Enzo G. Castellari sagte einmal, sein „
Bronx Warriors“ wäre einer seiner ernsthaften Filme, während er vor allem beim hier vorliegenden Nachfolger den Regisseur nur spielte, um etwas Spaß mit seiner Crew und seinem Cast zu haben – jedenfalls drehte er den Film nicht, weil er ein wirklich gutes Werk abliefern wollte. Wir erinnern uns: sein „ernsthafter“ Streifen beinhaltete stepptanzende Straßengangs, berittene Polizisten mit Flammenwerfern (das ist so absurd, ich hätte gerne einen eigenen Film um diese Truppe) sowie den großen Fred Williamson als salomonischen König der Bronx. „The Riffs II“ soll nun also weniger ernsthaft sein, als dieser knallbunte Comicstreifen voll verrückter Einfälle? Man darf gespannt sein! Soviel sei aber gesagt: das Ergebnis überrascht, und der Film ist wirklich komplett anders, als man denken könnte.
Die Bronx sind endgültig zum Kriegsgebiet geworden: die große G.C. Corporation plant, das Viertel niederzureißen und eine moderne Stadt für die Reichen zu errichten. Dazu soll die verbleibende Bevölkerung nach New Mexico „umgesiedelt“ werden, was in der Praxis bedeutet, mit Sturmtruppen einzurücken und mittels Maschinengewehren und Flammenwerfern die meisten der Einwohnen einfach niederzumähen. Die skrupellosen Bosse sehen als weitere Gefahr immer noch Trash, unter dem als Anführer sich die Banden vereinen könnten. Sie en
gagieren den ehemaligen Gefängniswärter und Killer Wrangler (Henry Silva!), der das Problem lösen soll. Doch Trash und seine Freunde fassen einen eigenen Plan: sie wollen den Präsidenten des Konzerns entführen, um ein Druckmittel zu haben...
Wo der Erstling mehr oder minder ein Roadmovie war, das sich von Szenario zu Szenario hangelt, ist dieser Film hier einfache Daueraction ohne nennenswerten Plot. Selbst der Plan, den Präsidenten zu entführen, ist eigentlich kein ausgearbeiteter Plan an sich, sondern klappt einfach. Wenn nach 5 Minuten Filmzeit Trash mittels eines Revolvers einen fliegenden Helikopter in einem gigantischen Feuerball vom Himmel holt, könnte man meinen, der Film wäre ein noch größeres Fest als der Vorgänger. Doch dem ist nicht so: vielmehr ist „The Riffs II“ eine ziemlich grimmige und fast schon ins groteske übersteigerte Metzelei mit – laut Internet – 174 Toten in knapp 85 Minuten Laufzeit! Insofern bleibt der Plot natürlich völlig auf der Strecke, was dem Film mehr schadet als nutzt. Denn atmosphärisch ist Castellaris Werk doch sehr dicht, die Hoffnungslosigkeit der Situation und die Gewalttätigkeit der Welt kommt hervorragend rüber, nicht zuletzt weil Blasco Giuratos Kameraarbeit deutlich mehr aus den (doch recht eintönigen) Schauplätzen macht, als es noch im Vorgänger der Fall war.
Leider geht dem Film durch diese Herangehensweise aber auch eine großer Teil des Charmes ab, der „The Riffs“ noch auszeichnete. Zwar feiern wir ein Wiedersehen mit den Stepptänzern und Antonio Sabato zelebriert als Toblerone (so sein Rollenname!) auch munter das Overacting, aber ansonsten widmet sich der Film zu weiten Teilen leider fast nur Shoot-Outs in wechselnden Szenarien. Nunja, „wechselnd“ ist natürlich ein weit gedehnter Begriff, da praktisch nur in Ruinen geballert wird. Dementsprechend langatmig wird das auch manchmal, gerade bei den Sequenzen rund um die Entführung des Präsidenten. Hier wird minutenlang in den immer gleichen Kanalisationen geschossen, dass es wirklich die Nerven der Zuschauer strapaziert. Glücklicherweise bekommt der Film dann im allerletzten Moment die Kurve und macht sich auf, den tatsächlich Showdown – wieder in den Ruinen der Bronx – aufzufahren. Endlich darf dann auch Henry Silva etwas mehr machen, da er in der ersten Hälfte des Films quasi nichts zu tun hat.
Das Subtile war ja noch nie die Stärke Castellaris, und auch „The Riffs II“ macht hier keine Ausnahme: Trashs Eltern sind daran erkennbar, dass sie ein Poster ihres Sohnes (!) im Wohnzimmer hängen haben, die Evil Corporation ist evil beyond belief und das brutale Vorgehen gegen die Slumbewohner wird meistens ziemlich grafisch gezeigt. Immer wieder werden kleinere Gore-Spitzen eingestreut (so zertrümmert Freiheitskämpfer Strike einen Helm samt Gesicht mittels seiner Schrotflinte) um den Zuschauer inmitten all der Daueraction zumindest etwas Abwechslung zu bieten. Keine Frage: die Action ist größtenteils sehr gut gemacht, aber eben auch sehr ermüdend, da es im Sinne des Plots eigentlich keine Abwechslung zwischen den verschiedenen Set Pieces gibt. Dafür fetzt die Action schon ganz anständig, und wie gesagt: die immer wieder kurz gezeigten Highlights können in ihrer Absurdität (so sprengen sich Geiseln selbst in die Luft) doch für das ein oder andere Schlackern der Ohren sorgen. Hilfreich ist auch, dass Hauptdarsteller Mark Gregory erstens nicht mehr so tuntig wie im ersten Teil ist, zweitens aber auch nicht viel zu tun hat. Die Hauptarbeit der Entführung macht Timothy Brent als Striker zusammen mit seinem kleinen Sohn (der übrigens auch im echten Leben sein Sohn ist). Nur Henry Silva kann am Ende mit seinem typischen Wahnsinn und dem ein oder anderen markantem Spruch für Akzente sorgen; überflüssig zu sagen, dass er als irrer Killer perfekt besetzt ist.
Insofern bleibt kaum mehr zu sagen. Zum Plot kann man nicht wirklich mehr schreiben, und die Action sollte man sich halt selbst anschauen. Somit steht am Ende ein Fazit, das sicherlich seltsam klingt, bei Kenntnis des Films aber Sinn macht: „The Riffs II – Flucht aus der Bronx“ ist die bessere Endzeit-Schlachtplatte als „The Riffs – Die Gewalt sind wir!“, sowohl atmosphärisch als auch technisch. Zum unterhaltsameren Film macht ihn das aber noch lange nicht.