„You'd kill a million for fun?“
„Just a few hundred.“
Ja, wer rennt denn da durch die Pampa? Es könnte Meister Lampe sein, der sich mit einem stacheligen Gegner ein aussichtsloses Wettrennen liefert. Aber nein, er ist's nicht, und diese Annahme wäre dann doch etwas zu gemein, da wohl selbst ein Hoppelhase soviel Geschmack besäße, sich unter gar keinen Umständen in einen dummen, blauen Skianzug zu zwängen. Es sei denn, er steht auf Blau und nennt sich Ski-Hase. Doch der Mümmelmann weiß heute ausnahmsweise mal von nichts.
Viel besser dran sind da freilich die Freunde gepflegter Superhelden-Action aus den Häusern
DC oder
Marvel, denn selbige kombinieren fix die Komponenten
Anzug und
außergewöhnliche Fähigkeiten, um zu dem für sie einzig möglichen Schluss zu kommen, der da lautet
Superheld. Und sie liegen richtig, wenngleich sich diese Regel natürlich nicht als Nonplusultra heranziehen lässt – sehr zum Leidwesen einiger adrett gekleideter Individuen, versteht sich.
Der Superheld, mit dem wir uns nun beschäftigen müss-, ich meine:
möchten, nennt sich
Lightspeed und entzieht somit der Spekulation um seine Superkräfte bereits im Vorfeld jegliche Basis: der von Sean Connerys Sohn Jason verkörperte Mann, im wahren Leben Mitglied der Eliteeinheit „Ghost Squad“, ist schlicht und ergreifend schnell. So weit, so abgedroschen
, so „Flash“. Doch kein Held ohne feindlichen Gegenpart. Diesen möchte man mit seinem Make-Up, für das wahrscheinlich der Löwenanteil des quasi nicht vorhandenen Budgets draufging, am liebsten einem der zahllosen „
Anaconda“-Filme und nicht einer Superheldenverfilmung zuordnen. Denn der Gute heißt zu allem Überfluss auch noch
Phython (Daniel Goddard in äußerst schuppiger Erscheinung). Ob hier Regisseur
Don E. FauntLeRoy gar auf das damals von ihm in Szene gesetzte
zweite Sequel des Schlangenspektakels verweisen wollte? Sicher ist einzig, dass sich sowohl Held als auch Gegner von früher kennen, damals sogar Freunde waren. Nun ist der zum Superbösewicht Bekehrte nur noch davon besessen, sich gnadenlos für den Tod seiner Schwester zu rächen. Seine damalige Forschung, die zum Ziel hatte, die am ganzen Körper verbrannte Frau zu retten, wurde von der Regierung eingestellt, woraufhin seine Schwester verstarb. Dabei schien der Durchbruch endlich geschafft, die Möglichkeit, die menschliche Haut nach dem Vorbild der Schlangenwelt zu regenerieren, greifbar. Letzteres ist nun nur noch die Haut des Forschers, welche das Resultat eines tragischen und folgenschweren Unfalls darstellt. So wird Gut schlussendlich zu Böse – und dummerweise aus einem mittlerweile verhassten, totgeglaubten Freund ein ungeahnt flinker Flitze-Held...
Es ist zwar etwas gemein, aber fallen wir ruhig gleich mit der Tür ins Haus: die
Sci-Fi-Pictures-TV-Produktion
„STAN LEE’S LIGHTSPEED“ ist alles, nur kein guter Film. Suggeriert der bekannte Name im Titel zunächst noch eine gewisse Orientierung an so erfolgreichen Werken wie beispielsweise „
Spider-Man“, zu dem Lee die zeichnerische Vorlage beigesteuert hat, wird bereits in den ersten Sekunden alle Hoffnung in jede nur mögliche Windrichtung zerstreut. Mit dem Charakter des
Lightspeed hat Lee nämlich absolut
nichts zu tun, gab vielmehr lediglich seinen guten Namen für das Low-Budget-Projekt her. Vielleicht geschah es ja sogar freiwillig, auch wenn man es nach Sichtung dieses lauen Lüftchens, das so gerne ein Wirbelwind sein würde, schlichtweg nicht glauben mag. Die einfallslose Geschichte, die man so schon zigfach und vor allem
besser gesehen hat, bedient sich dreist aus der abgenutzten Genre-Schublade und schreckt nicht einmal davor zurück, bei dem größeren, stärkeren Bruder Peter P. zu mopsen. So erweist sich der Showdown gar als schlechte Kopie des 2001er Sam Raimi-Blockbusters, nur eben ohne die freundliche Spinne, ihre Freundin, den gemeinen Goblin und alles andere, was annähernd sehens- und beachtenswert sein könnte.
Sicherlich verfügt eine TV-Produktion nicht über ein ähnlich hohes Budget wie ein Multimillionen-Dollar-Kinofilm, doch selbst der billigste Billigfilm hat es mitunter noch geschafft, wenigstens ein gewisses Mindestmaß an Charme auszuspielen. Dies bleibt uns FauntLeRoys Superhelden-Mär jedoch ebenso schuldig wie das zumindest ansatzweise Aufblitzen von Charakterzeichnung und -tiefe. Das einzig Tiefe sind hier die bodenlosen Logiklöcher des Drehbuchs, die die sowieso schon uninspirierte Inszenierung noch holpriger erscheinen lassen. Warum beispielsweise steht
Jason Connery („
Alone in the Dark II“ [2008]) alias
Lightspeed immer wieder wie Speedy Gonzales auf Sparflamme planlos in der Gegend herum, anstatt seine Fähigkeit schlicht zu nutzen? Energiesparen ist jetzt scheinbar auch schon für maskierte Gerechtigkeitskämpfer ein Thema. Selbst dem Zuschauer kommen zwangsläufig stromsparende Maßnahmen in den Sinn, wenn er wiederholt Gedanken an die Möglichkeit des Vorspulens in Lichtgeschwindigkeit verschwendet. Oder daran, abzuschalten. Aber wahrscheinlich ist der Betrachter zu diesem Zeitpunkt aufgrund der frappierend an 80er Jahre Synthesizergedudel erinnernden Musik, die sich frecherweise als Soundtrack tarnt, schon komplett handlungs- und bewegungsunfähig.
„STAN LEE’S LIGHTSPEED“ zieht sich so trotz seiner an sich kurzen Laufzeit von lediglich 84 Minuten wie Mr. Fantastic in „
Fantastic Four“ [2005] endlos in die Länge, woran auch so bekannte Namen wie
Lee Majors, der weltberühmte
unknown stuntman, oder Ex-„Baywatch“-Nixe
Nicole Eggert („
Todes-Date“ [2004]) als des Helden Freundin und
eye-candy nichts zu ändern vermögen. Der langatmige Kampf von Gut gegen Böse verdreht auf schier unglaubliche Weise die Gesetze der Zeit und versucht nicht einmal, seinem titelgebenden Helden gerecht zu werden. Neben dem durchweg sinnfreien Drehbuch sind es vor allem schlechte Effekte und völlig unnötige Kamera- und Zoomeinstellungen, die sich am Ende des Tages als Posten auf der Habenseite versammeln und wieder einmal zeigen, dass Namen traurigerweise nicht immer das halten, was sie versprechen.
Ein Blick aus dem Fenster zeigt strahlenden Sonnenschein mit nur leichter Bewölkung. Wenigstens auf den Wetterfrosch kann man sich derzeit noch verlassen.