Viel böses Blut entsteht überhaupt erst aufgrund von Missverständnissen.
Auch die beiden gutherzigen Hinterwäldler Tucker (Alan Tudyk, „
Todeszug nach Yuma“) und Dale (Tyler Labine aus der TV-Serie „Reaper“) verfolgen eigentlich keinen finsteren Hintergedanken, als sie einer Gruppe vorbeiziehender College-Studenten hinterhergaffen.
Als sich Dale jedoch – unabsichtlich mit seiner Sense bewaffnet und mit einem unangemessenen Lachen im Gesicht – schließlich doch noch dazu überwindet, die besonders schnuckelige Allison (Katrina Bowden, „
Sex Drive - Spritztour“) auf einer Raststätte anzuquatschen, steht für ihre Polo-tragenden Freunde eine Tatsache schonmal felsenfest: Von diesen beiden Hillbilly-Psychos muss man sich fernhalten, wenn man nicht als lebender Kleiderständer in deren Gruselkabinett enden möchte.
Wie es der Zufall will, befindet sich Tuckers heruntergekommenes Ferienhaus, welches er eigentlich zusammen mit seinem besten Kumpel auf Vordermann bringen wollte, ganz in der Nähe des Waldstücks, in welchem die genannten Kids campieren und sich durch Lagerfeuer-Schaudergeschichten bei Laune halten.
Als die Beiden während einer kleinen Angeltour die von einer Anhöhe ins Wasser gefallene Allison vor dem Ertrinken retten und sie zunächst zur Versorgung in ihre Hütte mitnehmen, sehen der aggressive Chad (Jesse Moss) und seine Freunde endgültig rot.
Während sich Dale und seine heimliche Angebetete langsam anfreunden, erklären die Studenten den zwei „Dorftrotteln“ den Krieg…
Der kanadische Splatterspaß „Tucker & Dale Vs Evil“ ist einer der großen Publikumslieblinge auf dem letztjährigen
Fantasy Filmfest gewesen und hat auch auf diversen anderen Genre-Festivals den Großteil der Zuschauerschaft für sich gewinnen können.
Warum dem so ist, lässt sich nach Sichtung des Werkes leicht erkennen: Eli Craigs erster Spielfilm ist ein witzig-spritziges Kinovergnügen mit gut aufgelegten Darstellern und bewusst überzeichneten, aber dennoch liebenswerten, Figuren – ausgestattet mit einer smarten Grundidee und abgeschmeckt mit der richtigen Prise an erfrischenden Ekel-Einlagen.
Ähnlich wie dies Christopher Smith mit seiner gelungenen Horror-Komödie „Severance - Ein blutiger Betriebsausflug“ (2006) getan hat, nimmt sich auch Craig das inzwischen wieder relativ ausgelutschte und von DVD-Massenware überflutete
Backwoods-Subgenre zur Brust und entlockt dem angestaubten Thema interessante neue Facetten.
Im Gegensatz zu Smiths makaberer Satire entfällt in „Tucker & Dale Vs Evil“ allerdings das Grauen, das anfangs typischerweise gesichtslos hinter den Büschen auf seine Opfer lauert, völlig.
Eli Craig stellt die klischeehafte Perspektive der bekannten Streifen auf den Kopf und betrachtet seine Geschichte einfach mal von dem Blickwinkel der sonstigen Übeltäter.
Immerhin sind es ja die Großstadt-Kids, die den beiden Hinterwäldlern gleich zu Beginn mit einer enormen Feindseligkeit gegenübertreten und in diesen Momenten selbst der „Psycho“-Plakette gar nicht so fern scheinen.
Wer sich von dem Film eine stärkere Gewichtung auf der Horror-Seite gewünscht hat, wird vermutlich etwas enttäuscht sein: Bis auf eine Handvoll deftiger, aber auch nicht ausgewalzter, Splatter-Momente, ist das Werk eine astreine Komödie über einen Irrtum, der zu einem vermutlich gar nicht kleinen Anteil dem erwähnten Genre selbst geschuldet ist.
Natürlich lässt es sich der Regisseur dennoch nicht nehmen, in diversen Szenen Zitate aus Klassikern wie „
Blutgericht in Texas“ (1974) oder Sam Raimis „
Tanz der Teufel“ (1981) mit einzustreuen.
Die Gefahr, dass Horrorkomödien oder Parodien in einen unangenehmen Klamauk umkippen ist insgesamt recht groß – umso erfreulich ist es daher, dass die Späße in „Tucker & Dale Vs Evil“ in den meisten Momenten wirklich zünden.
Da man es bei den beiden Buddies aus West Virginia schließlich nicht mit Axt-schwingenden Meuchelmördern zu tun hat und die Todesfälle unter den Kids (ein
Spoiler nur für diejenigen, die wirklich noch keinen Trailer oder ähnliches Material gesehen haben) auf deren eigene Blödheit zurückzuführen sind, ist vor allem die Schlussfolgerung Tuckers ein echter Brüller, dass es sich bei den umherpöbelnden Gästen wohl um ein studentisches Selbstmord-Kommando handelt.
Auch wenn das Ende vielleicht nicht so hundertprozentig geglückt anmutet und den eigentlich sehr cleveren Bogen dann doch ein wenig überspannt, darf man das Abenteuer von Tucker und Dale als eine schöne Kinoüberraschung bezeichnen, mit der ein unterhaltsamer Abend so gut wie gesichert ist – vorausgesetzt, man toleriert hier die eine oder andere Unappetitlichkeit...