Darf man mit der Tür ins Haus fallen? Manchmal lohnen sich ausschmückende, herauszögernde Einleitungen einfach nicht. Bangkok Dangerous, der neue alte Film der Pang Brothers, gehört nunmal nicht zu den Filmperlen und Geheimtipps dieses Kinospätsommers. Also warum um den heißen Brei herumreden?
Nicolas Cage mimt unseren Klischee-Auftragskiller Joe, der uns in einem anfänglichen Voice-Over sogleich seine vier Klischee-Regeln prästentiert und uns zudem versichert, wie hervorragend und gewissenhaft er seiner Profession nachgeht. Und da man stets dann aufhören soll, wenn es am schönsten ist, begibt sich Joe für einen letzten großen Auftrag nach Bangkok, der lukrativ genug ist, um ihm den geplanten Ausstieg zu finazieren. Um den Auftrag, der aus vier Zielen besteht, anonym durchführen zu können rekrutiert er den jungen Kleinkriminellen Kong, der Postboten spielen soll, aber schnell dahinter kommt, was Joe macht, um sich schöne Häuslein und flotte Zweiräder leisten zu können. Statt ihn sofort zu töten, wie er es früher getan hätte, nimmt er Kong als Schüler auf und bildet ihn flott neben den Aufträgen aus. Es scheint sich eine Art Gewissen bei Joe zu entwickeln. Dieser wird noch verstärkt als er Miss Austauschbar in einer Apotheke trifft. Ihre natürliche Offenheit und Freundlichkeit wecken unbekannte Gefühle in ihm. Als Auftragskiller hat man es sicher unweigerlich schwerer auf der Kontaktbörse, so dass sich Joe einfach als Banker ausgibt.
Da ist man immer auf der sicheren Seite, da eh niemand weiß, was die den lieben langen Tag so treiben. Wirkte dieses fürsorgliche und unschuldige Mädchen im Original noch als symbolisches Gegengewicht zu der Hauptfigur, verkommt sie hier leider zu Klischee Nr. 156.
Man hätte meinen können, dass etwas besseres dabei herauskommt, wenn zwei Regisseure ein Remake ihres eigenen Film drehen, zu dem sie zu Zeiten auch das Drehbuch selbst verfasst hatten. Dann wiederum könnte man sich fragen, warum man einen gelungen Film nochmal drehen sollte. Um ihn bildgewaltiger, teurer und wichtiger erscheinen zu lassen? Das Phänomen ist ja durchaus schon länger bekannt. Man kann daraus ein interessantes Experiment machen, wie Michael Haneke (
Funny Games), und seinen Film exakt noch einmal abdrehen. Man kann sich natürlich auch wie George Sluizer (
Spoorloos) beim US-amerikanischen anbiedern und ein paar unangenehmen Szenen, wie etwa das Ende des Filmes, umschreiben. Auch die Pang Brothers haben sich ihren Film von Jason Richman gehörig amerikanisieren lassen. Dramaturgisch entscheidendste Änderung ist, dass aus dem taubstummen Auftragskiller des thailändischen Originals zu einem angestrengt ernst quasselnden Nicolas Cage umgemünzt worden ist. Schade, es wäre sicherlich eine Erfahrung gewesen, Cage mal nicht sprechen zu hören. Stattdessen wird Joes Auserwählte mit Taubstummheit bedacht. Viel Sinn macht es nicht, aber man wollte das Storyelement aus dem Original wohl nicht ganz wegfallen lassen. Das Nachvollziehen von Handlungen und Veränderungen wird dem Zuschauer durch Unmengen an Plotholes und Logikfehler nicht gerade leicht gemacht, was dieser vermutlich mit Desinteresse strafen wird. Eine Beziehung zu den Figuren wird verhindert und die Geschehnisse auf der Leinwand erscheinen wie eine endlose Aneinanderreihung langweiliger und unbedeutender Aneinanderreihungen. Der im Film vorkommende Elefant hätte plötzlich anfangen können zu fliegen, es hätte die Handlung nicht abstruser machen können.
Es soll ja heißen, dass Leute, die sich über die bescheidenen Handlungen von Actionfilmen mokieren, selbst Schuld sind. Actionfilme sind da wie Pornos. Zu viel Handlung versperrt die Sicht auf das Wesentliche, was dieses Genre ausmacht (Ausnahmen ausgenommen). Doch wird uns für die Unterforderung unserer grauen Gehirnzellen leider nicht viel als Ausgleich geboten. Es gibt in der Tat ein paar schöne Aufnahmen von Bangkok (und Prag), die sich stimmig in die Cinematographie des Filmes einfügen. Rasantes und Spektakuläres wird leider nicht geboten, aber immerhin handwerlick solides und vor allem übersichtliches Actionkino. Die wenigen längeren Actionsequenzen, zu denen eine Bootsverfolgungsjagd und der finale Showdown im Gangsterunterschlupf gehören, sorgen für sich schnell verflüchtigende Momente des Kurzweils, gehen aber in dem zähen Verlauf von
Bangkok Dangerous im Nachhinein sang- und klanglos unter. Es reicht schon fast sich den beinahe preisgekrönten (!) Trailer des Films anzuschauen, um alle wichtigen Stellen des Filmes im Schnelldurchgang einmal gesehen zu haben. Will man allerdings Nicolas Cage erneuten modischen Fehltritt etwas genauer unter die Lupe nehmen, muss man schon ein paar Minütchen mehr über sich ergehen lassen. Das Rätseln über Cages Beweggründe sich eine derartigen Zottel (
Next lässt grüßen) verpassen zu lassen, füllt zumindest ein paar Minuten des Filmes, so dass das Ende dankbar näher rückt. Da die komplette Handlung aber so voraussagbar ist wie das gestrige Wetter, kann man das Ende des Films auch getrost selbst bestimmen.