„9:13, Personal note: When I was a little kid my mother told me not to stare into the sun. So once when I was six, I did. The doctors didn't know if my eyes would ever heal. I was terrified, alone in that darkness. Slowly daylight crept in through the bandages, and I could see, but something else had changed inside of me. That day I had my first headache.“
Der menschenscheue und seit seiner Kindheit von ständigen Kopfschmerzen geplagte Mathematiker Max Cohen (Sean Gullette) ist ein Genie auf seinem Gebiet: Er kann selbst schwierige Aufgaben mit etlichen Stellen hinter dem Komma im Kopf berechnen und ist der festen Überzeugung, dass sämtliche Vorgänge in der Natur sich in Zahlenmustern zusammenfassen ließen.
Sein einziger wirklicher Kontakt zur Außenwelt ist sein alter Mentor Sol Robeson (Mark Margolis, „
Scarface“, „
Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel“), mit dem er sich gelegentlich trifft um über mathematische Probleme zu sprechen. Als Max sich eines Tages vornimmt, die Zusammenhänge der Zahlen beim Börsenmarkt auf Muster zu untersuchen, stürzt sein selbst entwickelter Supercomputer Euclid, nachdem dieser noch eine 216 Ziffern lange Zahlenkette ausdrucken konnte, plötzlich ab.
Er erzählt S
ol von diesem Vorfall, und dieser wird auf einmal hellhörig, als er von der Länge des Ergebnisses erfährt. Sein Mentor, der sich in der Vergangenheit intensiv mit der Kreiszahl Pi auseinandergesetzt hat, rät ihm dringend, bei seinen Nachforschungen eine Pause einzulegen, damit er am Ende nicht völlig den Verstand verliert.
In einem Café trifft Max den Juden Lenny Meyer, der ebenfalls einen mathematischen Code in dessen religiöser Schrift, der Thora, vermutet, der den Menschen direkt von Gott gesandt sein soll. Meyer bittet daraufhin Max bei dem Problem um Hilfe, und auch einige zwielichtige Agenten einer Wall Street-Firma sind hinter ihm her, um dessen Fähigkeiten für sich in Anspruch zu nehmen. Der ohnehin schon verwirrte und unter ständigem Medikamentenkonsum stehende Mathematiker fühlt sich jetzt an jeder Straßenecke verfolgt.
Gleitet er nun völlig in den Wahnsinn ab, oder steckt letztlich vielleicht doch mehr hinter der mysteriösen Welt der Zahlen?
„11:15, restate my assumptions: 1. Mathematics is the language of nature. 2. Everything around us can be represented and understood through numbers. 3. If you graph these numbers, patterns emerge. Therefore: There are patterns everywhere in nature.”
Darren Aronofskys Spielfilmdebüt „Pi“ als „Low-Budget“-Produktion zu bezeichnen wäre wohl immer noch übertrieben: Lediglich
60.000 $ hat das in schwarz/weiss gedrehte Werk in seiner Herstellung gekostet. Das Geld ist größtenteils von dem Regisseur selbst aufgetrieben worden, indem er sich von verschiedenen Freunden und Familienmitgliedern jeweils 100 $ für die Realisierung „geborgt“ und ihnen, nachdem der Film für eine Million Dollar von „Artisan Entertainment“ aufgekauft worden ist, später sogar 150 $ zurückgezahlt hat.
„Pi“ ist in Aronofskys Heimatgegend Brooklyn komplett ohne jegliche Drehgenehmigung entstanden, und so hat die Crew ständig nach Polizeipräsenz Ausschau halten müssen, um nicht noch teure Strafen zahlen zu müssen oder gar generell Drehverbot zu erhalten. Das Filmteam habe während einer Szene in der U-Bahn-Station richtig Glück gehabt, da die plötzlich auftauchenden Gesetzeshüter sie für das Zweitteam Woody Allens gehalten hätte, der zu der Zeit ebenfalls im Big Apple am Filmen gewesen ist.
Betrachtet man das Werk jetzt unter Berücksichtigung seines lächerlichen Budgets, das zum größten Teil für das technische Equipment gebraucht worden ist, da die Filmcrew zumeist aus Freunden Aronofskys bestanden hat, dann bleibt einem gelegentlich schon vor Staunen der Mund offen stehen: „Pi“ kann als Beweis dafür angesehen werden, dass Geld für einen Film kein qualitatives Kriterium sein muss – hier hat der Regisseur aus seinen geringen finanziellen Möglichkeiten einfach das Maximum herausgeholt und rigoros seine eigene Vision verwirklicht.
So gilt Darren Aronofsky seit „Pi“ als ein Begründer der sogenannten „HipHop“-Montage, einer Form des Bild-und Tonschnitts, die er häufig in den Szenen einsetzt, in welchen Max die Medikamente zu sich nimmt oder unter seinen Kopfschmerzattacken leidet. In dem Nachfolgewerk des Regisseurs, dem Drogendrama „
Requiem for a Dream“ (2000), hat er die Möglichkeiten dieser Technik, die später auch in Streifen wie „Snatch“ (2000) oder „
Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis“ (2007) zum Einsatz kommt, noch einmal völlig ausgereizt und mit seinem aktuellen Film „
The Fountain“ (2006) einen anderen Erzählweg eingeschlagen.
Viele eher konventionelle Filmfans könnten von „Pi“ auf den ersten Blick abgeschreckt sein: Zunächst prangt ihnen auf dem Plakat oder DVD-Cover ein grosses mathematisches Symbol entgegen und auch die Story liest sich dann wie ein trockener Exkurs in die riesige Welt der Formeln – die Angabe, der Film sei in schwarz/weiss aufgenommen, dürfte ihr übriges tun, um den zunächst Interessierten wieder kehrt machen zu lassen.
Damit verpasst er allerdings einen zwar äußerst schrägen und düsteren, aber dennoch völlig eigenständigen und visionären Trip, den man auch durchaus als kafkaesken Albtraum beschreiben könnte. Den Begriff „trocken“ kann man keinesfalls mit dem Film in Verbindung bringen, im Gegenteil: So modern und „frisch“ hat in der Zeit vor Erscheinen von „Pi“ wohl schon lange kein Streifen mehr ausgesehen. Die ohnehin schon kurze Laufzeit von etwa 80 Minuten rast in einer Mischung aus rasanten Schnitten, einem futuristischen Soundtrack (von Darren Aronofskys Stammkomponisten Clint Mansell) und hypnotischen Bildern an dem Zuschauer vorbei, als handele es sich um einen drei-minütigen MTV-Videoclip…allerdings verpackt in einer smarten und trotzdem mit einem Augenzwinkern erzählten Geschichte.
Dieses Indie-
Kunstwerk sollte man gesehen haben!
„12:50, press Return.“