Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Die Bestien
von Eddy Matalon




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > David Robert Mitchell > It Follows
It Follows RSS 1.0


It Follows

It Follows

Ein Film von David Robert Mitchell


„It could look like someone you know or it could be a stranger in a crowd. Whatever helps it get close to you.“


Die 19-Jährige Jay (Maika Monroe) glaubt an nichts Böses, als sie mit ihrem Date Hugh (Jake Weary) schläft. Doch als sie, noch sichtlich betäubt, an einen Stuhl gefesselt aufwacht, dünkt ihr, dass der einvernehmliche Beischlaf womöglich Folgen haben könnte. Hugh erklärt ihr daraufhin, dass ihn seit Längerem ETWAS verfolgt und er ES nur dadurch loswerden könne, indem er ES an eine andere Person weiterreiche. Als Jay kurz darauf ebenfalls den unheimlichen Verfolger sieht, erkennt sie, dass Hugh sie nun ebenfalls mit ES infiziert haben muss. Selbiger flüchtet mit ihr und verrät ihr noch, dass sie, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, schnellstmöglich mit einer Person schlafen müsse, um das todbringende ES loszuwerden. Doch was sich zunächst noch einfach anhört, wird zum blanken Alptraum, da sich ES nicht so einfach abschütteln lässt...


ES SCHOCKT. Schrecken auf der Leinwand ist immer noch dann am effektivsten, wenn er unvermittelt auftritt. Die Protagonisten ahnen nichts Böses, doch plötzlich ist die tödliche Bedrohung da. Wenn der Terror dann auch noch gesichtslos und im schlimmsten Falle nicht greifbar erscheint, ist Horror in Reinkultur, welcher die Nackenhaare aufstellt, garantiert. David Robert Mitchells „IT FOLLOWS“<
/b> präsentiert einen solchen Schrecken und gibt mit seinem simplen wie genialen Titel netterweise bereits vor, was den Zuschauer die nächsten 90 Minuten erwartet: ES. Und ES folgt Dir. Mehr braucht der Neu-Filmer nicht, um aus einer einfachen Grundidee eine regelrechte Schauermär mit einem Maximum an nervenzehrender Spannung und zum Schneiden dicker Atmosphäre zu kreieren. Denn wer oder was ist ES?


ES LOCKT. Wer hier auf eine definitive Antwort hofft, wird enttäuscht. Denn der Zuschauer weiß nicht mehr als die Protagonisten, die immer wieder aufs Neue vor dem unheimlichen Verfolger flüchten, der mal als Kind, mal als alte Frau oder mal als jemand Vertrautes auftaucht. Sicher ist nur: ES kommt auf leisen Sohlen. Und ES ist nicht doof. Indem ES sich im Alltag verbirgt, werden die Betroffenen quasi ohne dass sie es richtig bemerken in ihr Verderben gelockt, weshalb selbst das sicher geglaubte Versteck in Windeseile zur Todesfalle werden kann. Mitchell verwendet hier deutlich das Stilmittel des leisen, schleichend Einzug haltenden Horrors, und verzichtet weitestgehend über die berühmt-berüchtigten Jump-Scares, die der geneigte Horror-Fan oft bereits Meilen gegen den Wind riecht. Hier ist die Gefahr allgegenwärtig, nicht sofort verortbar, und daher so effektiv. Hat sich da im verschwommenen Hintergrund etwas bewegt? Schleicht da nicht gerade, während die Kamera die Landschaft einfängt, eine Person in den Bildrand, die nun plötzlich nicht mehr zu sehen ist? Warum schwenkt die Kamera nicht nochmal zurück? Fragen, die sich jeder, der etwas von effektivem Spannungsaufbau hält, auch selbst beantworten kann.


ES ROCKT. Sowohl Kamera, Schnitt als auch Regie sind über jeden Zweifel erhaben, transportieren sie doch den namenlosen Schrecken mit gebotener Zurückhaltung, um dann urplötzlich zuzuschlagen, wenn keiner wirklich damit rechnet. „IT FOLLOWS“ weiß hier teils nachhaltig zu überraschen, und so ist es eigentlich kein Wunder, dass der Film in Sachen Musikuntermalung ebenfalls auf Nummer sicher geht. Rich Vreeland a.k.a. Disasterpeace kreiert bereits ab der ersten Minute eine kongeniale Soundkulisse, die mit ihren gnadenlos wummernden Bässen und altmodischen Synthie-Arrangements das alptraumhafte Geschehen gekonnt voranpeitscht, ohne es jedoch zu dominieren. Bilder und Töne verstehen sich hier uneingeschränkt als Elemente einer Einheit, die für ihr gemeinsames Ziel, Angst auf mehreren Sinnesebenen abzubilden, Hand in Hand gehen.


ES CASTET. Dass der Horror so gut funktioniert, liegt zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auch an den eher unbekannten Schauspielern und ihren Rollen, die erfrischenderweise mal keine Teen-Horror-Klischees bedienen. Es sind ganz normale Jugendliche, deren Entscheidungen zumeist nachvollziehbar bleiben, die hier Opfer eines todbringenden Fluchs werden, und eine Figur sticht aus dem Ensemble besonders hervor: die 22-jährige Maika Monroe. Ihre Jay ist ein unschuldiges Mädel von nebenan, das sich in seinem Leben bisher nichts hat zu Schulden kommen lassen. Die blonde Unschuld, der es schon peinlich ist, dass sie damals als Kind versehentlich auf einen Stapel Pornohefte gestoßen ist, stellt genau genommen das komplette Gegenteil des obligatorischen Final Girl dar, weshalb man ihr das verängstigte Mädel auch zu jedem Zeitpunkt abnimmt. Von dieser aufstrebenden Jungschauspielerin werden wir in Zukunft hoffentlich noch so Einiges sehen. In 2016 ist sie erst einmal noch Teil der neuerlichen Alien-Invasion „Independence Day: Resurgence“.


ES VERBOCKT. Leider kann „IT FOLLOWS“ seine hohe Qualität nicht über die volle Laufzeit retten und patzt gerade beim finalen Showdown in einem Schwimmbad. Alles, was in den folgenden Minuten aufgefahren wird, will sich nicht so recht ins Gesamtgefüge eingliedern und passt vor allem vom gewählten Grundton her nicht zum leisen Horror der vorangegangenen Minuten. Wenn dann der Film bezüglich seiner Geschichte auch noch Inkonsequenz an den Tag legt, während er zuvor seine von unverbrauchten Schauspielern dargestellte Protagonisten noch mühsam als recht intelligente und sich um das Schicksal der anderen kümmernde Unschuldslämmer vom Lande charakterisiert hat, ist dies durchaus ein nicht zu verachtender Dämpfer in einem ansonsten tadellosen Genrebeitrag. Das offene Ende entschädigt dann zwar wieder für so manches, lässt jedoch nach wie vor die Frage im Raum stehen, was genau das vermeintliche Finale nun eigentlich sollte. Stilbruch? Satire? Auch diese uns brennend interessierende Antwort wird uns vorenthalten.


Fazit: Trotz einiger Abzüge in der B-Note ist „IT FOLLOWS“ ein spannender und vor allem atmosphärisch makelloser Horrorfilm, der die Zuschauer noch lange verfolgen wird.


Cover: © 2014 It Will Follow, INC.


Eine Rezension von Stefan Rackow
(08. Juli 2015)
    It Follows bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
It Follows USA 2014
Regie David Robert Mitchell Drehbuch David Robert Mitchell
Produktion Northern Lights Films / Animal Kingdom / Two Flints Kamera Michael Gioulakis
Darsteller Maika Monroe, Keir Gilchrist, Daniel Zovatto, Jake Weary, Olivia Luccardi, Lili Sepe, u.a.
Länge 100 Minuten FSK ab 12 Jahren
http://www.weltkino.de/file/Home.html
Filmmusik Disasterpeace
Bundesweiter Kinostart: 09.07.2015
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum