Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Blutjunge Verführerinnen
von Michael Thomas (= Erwin C. Dietrich)




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

3. 
Martyrs  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Supernatural  

6. 
Antikörper  

7. 
Das Zeiträtsel  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Drew Goddard > The Cabin In The Woods
The Cabin In The Woods RSS 1.0


The Cabin In The Woods

The Cabin In The Woods

Ein Film von Drew Goddard

Drew Goddards „The Cabin In The Woods“ gehört zweifellos zu den ärgerlichsten Filmen, die mir in diesem Jahr unter Augen und Ohren gekommen sind. Meta lautet das Zauberwort, das mir von den Anhängern des Streifens hartnäckig entgegen gehalten wird. Nein, das beeindruckt mich nicht und stimmt mich auch keinesfalls in meinem Urteil um: „The Cabin In The Woods“ ist ein wahrer Stinker vor dem Herrn, der in ungefähr so interessant anmutet wie das Making Of zum „Scary Movie“. Meta-Horror soll das sein? Doch wohl eher das laue Zitate-Lüftchen einer insgesamt miesen Genreparodie. Fünf Freunde fahren hinaus in den Wald - zu einer abgelegenen Holzhütte. Curt (Chris Hemsworth, „Thor“) ist die Sportskanone, Jules (Anna Hutchison) seine aufreizende Freundin, Holden (Jesse Williams) die verklemmte Spaßbremse, Marty (Fran Kranz) der Kiffer der Truppe und Dana (Kristen Connolly) das nette All-American-Girl. Und es verwundert nicht, dass es bald gewaltig im Unterholz raschelt, wenn man sich nur einmal die Figurenkonstellation und die finstere Location zu Gemüte führt. Neben einem unheilvollen Tankwart (ja, so einer wie in „Wrong Turn“ und Co.) verheisst auch ein Vogel, der gegen eine mysteriöse, offensichtlich elektrisch geladen
e Wand im Nirgendwo fliegt, nichts Gutes. Ich darf an dieser Stelle die einmalige Warnung bekanntgeben, dass nun eine Filmbesprechung folgt, in der Inhalte und Details verraten werden, die manche Leser möglicherweise nicht vor dem Kinobesuch erfahren wollen.
Auf Angelsächsisch: Spoiler!

Nicht nur wir Zuschauer beobachten nämlich das Treiben der Teenager, sondern auch einige andere Gestalten in einer Zentrale, tief unter der Erde. Diese verfolgen auf Videomonitoren jeden Schritt mit und manipulieren gar das Verhalten der Urlauber, indem sie auf ihrem massiven Schaltpult einige Hebel umlegen und so Luken öffnen oder Stoffe freisetzen können, die die Wahrnehmung der Kids verändern. Jetzt muss selbstverständlich noch der Horror her, den das Quintett im Keller der Hütte findet. Dort liegt einiges an Schrott herum. Und ein Buch, mit dessen Zeilen sich die Leichen einer längst begrabenen Redneck-Familie heraufbeschwören lassen. Das Grauen ist eröffnet – und dem geneigten Genrekenner graut es, dass er dieses ganze Remmidemmi zuvor schon mindestens eine Million mal gesehen hat ...

„The Cabin In The Woods“ möchte vielleicht weniger spannend oder gruselig als seine Genrekollegen sein und das Publikum lieber durch sein vermeintlich cleveres Konzept begeistern. Dabei scheitert er jedoch kläglich, denn so richtig clever oder witzig kommt es leider nicht rüber, wenn man erneut einer Bande Jugendlicher zuschauen muss, wie sie im Wald von einer Horde grummeliger Zombies attackiert wird. Einwände? Meta!? Aber ja: Da sind natürlich noch Sitterson (Richard Jenkins, „Burn After Reading“), Hadley (Bradley Whitford, „The West Wing“) und ihr Stab, die unterirdisch das Fiasko beeinflussen. Warum eigentlich und woher kommen die gezeigten Monster überhaupt. Zum ersten Punkt: Sie benötigen das Blut der Opfer. Dieses wird durch den Boden hungrigen Urwesen zugeleitet - die Darstellung dieser Adressaten würde H.P. Lovecraft glatt aus seinem Grabe steigen und Regisseur Goddard (Autor von „Cloverfield“) plus Schreiber Joss Whedon („Marvel's The Avengers“) für diese dünne Grütze erwürgen lassen. Punkt zwei: Wie ist es den Verantwortlichen nun gelungen, all diese kaum besiegbaren Ungeheuer relativ praktikabel steuern zu können? Haben etwa Indiana Jones und die Ghostbusters diese eingefangen und in massive Käfige gesperrt? Das Duo Goddard/Whedon hat es bei seinem Versuch, eine Art „Truman Show“ für das Gruselklientel zu erschaffen, eindeutig verpasst, seine Scheinwelt auch wirklich wasserdicht zu präsentieren. Wir sehen zwar, wie sich die Tricks technisch steuern lassen, nur können wir in keinster Weise nachvollziehen, wie dieses Gebilde überhaupt sicher konstruiert werden konnte, um einerseits kein Entkommen aus der Todesfalle zuzulassen und andererseits die bösen Flüche auch aus der „Realität“ fernzuhalten. Unter den Erscheinungen befinden sich Kreaturen aus mehr als fünfzig Jahren Genregeschichte – könnte wirklich eine schnöde Strombarriere deren Übertritt aus der Hölle verhindern?

Ich muss in solchen Momenten immer an Jason Reitmans scharfsinnige Satire „Thank You for Smoking“ denken: Aaron Eckharts Charakter möchte als Vertreter der Tabakindustrie das Rauchen wieder salonfähig machen und trifft sich deshalb mit einem Hollywood-Agenten, dargestellt von Rob Lowe. Brad Pitt und Catherine Zeta-Jones sollen im neuesten Science Fiction-Streifen qualmen, bis die Zuschauer endlich selbst wieder zu den gesellschaftlich verpönten Glimmstängeln greifen. Eckhart hat einen Einwand: Würde nicht alles explodieren, wenn die Protagonisten sich im Raumschiff eine Zigarette anzünden?! Doch Lowe kontert: In der Wirklichkeit sei das womöglich so, aber das ließe sich mit einem Satz im Drehbuch leicht umgehen - indem dort einfach steht, dass ein Dingsbums entworfen wurde, das die Gefahr der Entzündung verhindert. In „The Cabin In The Woods“ versucht so ein Dingsbums das gesamte Szenario aufrecht zu erhalten, in Form eines kaum glaubhaften Sicherheitssystems. Glaubhaft? Horror? Nun, es sollte zumindest in der Geschichte plausibel erklärt werden, wie der Zauber nun funktioniert. Was sind hier die Regeln, wie harmonieren Technik und Magie miteinander? Im Prinzip bekommen wir einen ohnehin erbärmlich schlechten Schocker geboten, der nun außerdem in einen (Meta-)Rahmen eingebettet wurde, welcher noch absurder wirkt als vieles, was ich bisher an miesen Backwoods-Slashern erleben durfte (und ich habe mich durch etliche dieser Filme gekämpft).

Da wir die Freunde in der Hütte eh als uninteressantes Monsterfutter abtun dürfen, konzentrieren wir uns also auf die Menschen im Kontrollbunker, die offenbar die Macher des heutigen Leinwandschmus darstellen sollen. Sie lachen, tanzen, schließen Wetten darauf ab, welches Wesen wohl von den Helden des Live-Streams hervorgerufen wird. Hadley ist enttäuscht, dass es nicht der Wassermann geworden ist, der den Teens zusetzen wird. „The Cabin In The Woods“ findet sein Finale in einem groß angelegten Splatterspektakel, während welchem sämtliche Kreaturen auf Knopfdruck ihre Zellen verlassen und über ihre Wächter herfallen. Den Wassermann wird Hadley dann endlich zu Gesicht bekommen. Und die Zuschauer werden Zeugen, wie die versammelte Familie der Kinoschrecken ganz viel CGI-Blut durch die Gegend spritzen lässt. Ist das jetzt besonders clever, weil der Film in dieser Szene schlicht erfüllt, was das Publikum eigentlich eh von solch einem Streifen erwartet? Man muss hier auch beachten, wer die Monster letztlich auf freien Fuß lässt - nämlich die beiden Überlebenden des Hütten-Szenarios. Es handelt sich dabei um den typischen Racheakt, den man halt erwartet, wenn Überlebende in Storys wie dieser ihren Peinigern gegenübertreten. Das ist nicht sonderlich originell, geschweige denn meta. Am Ende reflektiert „The Cabin In The Woods“ eigentlich nicht viel, sondern hält sein Publikum auf ähnlich klamaukartige Weise zum Narren wie erwähnter „Scary Movie“. Viel käsiger Humor, viele platte Genrezitate, die nicht mehr versuchen, als den Fans ein zufriedenes Aha! abzugewinnen. Die Metaebene? Da wäre es sogar aufregender gewesen, auf das angestaubte Verfahren zurückzugreifen, dem Publikum Buzzer bereitzustellen, über welche es in der ersten Hälfte interaktiv mit der Handlung kommunizieren kann. Denn möchte man wirklich zusehen, wie einige Deppen in einer Zentrale hocken und einen miesen Streifen schauen, den sie selbst steuern können? Das ist so ernüchternd, wie 90 Minuten einem Playstation-Game beizusitzen, aber nie das Pad in die Finger zu bekommen. Macht das Spass? Mir zumindest nicht.

Am Ende des Films absolviert Sigourney Weaver einen Gastauftritt. „Wir nehmen, was wir kriegen können“, sagt die dreifach oscarnominierte Schauspielerin durch die Leinwand zu uns. Und wir blicken auf die wenig illustren Rollen zurück, die der einstige Superstar in den letzten Jahren so verkörpern musste. Diese hier inklusive.

Eine Rezension von Bastian G.
(31. Juli 2012)
    The Cabin In The Woods bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
The Cabin In The Woods USA 2011
(The Cabin In The Woods)
Regie Drew Goddard Drehbuch Joss Whedon & Drew Goddard
Produktion Metro-Goldwyn-Mayer, Mutant Enemy, United Artists Kamera Peter Deming
Darsteller Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Anna Hutchison, Fran Kranz, Jesse Williams, Richard Jenkins, Bradley Whitford
Länge 95 min. FSK ab 16 Jahren
http://www.thecabininthewoods.de/
Filmmusik David Julyan
Deutscher Kinostart: 06.09.2012
Kommentare zu dieser Kritik
Cornholio sagte am 05.09.2012 um 20:12 Uhr

Eins wurde in der Rezension leider weggelassen. Das Zitat lautet kompletterweise:

"Ich? Eine Jungfrau?"
- "Wir nehmen was wir kriegen können."

Und genau das deutet darauf hin, dass wir es eben nicht mit einem -schlechten Schocker-, sondern vielmehr mit einer Horrorkomödie zu tun haben. Zugegeben, ein TUCKER & DALE VS. EVIL geht da kompromissloser und wesentlich offensichtlicher heran, aber auch CABIN IN THE WOODS lässt mit den erwähnten Sittersons schnell die Katze aus dem Sack. Die subtil gaffenden Manager der Reality-TV-Opfer-Maschinerie ziehen nicht nur unfreiwillig komisch den ein oder anderen Lacher auf ihre Seite.

Der Film nimmt sich zu keiner Zeit selbst ernst. Und okay, der Ausdruck "meta" ist überflüssig. Wenn die Macher direkt mit einer "Teenie-Slasher-Horror-Oldschool-Trash-Lowbudget-Produktion" geworben hätten, wäre das stilvoller gewesen.

Denn Fans des Genres kommen voll auf ihre Kosten. Die Kombination aus einem riesigen Monstersammelsurium in einem Setting von EVIL DEAD und ...äh...ja... CUBE (!!!) mit den üblichen Teenie-Stereotypen macht einfach Spaß. Der Streifen unterhält wirklich ganz prima (nicht mehr und eben nicht weniger).

"Wir sollten zusammen bleiben"
-"Nein wartet, wir sollten uns lieber trennen!"

P.S.: Ich wollte auch am liebsten den Wassermann sehen :-P
mücke sagte am 05.01.2013 um 23:26 Uhr

So, habe den Film nun auch gesehen und finde 1 Punkt zu wenig. Der Film hat mich durchaus unterhalten, ein paar interessante Anspielungen parat gehabt und ein paar Lacher erzeugt.

Was hier so einen Groll auf den Film geweckt hat, kann ich mir daher nicht ganz vorstellen. Der Film ist nicht endlos genial und es gibt sicherlich clevere satirische Horrorstreifen, aber das kann man diesem Film hier ja nicht anhaften.

Die Buzzer ist keine Rache Szene im eigentlichen Sinne, sondern eigentlich Selbstverteidigung, da sie ja von einem Haufen fieser bewaffneter Soldaten verfolgt werden und es diesem Augenblick auch nicht viele alternative Lösungswege gab.

Und der Rest ist einfach Gnatz auf einen Film, der Cabin in the Woods nicht ist. Das Eingreifen der Showmaster zu kritisieren ist irgendwie nicht ganz nach zu vollziehen, da es ja nun mal Teil des Films ist, was wohl die nächste fiese Idee ist.
Und die Leute als Monsterfutter werden ja auch genauso gehandhabt.

Also nach all den Enttäuschungen im Horror Genre der letzten Jahre, fand ich gerade Cabin in the Woods mal wieder richtig klasse, obwohl er sicherlich hohl ist und absolut nichts beisteuert. Wer hier aber einen Film erwartet, der mit Meta Ebenen arbeitet, sollte vielleicht die Finger davon lassen.
mücke sagte am 06.01.2013 um 22:42 Uhr

Sorry, ich meinte 3 Sterne, komme mit dem System immer noch nicht richtig klar.
Arvid sagte am 06.02.2013 um 15:14 Uhr

Ich verstehe die schlechte Kritik zu diesem Film, ehrlich gesagt, nicht.

Der Ablauf in der Hütte und im Wald (also auf der "Oberfläche") sollte ja auch so wirken wie "1000x gesehen", das war ja der Sinn des Ganzen.

Ob Details wie "Wie konnten die ganzen Monster eingefangen werden?" wichtig sind, lass ich mal dahingestellt. Romero hat uns auch nicht verraten, warum die Toten in "Night of the living Dead" plötzlich auferstanden sind, und trotzdem war es ein toller Film.

Mir hat der Film jedenfalls riesig Spaß gemacht, das furiose Ende mit dem Gemetzel der Monster war ein würdiger Höhepunkt des Ganzen.

Endlich mal wieder Innovation in einem Genre, dem neue Ideen zur Zeit wirklich guttun.

Ich kann den Film jedem Horror-Fan nur wärmstens ans Herz legen!

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum