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Queen of outer Space

Queen of outer Space

Ein Film von Edward Bernds

Nun also der Abschluss dieser kleinen Rezensionstrilogie: nach Cat-Women of the Moon und Bestie des Grauens steht jetzt endlich „Queen of outer Space“ auf dem Programm; immerhin diesmal in Farbe, und immerhin halbwegs prominent besetzt mit der unvergleichlichen Zsa Zsa Garbor und als echter Genreveteran ist auch Paul Birch mit an Bord. „Queen of outer Space“ entpuppt sich sogleich als kunterbunter Science-Fiction-Schmarrn, der wie die beiden Filmbrüder im Geiste natürlich munter Kulissen, Requisiten und Kostüme recyclet, und natürlich – wie sollte es auch anders sein – ebenfalls eine Gummispinne ins Geschehen wirft. Was den Film aber, neben den farbigen Bildern, von den beiden anderen Streifen unterscheidet: die Dialoge sind manchmal nicht nur himmelschreiend dämlich, sondern auch noch unfassbar sexistisch und frauenfeindlich! Das muss man wirklich gesehen bzw. gehört haben, um es zu glauben!

Wieder mal machen sich drei Astronauten und ein Wissenschaftler auf den Weg ins All: diesmal zu einer Raumstation der Menschen, man solle auf diesem Routineflug doch ein paar Güter dorthin schaffen; immerhin ist Professor Konrad (Paul Birch) mit an Bord, der die Station immerhin entworfen hat. Doch kurz vor dem Ziel ihrer Reise rasen auf einmal Zeichentricklaser wie wild durchs All (don't ask), vernichten die Raumstation,
und treffen das Schiff schwer. Man trudelt und stürzt schließlich auf einem Planeten ab, der sich als Venus entpuppt (der deutsche Titel „In den Krallen der Venus“ ist also tatsächlich mal nicht so daneben). Als man in der Wildnis übernachtet, tauchen überraschend wunderschöne Frauen in Mini-Röcken auf und nehmen unsere Helden gefangen. Schnell wird eines klar: hier herrscht eine schreckliche Amazonen-Königin, und sie will die furchtlosen Erdenmänner nicht am Leben lassen...

Zuallererst sei gesagt: wenigstens gewinnt „Queen of outer Space“ der Geschichte tatsächlich die ein oder andere Nuance ab; so gibt es tatsächlich einen leicht anderen Handlungsstrang mit einer Oppostion der Amazonen, was in den anderen beiden Streifen maximal angedeutet wird, oder sich auf Einzelpersonen beschränkt. Die Ursprünge des Drehbuchs liegen dabei völlig im Dunkeln, vor allem weil der Film definitiv nicht als Remake von „Cat-Women of the Moon“ gedacht war. Die nebulöse Geschichte zur Entstehung des Scripts geht wohl folgendermaßen (und das ist wichtig, weil es das Endergebnis erklären kann):

Ben Hecht schrieb wohl 1951 ein Treatment von ungefähr 10 Seiten mit dem Titel „Queen of outer Space“. Ben wer? Ben Hecht, immerhin zweifacher Oscar-Preisträger mit weiteren vier Nominierungen für Drehbücher! Auch bereits 1951 wurde die Produktion des Films angekündigt, landete dann aber auf Wegen, die sich nicht mehr rekonstruieren lassen, bei Allied Artists, die Charles Beaumont beauftragten, daraus ein Drehbuch zu schreiben. Der wiederrum fand die Geschichte wohl hirnrissig, dachte sich, das war ein großer Witz von Bernd Hecht und schrieb den Film als Parodie auf ähnliche Streifen. Edward Bernds allerdings, der Regisseur des Films, kapierte den Witz nicht (das muss man sich mal vorstellen!), und schrieb das Drehbuch teilweise um. Wer nun für was verantwortlich war, lässt sich nicht mehr ermitteln.
Queen of outer SpaceQueen of outer SpaceQueen of outer Space
Es bleibt aber dabei: wo bei Die nackte Kanone und Konsorten das ernste Spiel Leslie Nielsens die Parodie umso stärker betont, haben wir hier tatsächlich den Fall, dass ein Regisseur nicht merkt, dass er eigentlich das Drehbuch einer Parodie in den Händen hält. Und das macht die Sache – mit diesem Wissen im Hinterkopf – eigentlich noch komischer.

Was macht den Film nun so großartig? Zum einen da natürlich wieder dieser naive Trash-Charme: wie immer kennt der geneigte Zuschauer das allermeiste aus anderen Filmen. Die Kostüme gibt’s auch in „Alarm im Weltall“, aus „Planet des Grauens“ schnappte man sich viele Modelle und Effekte, und das Stadtpanorama ist aus einen nicht zu identifizierenden Sindbad-Film, oder etwas ähnlichem. Die Gummispinne ist einfach wunderschön, die Laserstrahlen nichts anderes als Zeichentrick-Effekte, und die „Krone“ auf der Maske Queen Yllana wackelt im Takt. Zum anderen ist da natürlich die Inszenierung, die - gepaart mit den Effekten - für so manches Staunen sorgt. Gerade im Mittelteil befindet sich der Film im Leerlauf, mehr als sich ständig wiederholende Audienzen bei der Königin sowie einer Flucht, die mehr an Scooby Doo erinnert, fällt Regisseur Bernds da nicht ein. Ach, und wer sich wundert, wo denn nun die weltenvernichtende Superwaffe ist: das ist tatsächlich dieses Pappset, für das sich der Kinderkanal schämen würde. Aber dann gibt es wieder so Szenen, in denen etwa die Astronauten sich herleiten, hier müsse es atembare Luft geben, da es Schwerkraft gibt - kann man so einem süßen Film wirklich böse sein?

Der eigentliche Schauwert, wofür sich allein die 80 Minuten Laufzeit lohnen, sind aber dieser unfassbare Sexismus und die Frauenfeindlichkeit, die der Film versprüht. Als übersteigerte Satire gedacht, geht dies in der Inszenierung Bernds völlig unter und wirkt auf einmal sehr ernst gemeint. Da ist diese Superwaffe, die nicht nur etwa der Königin Macht verleiht, sondern von inhaftierten Männern konstruiert wurde; und beim Versuch, diese einzusetzen, jagt sich Yllana selbst in die Luft. Da dienen Frauen nur als Sexobjekt und liefern Steilvorlagen für Zoten wie „Larry, get some more wood!“, während man mit schönen Außerirdischen rummacht. Der Plan der Helden besteht wirklich eine Zeit lang darin, die Königin mittels „male magnitude“ zu verführen (und das klappt beinahe!), aber leider entpuppt sich die Frau als so hässlich, dass man selbst mit der Aussicht der erfolgreichen Flucht sich nicht zum Knutschen überwinden kann. Die Rebellinnen wünschen sich die alte Ordnung wieder (als Mann noch das Sagen hatte), und auch auf den alten Wissenschaftler stürzen sich am Ende Scharen heißer Bräute; immerhin liegt die Motivation der Aufständischen eigentlich nur in akuter Spitzheit begründet.

Und dann sind da noch so erhellende Einsichten wie etwa folgende Dialogperle:

Capt. Neal Patterson: The ray that destroyed the space station and knocked us off our course may have originated right here.
Lt. Mike Cruze: Oh, come off it! How could a bunch of women invent a gizmo like that?
Lt. Larry Turner: Sure, and even if they invented it, how could they aim it? You know how women drivers are!

Alice Schwarzer würde wohl spontan in Flammen aufgehen, sähe sie diesen Film.

Ganz, ganz, ganz großes Kino, und richtig guter Schund, mit dem man jede Menge Spaß haben kann! Und mittendrin turnt auch noch die unvergleichliche Zsa Zsa Garbor rum, die ihren massiven ungarischen Akzent vorführt.

Eine Rezension von David Kugler
(09. Februar 2012)
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Daten zum Film
Queen of outer Space USA 1958
(deutscher Titel: In den Krallen der Venus)
Regie Edward Bernds Drehbuch Ben Hecht, Edward Bernds, Charles Beaumont
Produktion Allied Artists Pictures Kamera William P. Whitley
Darsteller Zsa Zsa Gabor, Paul Birch, Eric Fleming, Dave Willock, Laurie Mitchell, Patrick Waltz
Länge 79:57 FSK 12
Filmmusik Marlin Skiles
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