„Tried to save myself but myself keeps slipping away / talking to myself all the way to the station / pictures in my head of the final destination”
So lauten einige Zeilen aus den Lyrics zum
Nine Inch Nails-Song „Into the Void“, welcher im Jahr 2000 auch in James Wongs innovativem Horrorreißer „
Final Destination“ Verwendung fand und letztlich wohl als Namensgeber für den erst „Flight 180“ betitelten Film gedient hat. Der immense Erfolg des Streifens, in welchem ein Highschool-Schüler durch eine Vorahnung seine Freunde vor einer Flugzeugkatastrophe bewahrt und dadurch den Zorn des dadurch betrogenen Todes auf sich gezogen hat, hat bereits für das Entstehen von zwei Sequels gesorgt, die ebenfalls einen gewaltigen Haufen Geld in die Kinokassen spülten.
Während jedoch Teil eins und zwei der Reihe noch Spannung und eine Spur Ernsthaftigkeit mit sich gebracht haben, verkam „
Final Destination 3“ zu einer zwar blutigeren, aber extrem nervigen Comic-Version, die eigentlich nur sehr halbherzig wenig originelle Todesszenen aneinanderreihte und dabei wie eine 90-minütige Episode der „Happy Tree Friends“ wirkte. Demzufolge ist die Vorfreude auf einen weiteren Wettlauf gegen den Tod bei vielen Fans eher sparsam ausgefallen – schließlich schien mit den beiden ersten Schockern bereits alles ausgereizt worden zu sein, was man aus der Thematik herauskitzeln konnte.
Doch dann bahnte sich eine neue Technik ihren Weg in die Filmindustrie, die einem lange tot geglaubten Format auf beeindruckende Weise wieder zu neuem Glanz verhalf – dem 3D-Film.
Nach Patrick Lussiers
Slasher-Remake „
My Bloody Valentine 3D“ (2009) ist „Final Destination 4“ nun die zweite Genre-Produktion, die den Zuschauern - mit der richtigen Sehhilfe ausgestattet - eine neue Dimension des Schreckens verspricht. Damit war das Interesse an dem Franchise schonmal wieder geweckt, und mit David R. Ellis konnte außerdem der Regisseur des gelungenen zweiten Teils (und leider auch der unterirdischen Gurke „
Snakes On A Plane“) für das Projekt gewonnen werden.
Doch schafft es der Streifen letztlich erneut, sein Publikum ebenso wie das Original und das erste Sequel zu begeistern, oder knüpft er qualitativ gar an seinen missratenen Vorgänger an?
Kurz vor einem Autorennen hat der Teenager Nick (Bobby Campo) eine Vision:
Durch eine wilde Karambolage auf der Rennstrecke wird sich der Event in ein wildes Schlachtfest verwandeln, das fast niemand überlebt – auch er und seine Freunde Lori (Shantel VanSanten), Hunt (Nick Zano) und Janet (Haley Webb) werden sterben. Natürlich glaubt ihm zunächst niemand die Geschichte, aber durch einen Streit schafft es Nick, einige Leute aus dem Gebäude zu bekommen, bevor die Hölle losbricht.
Bei Nachforschungen stoßen die geschockten Freunde auf Berichte von Vorfällen, bei denen ebenfalls die Vorsehung einer Person ganzen Gruppen zunächst das Leben gerettet hat, diese dann aber in einer definierten Reihenfolge durch merkwürdige Zwischenfälle zu Tode gekommen sind.
Offensichtlich hat auch diesmal wieder jemand dem Sensenmann ganz gewaltig ins tödliche Handwerk gepfuscht, weshalb er nun versucht, seine Opfer auf andere Weise aus dem Leben zu befördern.
Werden die Vier es schaffen, den Tod auszutricksen?
Im Prinzip hätte man sich die vorherige Inhaltsangabe tatsächlich schenken können - natürlich variiert auch „Final Destination 4“ die Grund-Geschichte seiner Vorgänger nur durch seinen Aufhänger (in diesem Fall: das außer Rand und Band geratene Autorennen) und die Formen, in denen sich der Tod an die Charaktere heranschleicht.
Zum Glück stellt der Streifen trotzdem wieder einen besseren Beitrag zur Reihe dar. Und dieser Umstand – das muss man schon ganz ehrlich sagen – ist zu einem nicht unwesentlichen Anteil dem 3D-Aspekt zuzurechnen. Wenn die ersten Bilder zu dem Song „Devour“ der New Rock-Band
Shinedown über die Leinwand donnern, ist man sich bereits sicher, dass in den nächsten 80 Minuten keine Gefangenen gemacht werden - allzu kritische Kinogänger sollten also entweder auf den Kauf des Tickets verzichten oder werden das Geschehen vor ihnen als dreidimensionalen Stinkefinger wahrnehmen müssen, während sich die Fans gemütlich in den Kinosessel sinken lassen und auf den folgenden Adrenalinkick freuen dürfen.
Weshalb der Film auch ohne seinen besonderen Bonus besser als Teil 3, der ursprünglich auch in 3D geplant war, geworden ist, liegt daran, dass zum einen der absolut blödsinnige Einfall, durch Fotos die Todesursachen vorhersagen zu können, wieder verworfen wurde und außerdem die Protagonisten vielleicht nicht so sympathisch wie in den ersten beiden Filmen gezeichnet sind, aber dafür wesentlich weniger nerven als die Langweiler im Vorgänger. Desweiteren sind die mörderischen Ideen hier wieder ein gutes Stück einfallsreicher und auch bösartiger geraten – Moralaposteln und Jugendschützer werden bei diesem viszeralen Hochgenuss mit Sicherheit ungläubig die Köpfe schütteln.
Während bei „
My Bloody Valentine 3D“ schon sehr erfolgreich Gegenstände von der Leinwand auf das Publikum zugeflogen sind, ist „Final Destination 4“ nun einfach nur prädestiniert für das sogenannte
Real D-Verfahren: Bereits der Vorspann, in dem die Todesarten aus den vorherigen Filmen als Röntgenbilder zusammengefasst werden, macht unglaublich viel Spaß, und man fragt sich, wie Alexandre Aja dieses knackige Vergnügen mit seinem für 2010 angekündigten „Piranha 3D“ überhaupt noch groß toppen will.
Auf die mannigfaltigen „Schicksalsschläge“, die die Figuren ereilen, einzugehen, würde bedeuten, die blutigen Überraschungen zu verderben – und das wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht tun!
„Final Destination 4“ ist - zumindest in der 3D-Version und im gefüllten Kinosaal - ein absoluter Partykracher.
Mit Sicherheit wird es auch genügend Leute geben, die das völlig anders sehen und lieber Gift und Galle auf diese zugegebenermaßen wenig intelligente und ziemlich dekadente Gaudi spucken möchten. Es soll ihnen gegönnt sein.
Zumindest der Rezensent hat sich in den knappen 82 Minuten solide unterhalten gefühlt.