Das Weihnachtsessen steht duftend auf dem dekorierten Tisch, die Festbeleuchtung ist installiert und der nächtliche Reigen an Geschenken steht kurz bevor. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Und so gibt es anstelle eines Weihnachtsabends mit einer reich gedeckten Tafel eine Schlachtplatte der ganz anderen Art: Santa Claus (Bill Goldberg; Spiel ohne Regeln) schaut in diesem Jahr früher vorbei als erwartet und im Gepäck hat er nicht das neue Trendspielzeug aus dem benachbarten Wall-Mart oder das innovative Gimmick aus der aktuellen Handy-Kollektion, sondern eine Menge kreativer Ideen, die örtliche Weihnachtsdekoration zu Tötungswerkzeugen umzufunktionieren, plus eine Portion bösen Willens dies auch zu tun. Und so beschert der plötzlich nicht mehr ganz so gütige Mann mit dem weißen Bart und dem diabolischen Lachen den anwesenden Familienmitgliedern ein Weihnachtsfest, an das sich keiner erinnern wird. - Bei Freunden gepflegten Trashs könnte sich nach Beschreibung der rasanten Eingangssequenz bereits so etwas wie eine filmische Bescherung ankündigen und der tiefsinnige Filmfreund wird sich auf eine schwarzhumorige Konsumkritik freuen. Doch leider hat Regisseur und Drehbuchautor David Steiman sein Pulver in den ersten fünf Minuten bereits verschossen. Nicht so Good Ol‘ Santa, der gerade erst richtig in Fahrt kommt. Spaß haben die nächsten 78 Minuten dann auch hauptsächlich er und ein paar sehr leicht zu begeisternde Zuschauer.
Scheinbar ist der heutige Mythos, der Santa des Durchschnittamerikaners sei einem anonymen Gedicht aus dem Jahre 1823 entsprungen, komplett zu revidieren. Denn der findige Zuschauer ahnt schon bald, dass es ganz anders gewesen ist und die ganzen lauschigen Geschichten rund um den kinderlieben Dicken nicht mehr als Teil einer perfiden Tarnung sind. Tatsächlich ist Santa dann auch in grauer Vorzeit einer ganz anderen Tätigkeit nachgegangen, die er ausschließlich dank einer beim Curling (!) verlorenen Wette mit dem Großvater des Hauptprotagonisten Nicholas (Douglas Smith; Big Love, Close to Home) vorzeitig an den Nagel hängen musste. Pech nur für die Einwohner des ruralen Städtchens, welches übrigens den bezeichnenden Namen Hell trägt, dass die tausendjährige Halbwertszeit der Einsatzes just zu dem Zeitpunkt abläuft, als sich alle unter dem mit Lametta behangenen Weihnachtsbaum versammelt haben. Dass der dämonische Santa natürlich nach all den Jahren einiges zu kompensieren hat, versteht sich von selbst. Ein Thor nämlich wer glaubt, der bärtige Geselle wäre aus reiner Menschenliebe lieb und nett gewesen…
Man mag sich nicht vorstellen, was Steiman geritten hat, als er über dem Skript seines Autoren- und Regiedebuts gegrübelt hat. Was die Erwartung eines ironischen Seitenhiebs gegen die Kolonialisierung des Weihnachtsfestes durch Konsumlogiken nährt, krankt dann in der filmischen Umsetzung an seiner penetranten Einfallslosigkeit und permanentem dramaturgischen Leerlauf. Auf komödiantischer Seite wartet man vergebens auf funktionierende Pointen, während der Killing Spree der amoklaufenden Weihnachtsikone keinen müden Hund hinter dem Ofen hervorlockt. So bedarf es entweder eines splatter-resistenten Zehnjährigen oder äußerst infantil gestimmten Erwachsenen, um die haarsträubende Mischung aus plumpen Onelinern und halbgaren Horror-Einlagen angemessen würdigen zu können. Höchstens eingefleischten Anhängern der Lost-Insel-Crew könnte der Auftritt der charmanten Emilie de Ravin so etwas wie ein Motiv liefern, den Weihnachtsslasher über sich ergehen zu lassen. Jene blonde Australierin darf dann auch ganz genrekonform in erster Linie schnell rennen und Panik schieben, während ihr und ihrem Begleiter der rotgewandete Wüterich in seinem Rentiergespann im Nacken sitzt und sein Leitrentier Berserker zu Höchstleistungen anspornt.
Wer noch darf sich also zum Zielpublikum von Steimans misslungener Weihnachtsdekonstruktion zählen? Einerseits entbehrt die Grundidee nicht eines gewissen Trash-Faktors und wer sowieso alles andere als weihnachtsaffin ist, könnte sich zumindest streckenweise schadenfroh die Hände reiben, wenn der mordlustige Rauschebart durch die gepflegte Weihnachtsdekoration fegt und seine blutige Spur hinterlässt. Diejenigen, die sich in dieser Beschreibung nicht ansatzweise wiederfinden, seien auf den örtlichen Weihnachtsmarkt verwiesen, denn nach genügend Glühwein kann
Santa’s Slay dann doch noch als Programm für einen feucht-fröhlichen Abend herhalten. Und wer schon immer einmal wissen wollte, warum das Programm der Sportsender in den Wintermonaten vom Curling dominiert wird, bekommt von Steiman eine so unerwartete wie überraschende Antwort geliefert.