In einem katholischen Internat für Mädchen wohnen 120 Schülerinnen gemeinsam mit Nonnen, von denen sie unterrichtet werden, doch auch weltliche Lehrkräfte sind hier beschäftigt. Hinter der konservativen Fassade aus Anstand, Zucht und Ordnung herrschen ungeahnte sexuelle Abgründe. Anhand der Geschichten um einzelne Schülerinnen wirft der Film einen pseudo-realistischen Blick auf die Unmoral hinter den Mauern der Schule...
In den ersten drei Minuten informiert ein nüchtern vorgetragener Off-Kommentar über die Gegebenheiten der Klosterschule, über Anzahl der Schülerinnen und Lehrkräfte, sowie über die schulische Struktur. Dieser Kommentar, zu dem der Zuschauer Bilder des geordneten klösterlichen Lebens zu sehen bekommt, schließt mit dem Hinweis auf den dokumentarischen Charakter des nachfolgenden Films, der angeblich auf belegten Tatsachen beruhen und einen repräsentativen Einblick in das schwierige enthaltsame Leben junger Mädchen hinter Klostermauern zeigen soll. Man darf also gespannt sein angesichts der geballten Authentizität, mit der sich dieser Reportfilm brüstet. Im direkten Anschluss an die Einführung gibt es eine kurze (hölzern gespielte) lesbische Erotik-Szene, damit sich auch ja niemand im falschen Film wähnt.
Die Fronten sind also geklärt und auch der akribisch jedes noch so unsinnige Detail berichtende Kommentator, der sich als Psychologe der gezeigten Mädchen entpuppt, bleibt erhalten. Exemplarisch widmet sic
h die Handlung nun der Schülerin Helga, die in der Obhut des Klosters ihre Jungfräulichkeit verloren und gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Während der Vater nur die Arbeit im Kopf hat, widmet sich eben der Film ihrem Schicksal, das zugleich einen ersten Querschnitt durch das verruchte Kloster bietet. Da wird Helga ohne große Umschweife von der Studienrätin Frisch (Elisabeth Volkmann, die 2006 verstorbene deutsche Stimme von Marge Simpson) mittels eines Pülverchens betäubt und sexuell missbraucht. Die voyeuristisch gefilmte Vergewaltigung unter Frauen bekommt der Zuschauer zu Gesicht, ungeachtet der Tatsache das es Helgas eigene Erzählung ist, der wir lauschen. Und die kann sich an nichts erinnern – nicht gerade ein dramaturgischer Kunstgriff, diese ungeschickte Verschachtelung in Rückblenden.
Während der Großteil der Darstellerinnen (die ausnahmsweise nicht viel älter aussehen als ihre Figuren sein sollen – keine Selbstverständlichkeit im deutschen Erotikfilm, wo öfter mal eine knapp dreißigjährige Frau eine unschuldige Sechzehnjährige verkörpert) unbekannte Gesichter sind und als Laien wohl direkt von der Straße gecastet wurden, treten neben Elisabeth Volkmann weitere erfahrene Darsteller in Nebenrollen auf. Unter ihnen zum Beispiel der noch junge Sascha Hehn, der mittlerweile ein Saubermann-Image pflegt und zwischen dem Traumschiff und der Schwarzwaldklinik Rentner-Herzen erobert oder aber Kult-Darsteller Josef Moosholzer. Letzterer war Dauergast in Reportfilmen und albernen Sex-Klamotten, hat sichtlich Spaß an seiner leicht depperten Hausmeister-Figur, die er erkennbar routiniert interpretiert. Im Grunde werden leider sämtliche markante Darsteller/innen in der ersten Filmhälfte verheizt und auch die erzählerische Qualität der Episoden lässt deutlich nach.
Nachdem die Umstände des Selbstmordversuchs von Helga hinreichend ausgeschöpft sind, beginnt die zweite Episode um Eva Maria, die ihren Sexualtrieb unterdrückt und erst über den Umweg einer Schwärmerei um den Pater des Hauses zu ihren gleichgeschlechtlichen Sehnsüchten gelangt. Ins Auge sticht diese Episode vor allem durch ihre holzschnittartige Psychologisierung, die in bekannter Weise bierernst aufgetischt wird. Die weiteren Episoden (deren detaillierter Ablauf hier nicht ausgebreitet werden soll) kreisen ebenfalls um sexuelle Erfahrungen mit älteren Männern, ungewollte Schwangerschaften und soziale Anpassungsschwierigkeiten, auch eine Gruppenvergewaltigung wird als traumatisches Erlebnis ausgepackt. Immer wieder führt der Kommentar die Probleme der Protagonistinnen auf mangelnde elterliche Fürsorge zurück, wobei klar Stellung bezogen wird gegen bürgerliche Moralvorstellungen und die Oberschicht im Allgemeinen.
Die vermeintliche Gesellschaftskritik bleibt selbstverständlich ein reines Mittel zum Zweck und funktioniert ausschließlich zur Rechtfertigung spekulativer Aussagen und als Anlass, nackte Haut zeigen zu dürfen. Letztlich geht es sogar so weit, das eine Mutter die eigene Tochter auf den Strich schicken will um ein Geschäft zu finanzieren - die kapitalistische Grundhaltung der Eltern (böse!!) wird auf die Spitze getrieben, indem selbst die eigenen Kinder zu bloßen Waren verkommen. In naiv oberflächlicher Weise schildert "Die Klosterschülerinnen" diese haarsträubenden Themenkreise, lässt aber jede überzogene Albernheit vermissen und nimmt eher den eleganteren Rhythmus des französischen Erotikfilms an. Daraus ergibt sich ein merkwürdig zwiegespaltener Film, der aber dank dieser seltenen Vermengung einen individuellen Charakter erhält.
Im Kontext der katholischen Mädchenschule verstehen sich scheltende Worte gegen die Prüderie der Kirche und die daraus resultierende sexuelle Selbstverleugnung von selbst. Den Stil einer echten Reportage, wie ihn beispielsweise der erste SCHULMÄDCHEN-REPORT mehr oder weniger erfolgreich aber auf bestimmte Weise konsequent verfolgt hatte, strebt der Film nur selten an. Nur selten sprechen die Figuren in die Kamera, beinahe die gesamte Handlung besteht aus unverhohlen gespielten Szenen. Getürkte Interviews oder auf zufällig getrimmte Aufnahmen finden keine Verwendung, wodurch der Spielfilmcharakter in den Vordergrund gerückt wird.
Die Länge der einzelnen Handlungssegmente ist auffällig, was nicht auf den ausgedehnten Einsatz erotischer Details zurück zu führen ist. „Die Klosterschülerinnen“ lässt sich ungewöhnlich viel Zeit für die Entwicklung der kleinen Storys, was allerdings mitunter zu einer drögen Langeweile führt. Das gestraffte Tempo der Schulmädchen-Reporte ist schnittiger und unterhaltsamer als die langsame Herangehensweise von Regisseur Eberhard Schröder, der in seiner kurzen Filmkarriere weitere 13 einschlägige Erotikfilme – meist im Reportstil – herunter kurbelte. Ein außerordentliches Qualitätsmerkmal lässt vorliegenden Film aber aus der Masse heraus stechen: die Filmmusik des Südtirolers Giorgio Moroder, der als Pionier des Disco-Sounds gilt. Sein flirrender, psychedelischer und irritierend avantgardistischer Score verleiht dem sündigen Treiben (das immerhin ohne allzu viele flapsige Dialoge auskommt) einen ganz eigenen Charakter und erzeugt in den besten Szenen eine ganz eigene sinnliche Ästhetik, welche auch durch die stimmig ausgesuchten Kulissen ermöglicht wird.
Es sollte neben der Musik für eine Oswalt Kolle-Produktion Moroders einziger Ausflug in den sleazigen Schundfilm bleiben, was angesichts der höchst interessanten Klänge furchtbar schade ist. Im weiteren Verlauf seiner Karriere sollten Erfolge in den Hit-Paraden ebenso folgen wie Soundtracks zu großen Filmen – so schuf Moroder beispielsweise den berühmten Synthie-Score zu
Scarface. Neben den zumindest teilweise überdurchschnittlich guten Darstellern ist es also in erster Linie die Musik, die aus „Die Klosterschülerinnen“ einen beachtlichen und sehenswerten Genre-Beitrag machen, der insgesamt aber zu ungelenk inszeniert ist, um mit den wahren Perlen konkurrieren zu können.