Sacre Bleu!
Hätte man das mal geahnt. Jetzt sitzt der Rezensent vor seinem Rechner und versucht, sich einige weise Worte über einen Film aus den Fingern zu saugen, über den es tatsächlich so gar nichts Weises zu berichten gibt. Jener hört auf den schwungvollen Namen „Mutants“ und ist eine französische Produktion, in der es inhaltlich – einige werden es sich vielleicht schon zusammengereimt haben – um fiese und blutgierige Mutanten geht.
Es handelt es sich hier um ein Werk, welches eigentlich schützend versiegelt in das Genzelsche Trashlabor überführt werden müsste, um dort strengsten wissenschaftlichen Tests unterzogen zu werden. Leider ist es dem Verfasser dieser Zeilen nicht gelungen, in den Besitz des mehr als zweifelhaften Materials zu gelangen, weshalb dieser nun allein die Bürde der Berichterstattung auf sich nehmen muss. Bier auf. Prost.
Es ist mal wieder Endzeitstimmung angesagt. Abgesehen davon, dass einige einleitende Zeilen den Zuschauern bereits vor der ersten Einstellung unheilvoll mitteilen, dass es recht schlimm um die Menschen steht, da eine sehr unschöne Krankheit diese in hässliche und sabbernde Zombies – Entschuldigung: Mutanten – verwandelt, werden einem im weiteren Verlauf auch nicht gerade sympathische Schauplätze präsentiert, wenn die anfangs eingeführten Protagonisten - ein Sanitäter, eine Ärztin, eine Soldatin und ein angeknabberter Patient - im Rettungswagen durch eine trostlose und verschneite Berggegend kurven. Bereits nach kurzer Zeit wird der angeknabberte Mutantenanwärter von der Soldatin erschossen, und da waren´s nur noch drei. Bei einem
shoot-out während eines kleinen Zwischenstops bei einem heruntergekommenen Gebäude wird dann noch die Soldatin und ein zufällig Anwesender aus der weiteren Handlung gestrichen – leider erwischt eine Kugel dabei auch den Sanitäter, den wir ab jetzt bei seinem Film-Namen (Marco) nennen, da er neben der Ärztin (Sonia), mit welcher er natürlich eine Beziehung führt, zwangsläufig zu einer Hauptfigur des Streifens mutiert. Mutieren tut er allerdings ab besagtem Moment auch so richtig (also ganz im Sinne des Titels), da er nämlich auch irgendwie mit der hundsgemeinen Infektionen in Berührung gekommen ist, und mit Sonia nun in einem verlassenen Bauwerk verzweifelt auf Hilfe von Seiten des Militärs wartet.
Um nach einer gefühlt endlosen Langenweile mal etwas mehr Butter bei die Fische (oder Spannung in den Streifen) zu kriegen, verfolgt Marco in immer ekeligeren Stadien seiner Verwandlung Sonia grunzend durch die Gänge oder tut andere unappetitliche Sachen, wie sich z.B. die Zähne auszurupfen (es gibt ja durchaus Leute, die diesen Streifen mit Cronenbergs „Die Fliege“ vergleichen…). Damit der Adrenalinpegel schließlich doch noch so stark ansteigt, dass das Publikum im Dämmerzustand die Augenlider ein letztes Mal mit aller Macht hochzuziehen versucht und der offensichtlich völlig gethrillte
director of photography während der nun kommenden Szenen kaum noch seine Kamera gerade halten kann, führt der Newcomer-Regisseur David Morlet eine weitere Gruppe von ganz bösen, strunzdummen Gestalten ein, die Sonia und Marco in ihrem Unterschlupf überfallen und ihren Wagen entwenden wollen.
Dass später außerdem noch einige Mutanten zu der netten Runde stoßen und diese ordentlich dezimieren, sollte niemanden ernsthaft überraschen…
Im Prinzip sollte aus der Inhaltsangabe schon hervorgehen, dass man „Mutants“ nicht wirklich empfehlen kann. Das liegt zum Einen vor allem an der ausgelutschten Zombie/Mutanten-Story, die dabei so lustlos und langweilig runtergekurbelt worden ist, dass man bereits nach wenigen Minuten den ersten Blick auf die Uhr wagt. Zum Anderen nervt die
ach-so-mitreißende, unterschwellige Liebesgeschichte zwischen Sonia und ihrem frischgebackenen Mutantenlover eher, als dass man sie dem Film als interessanten Aspekt zugute halten müsste.
Auch die Schauspieler agieren durch die Bank völlig lustlos und selbst Splatterfans bekommen hier nicht wirklich etwas geboten, was den Eintritt für sie rechtfertigen könnte.
Dass die Wackelaufnahmen oftmals den Eindruck erwecken, als hätte der Kameramann einige Schnäpse über den Durst gehabt, ist ja oben schon angedeutet worden – und um es jetzt nochmal deutlicher zu sagen: Die Kameraarbeit ist bis auf ein paar atmosphärische Außenaufnahmen absolut katastrophal geraten…wem schon beim „Blair Witch Projekt“ schlecht oder schwummerig vor Augen geworden ist, sollte prophylaktisch besser eine leere Popcorntüte mit in den Saal nehmen, oder schlauerweise gleich auf den Film verzichten.
„Mutants“ stellt definitiv den bisherigen Tiefpunkt der französischen Horrorwelle um Meisterwerke wie „
Inside“ oder „
Martyrs“ dar und funktioniert bestenfalls als unfreiwillig komischer „
28 days later“-Klon ohne nennenswerte Höhepunkte.
Finger weg...oder den Möchtegern-emotionalen Trash wenigstens mit Humor nehmen!