Politikfilme sind in der Regel recht bieder gehalten. Man versucht so gut es geht ein aktuell brisantes Thema aufzugreifen und dieses anhand einer Rahmenhandlung zu behandeln.
Besonders im letzten Jahr gab es den einen oder anderen Film, der bewiesen hat, dass Hollywood durchaus auch als politische Plattform fungieren kann. Wie etwa in „Syriana“ und „Good Night and Good Luck“, durch die sich vor allen George Cloney als politische Stimme Hollywoods gemausert hat.
Nicht ganz so trocken aber dafür um einiges mehr Richtung Mainstream, nähert sich Blood Diamond einem weiteren Thema, welches schon in vielen anderen Filmen behandelt wurde, die Ausbeutung der Dritten – Welt - Länder durch den westlichen Kapitalismus. Im Gegensatz zu Cloney & Co wurde hier mehr auf Action und aufgebauschten Emotionen gesetzt, als auf enthüllende Dialoge.
Solomon Vandy (Djimon Hounsou) führt ein glückliches und zufriedenes Leben in Sierra Leone. Diese Idylle wird aber schon bald von den skrupellosen Rebellen zerstört, welche systematisch jedes Dorf ausrotten und deren Einwohner töten oder versklaven. Während seine Familie noch flüchten kann, wird Solomon versklavt und zu einem Diamantenfeld gebracht. Kurz bevor ein Regierungstrupp das Arbeiterlager stürmt, findet er einen golfballgroßen Diamanten und versteckt diesen vor den Sklaventreibern. Im Gefängnis angekommen trifft er Danny Archer (Leonardo DiCaprio), welcher ihm verspricht seine Familie zu
retten, wenn Solomon ihn zu dem Diamanten führt. Widerwillig geht er auf sein Angebot ein und begibt sich zusammen mit Danny und der Kriegsjournalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly) ins gefährliche Rebellengebiet.
Schon von Anfang an wird klar, dass Blood Diamond erstklassig inszeniert ist. Das brutale Vorgehen der Rebellen und die barbarische Ausrottung der afrikanischen Dörfer gehen unter die Haut. Anfänglich weiß Edward Zwick auch wie er es schafft den Zuschauer in den Sog der Bilder zu ziehen. Aber mit der Zeit gelingt es ihm einfach nicht mehr sein Publikum zu schocken. Anstatt das mit den Protagonisten mitgelitten wird, wirkt der Film eher abstumpfend als beklemmend. Zu oft werden einem die Grausamkeit der Rebellen vorgeführt, und ein bisschen zu platt nähert man sich dem hochkomplexen Thema.
Dieses wird anhand mehrerer Handlungsebenen angesprochen, denn neben den na ja sagen wir mal „Actioneinlagen“, wird die Ausbeutung der Dritten - Welt - Länder anhand der Beziehungsgeschichte zwischen Maddy und Danny besprochen.
Wer jetzt gleich wieder wegen der unvermeidlichen Liebesgeschichte aufschnaubt, kann beruhigt sein, zumindest fürs Erste.
Denn zu Beginn wirken die Auseinandersetzungen der beiden Charaktere recht durchdacht und durchaus unterhaltsam. Natürlich können die beiden unterschiedlicher nicht sein. Maddy ist die rasende Reporterin, welche durch ihre Artikel was verändern will. Ihr ist aber durchaus bewusst, dass sie anhand ihrer ewigen Berichterstattungen die Menschen im besten Fall zu weinen bringt, aber nicht wirklich was bewegt.
Danny ist da im Gegensatz schon um einiges egoistischer, das was in seinem Universum zählt, ist er selbst. Der einzige Grund warum er Solomon hilft ist nicht aufgrund reiner Nächstenliebe, sondern wegen des kostbaren „Blutdiamanten“.
So sind Danny und Maddy weder sehr komplexe Figuren, noch wurde ihnen ein plattes Profil zugeschrieben.
Leider wird die Liebesgeschichte besonders gegen Ende hin wirklich ärgerlich. Da wird noch mal kräftig auf die Tränendrüse gedrückt, und der Film stolpert von einem Hollywood Klischee ins nächste.
Abgesehen von der schwächelnden Dramaturgie gegen Ende, erliegt der Film einer Krankheit, welche man schon des Öfteren in Mainstreamproduktionen gesehen hat.
Der Krankheit alles bis ins Detail zu Ende zu erzählen!
Die letzten 15 Minuten schaffen es dann fast, einen eigentlich ganz guten Film in den Durchschnitt zu ziehen.
Man sieht, dass die bösen Buben in die „Hölle“ kommen, und dass die Gerechtigkeit wie immer siegt. Feinsäuberlich wird darauf geachtet, ja keinen Platz für eine Eigeninterpretation zu lassen, da ansonst die Botschaft des Films wohl verloren gehen würde.
Darstellerisch hat man nichts dem Zufall überlassen und kommt mit der Superelative des amerikanischen Kinos auf. Denn egal ob jetzt Leonardo DiCaprio, der sein Bubi Image spätestens bei Gangs of New York abgelegt hat oder die wie immer souveräne Jennifer Conneley, sie beide wissen schauspielerisch voll und ganz zu überzeugen. Dass DiCaprio dann schlussendlich doch für Blood Diamond und nicht für Departed eine Oscarnominierung bekommen hat, ist schon ein bisschen verwunderlich, da er in Scorseses Meisterwerk eine seiner besten schauspielerische Leistungen abgelegt hat.
Auch Djimon Hounsou ist mit viel Herzblut dabei. Seine Rolle des Familienvaters, der alles daran setzt seine Frau und Kinder zu retten, wird von ihm sehr glaubwürdig gespielt.
Man darf bei dem ganzen Lob aber nicht vergessen, dass die beiden Männer besonders im Finale einen störenden Hang zum overacting entwickeln. Das mag jetzt vielleicht nicht unbedingt an Hounsou oder DiCaprio liegen, sondern viel mehr an der sehr „emotionalen“ Regie. Diese ist, wie oben erwähnt, anfänglich noch sehr gut, zumal sie noch um einiges dezenter vorgeht, mit zunehmender Spieldauer wird’s aber immer penetranter und eindimensionaler.
Nicht zum ersten Mal muss man mit ansehen, wie ein Film sehr spannend und interessant beginnt, dann aber im weiteren Verlauf immer mehr an emotionaler Tiefe und Glaubwürdigkeit verliert. Hätte man früh genug einen Schlussstrich gezogen und vielleicht dem Zuschauer noch ein bisschen Freiraum für eine Interpretation gelassen, könnte man von einer kleinen Filmperle sprechen. So reicht es gerade mal für einen leicht überdurchschnittlichen, auf die Oscars getrimmten und somit superb inszenierten Hollywoodfilm von der Stange.