Groschenroman, Schundliteratur – zu den bekanntesten dieser Gattung gehören die Geschichten des FBI-Agenten Jerry Cotton. Die Heftchen kosten am Kiosk 1,60 Euro und sind optisch nicht besonders ansprechend. Dennoch kennt Jeder den Namen Jerry Cotton und ab sofort gibt es auch ein Gesicht dazu: Christian Tramitz. Ja, richtig gehört. Der, der Bullys Partner in der Bully-Parade war und ihn in allen Kinofilmen begleitet hat. Tramitz war bislang also nur als Komödiant bekannt, aber in
Jerry Cotton überzeugt er wie ein Star à la Roger Moore, dass er eine Hauptrolle im Actionfach souverän spielen kann und damit zu den besten Schauspielern Deutschlands gehört.
Jerry Cotton, der Vorzeigemann des amerikanischen FBI, wird verdächtigt, den Gangster Sammy Serrano (Moritz Bleibtreu) und seinen FBI-Partner umgebracht zu haben. Als Cotton untertaucht, um allein zu ermitteln und seine Unschuld zu beweisen, braucht er die Hilfe seines neuen Partners Phil Decker (Christian Ulmen). Der ist eine ganz kleine Nummer beim FBI, unbeliebt und nervig. Als ihn Cotton anruft und um Diskretion bittet, erzählt er es natürlich weiter. Zusammen kommen Cotton und Decker dem Kriminellentrupp unter der Führung von Klaus Schmidt (Heino Ferch) näher. Doch das FBI – mit der gefürchteten Agentin Daryl D. Zanuck (Christiane Paul) – ist dicht hinter ihnen. Cotton macht gemeinsame Sache mit Malena (Monica Cruz), die als Bandenmitglied einige Tricks parat hat und Cotton gerne für ihre Zwecke benutzt. Nach einigen Schlägereien, Wunden und Kratzern kann Cotton den Fall aufdecken und wird als alter, neuer Star des FBI gefeiert.
An die Seite von Tramitz haben die Regisseure Christian Ulmen gestellt, der sich mit
Herr Lehmann (2003) nach dem Buch von Sven Regener als seriöser Schauspieler etablieren konnte. Seine Rolle des Phil Decker wurde im Vergleich zu den Groschenromanen stark verändert. Decker ist nun der nervige FBI-Neuling, der nur aufgrund Papis guter Kontakte mit Jerry Cotton losziehen darf. Gelungen ist, dass Decker zwar peinliche Sachen macht und der Zuschauer nur ungläubig den Kopf schüttelt. Aber Ulmen beherrscht den Balanceakt so sehr, dass es immer noch erträglich ist und man sogar richtig darüber lachen kann. Das Duo Tramitz-Ulmen funktioniert und unterhält großartig.
Mit den Damen im Film kann frau sich nicht gerade leicht identifizieren: die eine hart und fies (gespielt von Christiane Paul, leider zu klischeehaft), die andere sexy und durchtrieben (dargestellt von Monica Cruz, der Schwester von Penelope). Unsympathisch, aber immerhin intelligent und durchsetzungsfähig. Herrlich besetzt sind die Rollen des FBI-Chefs (Herbert Knaup), der ständig seine Haltung gegenüber Cotton ändert, und die des Gangsters Serrano, bei der Bleibtreu mutig unattraktiv hergerichtet wurde.
Jerry Cotton ist eine deutsche Erfindung, die jedoch in New York spielt. Der aktuelle Kinofilm spielt deshalb auch in New York, wurde aber größtenteils in Deutschland gedreht. Wäre nur im Ausland produziert worden, wäre die Filmförderung flöten gegangen, was sich kein deutscher Kinofilm leisten kann. Außerdem ergaben sich dadurch keine organisatorischen und sprachlichen Probleme. An Originalschauplätzen wurde nur für Total-Aufnahmen und Autofahrten gedreht. Für den Zuschauer ist es anfangs seltsam, nach New York versetzt zu werden, dort aber nur deutsche Schauspieler zu sehen. Daran gewöhnt man sich aber schnell und letztendlich stört diese schiefe Atmosphäre nicht.
Jerry Cotton ist ein guter Actionstreifen. Manche Elemente sind zwar sehr genrelastig, z.B. ist die Musik typisch reißerisch, wenig originell und ohne Charme. Der Film ist alles in allem jedoch äußerst kurzweilig, hat einen tollen Hochglanzlook mit einer einfallsreichen Kameraführung und vor allem ein neues Dreamteam: Tramitz und Ulmen.