Sechs Jahre sollte es dauern, bis Regisseur Darren Aronofsky („
Pi“) nach seinem von Kritik und Publikum gefeierten Meisterwerk
„Requiem For A Dream" (2000) sein Herzprojekt „The Fountain“ verwirklichen konnte. Es waren Jahre des Kampfes und der Ernüchterung.
Dabei sah es anfangs sehr vielversprechend für die erste Majorproduktion des Regisseurs aus:
70 Millionen Dollar ließ sich das Studio für die Entstehung des Films aus den Rippen leiern und für die Hauptrollen konnte Aronofsky die Stars Brad Pitt und Cate Blanchett gewinnen. Das Chaos begann als Pitt, angeblich aufgrund kreativer Differenzen, das Projekt verließ um „Troja“ zu drehen und Blanchett sich ebenfalls andernweitig umsah. Das Studio bekam kalte Füße und legte den Film zunächst auf Eis. Um doch noch seine sich über ein Millenium erstreckende Liebesgeschichte zu erzählen, schnappte sich Aronofsky den Comickünstler Kent Williams und brachte das Ganze als Graphic-Novel heraus.
Letzten Endes wurde ihm doch noch ein Budget von 30 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, woraufhin das komplexe Skript an einigen Ecken gekürzt werden musste um den Produktionsetat nicht zu sprengen. Für die Hauptrollen wurden s
chließlich Hugh Jackman („Swordfish“,
„Prestige“) und die inzwischen mit dem Regisseur verlobte Rachel Weisz („Der ewige Gärtner“) verpflichtet. Es konnte losgehen.
Für das Team hinter der Kamera konnte Aronofsky auf bewährte Mitstreiter zurückgreifen: Die atemberaubend-hypnotischen Bilder wurden von seinem Hauskameramann Matthew Libatique („Gothika“, „Inside Man“) eingefangen und der abermals fantastische Soundtrack wurde von Clint Mansell (Ex-Frontmann der Band
Pop Will Eat Itself) in Zusammenarbeit mit dem Kronos Quartett komponiert.
Der Film beginnt im Mittelamerika des 16. Jahrhunderts. Konquistador Tomas (Hugh Jackman) kämpft sich im Auftrag seiner Königin Isabel (Rachel Weisz) mit einem kleinen Trupp durch eine Horde Eingeborener und ersteigt schließlich ein Heiligtum der Mayas. Dort wird er von einem Wächter niedergestreckt bevor er das Geheimnis des Tempels lüften kann.
Schnitt.
Ein Mann (Jackmann) treibt mit einem Baum, umschlossen von einer riesigen Kugel, durch das Weltall. Eine Frauenstimme spricht zu ihm. Sie sagt: „Bring es zuende!“ Der Mann entnimmt dem Baum ein Stück Rinde und verspeist es. Er spricht zu dem Baum. Er sagt: „Halte durch! Wir sind fast da!“
Schnitt.
Das Jahr 2006: Der Wissenschaftler Tom Creo (Jackman) forscht nach einem Heilmittel für seine krebskranke Frau Izzy (Weisz). Er erziehlt Fortschritte mit einer Substanz, welche von einem Baum aus Mittelamerika gewonnen wurde. Während ihr Mann sich wie ein besessener in seine Arbeit vertieft und kaum Zeit für seine Frau findet, schreibt Izzy ein Buch mit dem Titel „The Fountain“. Es handelt von einem Konquistador, welcher von seiner Königin den gefährlichen Auftrag erhält, im Mittelamerika des 16. Jahrhunderts den Baum des Lebens zu finden. Nachdem sie einen weiteren körperlichen Zusammenbruch erlitten hat, schenkt Izzy Tom auf ihrem Sterbebett ein Schreibset und bittet ihn, ihr unfertiges Buch zu beenden. Der Wettlauf gegen den Tod scheint für Tom verloren zu sein…
Ausnahmeregisseur Aronofsky hat mit „The Fountain“ erneut ein wahres Meisterwerk von Film vorgelegt. Man kann ihn allerdings nicht direkt in eine Reihe mit den Vorgängern „Pi“ und
„Requiem For A Dream" stellen, da er eher auf einer romantischen und poetischen Ebene funktioniert während man jene eher als hart-realistisch klassifizieren könnte. Auch verwendet der Regisseur hier erstmals nicht sein Markenzeichen, seine als „Hip-Hop-Montage“ bekannte Schnitttechnik, sondern bemüht sich um einen harmonischen Bildfluss. Eigentlich ist es wirklich schade, dass sich scheinbar nicht besonders viele Zuschauer auf diese geniale Filmreise einlassen konnten. Zumindest kommt man zu diesem Eindruck wenn man die Berichte von der Premiere in Venedig liest, bei welcher der Regisseur vom Publikum mit Gegenständen beworfen und beschimpft worden war.
Vielleicht ist es kein Film für die breite Masse, und einige Szenen wirken auf Popcorn-Kino-Fans mit Sicherheit eigenartig oder sogar lachhaft, aber mit „The Fountain“ hat Aronofsky erneut etwas geschaffen, das originell und einzigartig in der heutigen Filmwelt ist. Wer zuerst den reißerischen „Matrix-meets-Herr-der-Ringe“-Trailer gesehen hat, könnte vom Resultat enttäuscht sein. Der Film beinhaltet nicht gerade viele Actionszenen, sondern konzentriert sich größenteils auf seine tollen Darsteller und die großartigen Aufnahmen. Im Zentrum der Handlung steht übrigens, wie bei den vorherigen Aronofsky-Filmen, die Besessenheit eines Menschen. Während es bei „
Pi“ die Besessenheit war, die Welt in Zahlen zu erfassen und
„Requiem For A Dream" das Thema Sucht aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtete, steht bei „The Fountain“ die Suche nach dem ewigen Leben im Mittelpunkt.