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2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
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Dark Heaven

Dark Heaven

Ein Film von Douglas Schulze

Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte das nicht, aber es muss sein. "Dark Heaven", eine kleine Independent-Produktion aus dem Jahre 2002, geschrieben, produziert und gedreht von Douglas Schulze, stellt eine Premiere bei meinen Kritiken auf dieser Seite dar: auch ich kann einen Stern verleihen. Normalerweise kann ich ja jedem Film was abgewinnen, ich mag Trash, und selbst der beschissene "Cold & Dark" konnte zumindest optisch einigermaßen überzeugen. Aber ich kann nicht anders. Ich wollte "Dark Heaven" wirklich mögen. Ich fand die Idee gut, ich steh auf mysteriöse, ungewöhnliche Filme, ich muss nicht unbedingt teure CGI-Effekte haben und billig war die DVD auch noch. Aber ich kann nicht anders als dem Film die schlechteste Bewertung geben. Und das tut mir dann doch irgendwie leid.

Worum gehts in diesem "Film"? Der Polizist Gabriel (!) Goodman (!!) wacht verletzt auf und kann sich nicht so Recht erinnern was geschehen ist. Als er auf die Straße hinaustritt, ist die Stadt menschenleer. Die Ampeln funktionieren, aber die Autos stehen mitten auf der Straße. In der Kneipe sieht es aus, als wären die Menschen einfach verschwunden, selbst Schlüssel und Geldbeutel liegen noch da. Gabriel hört eine seltsame Meldung im Radio, der nationale Notstand wäre ausgerufen, und trifft auf eine Gestalt in schwarzem Umhang, die ihm jedoch immer wieder entwischt. Der Schlüssel zu des Rätsels Lösung scheint in einer alten verschlossenen Kirche zu liegen,
doch selbst der örtliche Pfarrer kommt dort nicht mehr hinein...
Dark HeavenDark HeavenDark Heaven
So weit so gut. Klingt ja ganz nett. Aber das Ergebnis ist wirklich katastrophal! "Dark Heaven" zeigt, wie mühelos man einen guten Ansatz so derart vor die Wand fahren kann, dass es wirklich keine Freude des schlechten Geschmacks mehr ist. Aber arbeiten wir doch mal die einzelnen Stationen ab, beginnend mit Drehbuch und Regie.

"Natürlich" stammt beides vom Hauptverantwortlichen, sprich, Douglas Schulze. Die Ausgangsidee des Drehbuchs hat sicherlich Potential, die Geschichte erinnert irgendwie an God's Army und Silent Hill, gemischt mit einer guten Prise Endzeit. Doch hier fangen die Probleme schon an: der Film sieht sich als Mystery-Horrorfilm, er erklärt eigentlich lange nicht, um was es wirklich geht, und der Zuschauer soll nicht mehr wissen, als Protagonist Gabriel. Eigentlich. Nur dumm, dass der Film nunmal "Dark Heaven" heißt, und mit dem Bibelzitat Matthäus 13:39 ""The end of the world is the harvest, and the angels are the reapers". Hm, Ende der Welt, Engel? Tja, um was wird es wohl gehen...
Was zu einem weiteren grundlegenden Problem des Drehbuchs führt. Natürlich verdreht das Ende das Gesehene ein bisschen, aber nicht unwesentlich. Trotzdem bleibt die Frage: Was zum Geier macht der Polizist eigentlich in dieser Geschichte? Also logisch, er ist der *hüstel* handelnde *hüstel* Protagonist, aber theoretisch hat er mit der eigentlichen Geschichte so gar nichts zu tun. Aber nunja, man muss ja irgendwie Mystery reinbringen, auch wenn man das ganze mit der Texttafel nach 1 Sekunde nach Filmstart im Endeffekt gegen die Wand fährt. Daneben gibt es natürlich noch die üblichen Stirn-gegen-Tischplatte-Situationen, wo man als Zuschauer wirklich leidet. Neben der üblichen "Wir-bleiben-nicht-zusammen"-Idee (man muss sich das mal überlegen: man ist in einer menschenleeren Stadt, hat keine Ahnung was los ist, aber trennt sich trotzdem von anderen Überlebenden...) gibt es natürlich auch wieder schädelsprengend dumme Dialoge. Da salbt der Pfarrer einen Toten, kurz danach steht dieser auf, gibt nen Satz von sich, fällt von ner Stange durchbohrt wieder um (wo die herkam weiß wohl nur Herr Schulze) und der Pfarrer fragt doch glatt: "Is he dead?"

Prima, Herr Schulze sollte also keine Drehbücher mehr schreiben. Aber seine Regieleistung "toppt" das ganze nochmal. Man muss ihm zugute halten, dass er es mit bemerkenswerter Konsequenz schafft, Szenen die fast schon spannend werden könnten, komplett zu versauen indem er immer wieder tierisch uninteressante und total sinnlose Rückblenden einbaut. Man muss sich das so vorstellen: Gabriel läuft mal wieder sinnlos durch das heruntergekommene Schulgebäude, als plötzlich mal eine geheimnisvolle Gestalt auftaucht, und kurz bevor zwischen den beiden irgendwas passieren könnte, schneidet Schulze eine Rückblende hinein, die die Geschichte überhaupt nicht voran bringt, und im Anschluss wacht Gabriel mal wieder auf. Beim dritten Mal platzt einem da wirklich die Hutschnur! Aber auch sonst schafft es Schulze überhaupt nicht, auch nur irgendetwas mitreißend zu inszenieren - eine Ausnahme bestätigt diese Regel. Am Ende kämpfen dann zwei Engel in einer alten Kirche gegeneinander (uuh, böser Spoiler...als ob den Film jemand schauen würde nach der Kritik...), das könnte natürlich eine gute Szene werden. Aber was Schulze draus macht, ist so Scheisse, dass man das wirklich gesehen haben muss! Die Geräuschkulisse tönt mit Musik, Kampfgeräuschen und aufeinander klirrenden Klingen - und was sieht man? Man sieht in extremer Zeitlupe den verschwommenen Hinterkopf eines Engels, der wie ein Filmfehler nach dem Motto "Crew or equipment visible" wirkt und das ganze Geschehen verdeckt. Die Kamera "fokussiert" also mit extremer Zeitlupe einen verschwommenen Blob im Vordergrund, und dazu spielt sich auf der Tonspur etwas völlig unpassendes ab!

Womit wir auch schon bei der Kamera wären. "Dark Heaven" ist absolut lustlos, gelangweilt und uninnovativ dahingerotzt, dass der Film nichtmal durch seine Optik überzeugen kann. Es gibt zwar viele Filme, die zweckmäßig heruntergekurbelt werden, aber selbst bei der Kameraarbeit leistet sich "Dark Heaven" ein paar üble Schnitzer, die die ganze Atmosphäre über den Jordan schicken. Als Beispiel erleidet Gabriels Frau Komplikationen bei ihrer Schwangerschaft und bricht auf dem Flur zusammen. Nun folgt eine subjektive Kamerafahrt aus der Sicht Gabriels, er findet seine Frau und hetzt zu ihr - zumindest mal wieder auf der Tonspur. Die Kamera fährt aber recht gemütlich zu der blutenden Dame am Boden, ohne wirklich aufgeregt oder auch nur rennend zu wirken. Daneben gibt es eine weitere Kamerafahrt aus Gabriels Sicht, in der er scheinbar mindestens 2,20m groß ist, oder aber seine Herzensdame ist nur geschätzte 1,40m. In eben dieser Szene zeigt sich auch, dass die für die Continuity verantwortlichen Personen scheinbar im Urlaub waren: zu Beginn der Szene trägt Amanda eindeutig eine Brille, plötzlich nicht mehr. Das mögen Kinkerlitzchen sein, aber wenn Gabriels Waffenhand fröhlich zwischen Links und Rechts wechselt, ist das schon sehr nervig.

Und auch sonst herrscht allgemeine Schwachmatigkeit an allen Fronten. Die Akteure verhalten sich alle so richtig dämlich, dass man es wirklich keinen Spaß mehr macht und man ihnen nur noch die Pest an den Hals wünscht. Das ist zwar bei vielen Horrorfilmen so, aber zumindest gibts da normalerweise noch einen coolen Antagonisten wie Jason Voorheese den man anfeuern kann. Amanda erleidet eine Fehlgeburt und ruft erstmal daheim ihren Mann an (!) Gabriel will einen gefallenen Engel mit einer Lanze aufhalten, aber anstatt ihn zu durchbohren wie er es 3 Minuten später tut, nimmt er ihn erstmal in den Schwitzkasten (! und kriegt wenigstens gehörig aufs Maul, hurra), und als Gabriel endlich die Gestalt in Schwarz auf einem Hausdach stellt, wo sich nicht mehr flüchten kann, hebt er lieber eine herumliegende Bibel auf - natürlich ist die Gestalt dann verschwunden. Daneben gibt es Chirurgen die eigentlich eine Schusswunde am Kopf operieren sollen, nur liegt der Patient mit Verband (!) auf einem blutigen (!!) Kissen in einem Krankenzimmer (!!!) und wird nach seinem Tod nichtmal zugedeckt (*bäm*). Sehr schön sind dann auch die fehlenden Halspartien an den Engelskostümen. Full-Body-Armor, nur am Hals ist eindeutig menschliche Haut zu sehen. Auch können sämtliche Schauspieler so überhaupt nicht überzeugen, gerade Hauptdarsteller Jon Bennett ist mit der Rolle absolut überfordert und wirkt in vielen Szenen vom Gesichtsausdruck her absolut hilflos.

Ok, es gibt auch ein paar gute Seiten. Die Ausgangsidee ist, wie ich bereits mehrfach gesagt hab, durchaus gut, nur eben beschissen umgesetzt. Die ersten 5 Minuten sind tatsächlich sehenswert, ich wundere mich wirklich, wie Schulze es geschafft hat, eine menschenleere Großstadt abzufilmen. Ich glaub ich muss mich da nochmal durch den Audiokommentar quälen. Und auch ansonsten gibts ein paar wenige gute Momente, aber die wie gesagt durch die ständigen Rückblenden zerstört werden.

Anmerkung zu den Screenshots: da der Film von der Fotografie absolut uninteressant ist, stellt der erste Screenshot die verlassene Stadt dar, der Rest zeigt ein paar der im Text erwähnten oder verschwiegenen Dämlichkeiten des Films.
Dark HeavenDark HeavenDark Heaven
Zu Cast & Crew: Wenigstens haben die Beteiligten keine nennenswerten Einträge in ihrer Filmographie

Basis dieser Kritik ist die amerikanische DVD des Double Features mit Devil's Harvest. Bild ist ganz ok, aber in dunklen Szenen auch sehr schlecht, Ton ist irre leise, dafür gibts drei Trailer und sogar nen Audiokommentar. Gemastert ist die DVD beschissen, der Menü-Button funktioniert (zumindest bei mir) nicht. Zumindest hat die Scheibe nur knapp über 5$ gekostet.

Fazit: Ich wollte den Film wirklich mögen, aber das Fazit fällt dieses Mal recht kurz aus. "Dark Heaven" ist ein beschissen schlechtes Machwerk mit einer netten Grundidee und ansprechendem Cover. Aber der Rest ist wirklich grausam mies und nichtmal für einen Trashabend geeignet.

Eine Rezension von David Kugler
(08. Dezember 2007)
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Daten zum Film
Dark Heaven USA 2002
(Dark Heaven)
Regie Douglas Schulze Drehbuch Douglas Schulze
Produktion Omega Productions
Darsteller Jon Bennett, Christina Sheldon, Jeff Boerger, Christopher Miller
Länge 81:22 FSK
Filmmusik Bob Steward
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