in Hongkong arbeitet. Trotz dieser Angleichung an andere Agentenfilme behält man die deutschen Tugenden bei und liefert ein äußerst biederes Ergebnis in fast allen Belangen ab. Action? Kaum, und wenn, dann wirkt diese sehr unbeholfen. Es explodieren ein paar wenige Autos und eine Dschunke, mitreißen kann das ganze aber nicht, da es entweder auf dem offenen Meer passiert, oder die Autos die Klippe runterfallen. Auch die sonstigen kurzen Scharmützel zwischen verfeindeten Agenten sind so kurz, dass man da nicht einmal zwinkern sollte, um nichts zu verpassen. Natürlich, die Deutschen müssen auch in ihren eigentlich internationalen Produktionen die Ordnung einhalten, was dann den Höhepunkt findet, als die eingeschleuste Carol am ersten Arbeitstag zu Beginn gleich ihre Arbeitszeiten gesagt bekommt: von 9 - 12 und dann wieder von 15 - 18 Uhr, Mittagspause muss sein. Ob sie auch Fahrgeld bekommt, und wie hoch ihr Brutto- und Nettolohn sind, wurde dann aber doch nicht erwähnt. Dazu ist der Film nicht nur bieder, sondern auch sehr zahm. Es wird zwar eine kurze Folterszene angedeutet, diese läuft aber komplett - und ich meine komplett - ins Leere, nachdem die Gefangene ihren Folterknecht zu Boden tritt.

Auch die Geschichte insgesamt ist irgendwie sehr krude und fragwürdig. Laut Packung der DVD will Milot "elektronische Geräte für Atomraketen nach Rot-China" liefern, aber das wird im Film meines Wissens nach weder so gesagt, noch angedeutet. Die Rede ist eigentlich nur von "elektronischen Bauteilen", aber im Endeffekt tut das überhaupt nichts zur Sache, weil unser Held eigentlich ständig nur damit beschäftigt ist, in eine Falle nach der anderen zu tappen, respektive schlecht vorbereitete Attentate zu überleben. Der Gute läuft nämlich tatsächlich zielsicher in jede Falle die ihm gestellt wird, und als er sich dann als Versicherungsvertreter ausgibt, um Zugang zu Milots Grundstück zu bekommen, benutzt er (wenn ich mich richtig erinnere) sogar seinen echten Namen - soviel Trash muss sein. Neben der insgesamt schon recht fragwürdigen Geschichte, die sich mit unserem unfähigen Titelhelden paart, erfreut noch etwas das Auge des Betrachters: der vielleicht sinnloseste Sidekick, den ich in Filmen bisher bewundern durfte, gespielt von keinem geringeren als Harald Juhnke. Der hat seine Rolle wahrscheinlich nur bekommen, um noch einen großen Namen für den Film zu haben (auch wenn er nur ganz klein in den Credits erwähnt wird), immerhin spielte er zu diesem Zeitpunkt in knapp 60 Filmen mit. Nur trägt er für die Geschichte überhaupt nichts bei, und er macht eigentlich noch weniger, als unser Hauptdarsteller, um den Fall zu lösen. Aber wenigstens wirkt er, als ob er dauerbesoffen wäre, vor allem bei seinen Versuchen, chinesisch zu sprechen - method acting?

Trotz all dieser deutlichen Mängel und Probleme kann man dem Film aber attestieren, dass er eine gute Portion Spaß bereitet. Ich weiß tatsächlich nicht, ob dies an der heutigen Perspektive liegt, oder aber auch damals schon so war, aber quasi die ganze Laufzeit über habe ich mich gefragt, ob der Film eigentlich ein ernsthafter Agentenkrimi sein möchte, oder sich doch als Persiflage auf das Genre sieht. Denn was hier stellenweise abgeht, passt auf keine Kuhhaut! Agent Scotts Urlaub besteht nicht etwa aus schönen Frauen auf exotischen Inseln, sondern er sitzt im Pyjama auf seinem Wohnzimmerboden und spielt mit Modelleisenbahnen, von denen eine Whiskey, die andere Soda transportiert. Als ein erfolgloser Attentäter mal wieder vor ihm flüchtet, zieht er an einem Tau, das plötzlich auf dem Weg liegt, worauf der Killer hinfällt. Und auch die gegnerische Agentin ist äußerst naiv, als er zu Beginn durch ihre Wohnung chargiert, während sie duscht. Das Highlight ist aber dann das Finale auf dem Weg zur und an Bord der Dschunke (übrigens scheint das Budget bis auf ein paar Umgebungsshots nur für ein Schiff gereicht zu haben). Da wird ein dämlicher Plan nach dem anderen in die Tat umgesetzt und ich habe tatsächlich aufgehört, wie oft die geladenen und ungeladenen Revolver die Besitzer wechseln - da geschieht schätzungsweise 15 mal in gefühlten 10 Minuten. Nicht übel!
Das Geheimnis der drei DschunkenDas Geheimnis der drei DschunkenDas Geheimnis der drei Dschunken
Dieses Trashvergnügen hat es nun auch auf DVD geschafft, und wie sollte es anders sein: die Experten von e-m-s haben wieder eine recht erstaunliche Scheibe auf den Markt geworfen. Die DVD selbst hat ein leicht überstrahlendes Bild, aber angesichts des Ausgangsmaterials kann man damit sehr zufrieden sein - auf der DVD befindet sich ein Text zur aufwendigen Restaurierung des Films. Dem Ton hört man das Alter an, aber das ist mir bei solchen Filmen auch irgendwo lieber. Dazu steckt die DVD wieder in einem liebevoll gestaltetem Pappschuber, so dass ich mich wieder nur herzlich für die Bereitstellung eines Exemplares bedanken kann!

Regisseur Ernst Hofbauer hab ich ja zu Beginn schon vorgestellt. Zu Harald Juhnke muss man wohl auch nicht mehr viel schreiben, Horst Frank, der hier den etwas eindruckslosen Schläger gibt, kann im Gegensatz zu anderen Filmen kaum Akzente setzen. Er war z.B. auch in Dario Argentos The Cat o'nine Tails zu sehen. Interessant ist noch der Soundtrack, den niemand geringerer als Riz Ortolani geschrieben hat, der ja seine Meisterschaft auch schon bei Nackt und zerfleischt bewiesen hat.

Fazit: "Das Geheimnis der drei Dschunken" ist biederes und manchmal langatmiges Kriminalkino der 60er Jahre. Allerdings durch die gehörige Portion Trash und Unsinn auch genau das richtige für einen verregneten Sonntag Nachmittag mit, passend zur Saison, einem Glas Federweißer und einem Stück Zwiebelkuchen. Und vielleicht noch ein Glas Federweißer

Eine Rezension von David Kugler
(18. Oktober 2008)
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Daten zum Film
Das Geheimnis der drei Dschunken Deutschland, Italien 1965
(Das Geheimnis der drei Dschunken)
Regie Ernst Hofbauer Drehbuch Georges Godefroy, Hannes-Karl Kubiak
Produktion Arca, Constantin, PEA Kamera Werner M. Lenz
Darsteller Stewart Granger, Horst Frank, Harald Juhnke
Länge ca. 85 Minuten FSK 12
Filmmusik Riz Ortolani
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