Davon, dass die Weihnachtszeit nicht nur Besinnlichkeit, selbstgebackene Plätzchen und etliche Geschenke verspricht, weiß ein leidgeplagter
Martin Freeman ("
Tatsächlich ... Liebe" [2003]) in der musikalischen Familienkomödie
"DER WEIHNACHTSMUFFEL" wortwörtlich ein Liedchen zu singen:
Seit ihm seine Freundin (Ashley Jensen) an Heiligabend den Laufpass gegeben hat, kann Grundschullehrer Paul Maddens Weihnachten nichts mehr abgewinnen. Zu dumm, dass in diesem Jahr ausgerechnet er die Schulinszenierung der Weihnachtsgeschichte übernehmen soll. Ein schweres Los für einen stilechten Weihnachtsverächter vom Schlage Maddens, denn in den vorangegangenen Jahren erhielten die Aufführungen an seiner Schule immer nur schlechte Kritiken, während die reiche Nachbarschule Oakmoor rund um Konkurrent Gordon Shakespeare (Jason Watkins) ein ums andere Mal frenetisch für ihre Auftritte umjubelt wurde. Im Eifer des Gefechts flunkert Paul seinem Rivalen kurzerhand vor, dass Freundin Jennifer zusammen mit einigen Hollywood-Produzenten zur Premiere kommen wird, was nicht nur den eingebildeten Gordon Shakespeare in helle Aufregung versetzt. Denn die vermeintliche Großnachricht verbreitet sich derart schnell, dass plötzlich alle Augen auf Paul Maddens und seiner dem Anschein nach phänomenalen Inszenierung ruhen. Leider ist diese aber noch weit entfernt davon, als echtes Weihnachtswu
nder in die Geschichte einzugehen. Und dass der quirlige, zudem leicht tumbe Assistenzlehrer Mr. Poppy (Marc Wootton) irgendwie helfen kann, bezweifelt Paul, der die eigens gerufenen Geister einfach nicht mehr loswird, doch stark...
Im Grunde wirkt der gesamte Film wie eine anderthalb-Stunden-Version des Weihnachtsfestes selbst: Da sind die ungeduldigen Kinder, die immer aufgedrehter werden, je näher die Stunde der Bescherung rückt – Nur dass im Fall unseres Films der eigentlich erwachsene Mr. Poppy das größte Kind von allen ist, und das nicht nur im wortwörtlichen Sinn. Dann ist da noch der griesgrämige Onkel a.k.a. Paul Maddens, der an allem etwas auszusetzen hat und droht, allen anderen ebenfalls den Spaß zu verderben. Und währenddessen versucht Mama respektive Mrs. Bevan, die Truppe auf Kurs zu halten und das, was eigentlich deutlich im Argen liegt, mit einem Zuckerguss aus guter Laune zu verstecken.
Angesichts des wundervollen Festtagsbratens beziehungsweise der einmaligen Chance, vor Hollywoodproduzenten aufzutreten, nehmen sich alle viel zu viel vor und haben schon mit Bauchschmerzen zu kämpfen, bevor der eigentliche Höhepunkt überhaupt erreicht wurde. Die sinnvolle Entwicklung der Handlung wird dabei ebenso missachtet wie das unheilvolle Grummeln im eigentlich übervollen Bauch, und so gibt es bald ebenso viele (logische) Löcher in der Geschichte wie in Omas Puddingdessert, wenn Opa schon heimlich naschen war. Doch wie in jedem Jahr und wie in jedem Weihnachtsfilm, der einigermaßen etwas auf sich hält, sind am Ende alle miteinander versöhnt und genießen die gemeinsame Zeit, als sich schleichend die simple Wahrheit eingestellt hat, dass nicht die pompöse Dekoration oder übergroße Geschenke für ein gelungenes Weihnachtsfest verantwortlich sind, sondern schlicht das Beisammensein mit seinen Lieben und das Anerkennen der geleisteten, von Herzen kommenden Mühen.
Aus diesem Grund wollen auch wir in der Zeit der Besinnlichkeit die Milde walten lassen und uns auf das konzentrieren, womit der Film wirklich punkten kann: Die Darsteller, die gerade in der jungen Riege nicht in jedem Moment den richtigen Ton treffen, aber doch mit so viel Herz bei der (improvisierten) Sache sind, dass man gern über etwaige Albernheiten und fehlende schauspielerische Erfahrung hinwegsieht. Auch die zum Teil hartnäckigen Ohrwürmer – die einen noch lange nach dem Kinobesuch begleiten, ob man das nun möchte oder nicht – verzeiht man schnell, werden sie doch mit so viel Inbrunst vorgetragen, dass man gar nicht anders kann als sanft mit dem Fuß zu wippen und ein anerkennendes Lächeln aufzusetzen. Da bemerkt sogar der sonst so voreingenommene Kritiker (Alan Carr), der gekommen wart, um das Krippenspiel in der Luft zu zerreißen, dass es nicht immer auf Höchstleistungen und Perfektion ankommt, sondern dass hier ausnahmsweise einzig der sprichwörtliche Geist der Weihnacht zählt.
So bekommt man mit
"DER WEIHNACHTSMUFFEL" zwar nicht das ganz große Kino, aber immerhin doch einige vorweihnachtliche Schmunzler und einen Vorgeschmack auf jene Feiertage, die zugleich besinnlich und so wundervoll chaotisch sein können.