Indianer, Nazis, Lesben und von unfassbaren Kräften besessene Fotokapperate sowie dämonische Puppen im SM - Outfit.
Das alles ergibt keinen Zusammenhang?
Stimmt. „Baba Yaga: The Final Cut“ beinhaltet jedoch all dies in seiner irrwitigen Storyline um eine junge Fotografin und eine mysteriöse alte Frau, die ihr nicht von der Pelle rückt.
Der vom italienischen Regisseur Corrado Farina inszenierte Streifen ist trotz seiner ungewöhnlichen Handlung ein typischer 70er Jahre Exploitationfilm.
Ursprünglich kam er nur in einer stark verstümmelten Fassung in die Kinos, die dem Regisseur verständlicherweise missfiel.
35 Jahre nach dem ersten Release wird der Film nun doch endlich in der vom Filmemacher ursprünglich angedachten Version veröffentlicht - und zwar uncut als DVD Nr. 19 der Filmreihe des britischen Label Shameless Screen Entertainment.
Dass sein Werk eine späte Würdigung erhält freut auch Farina selbst, deshalb hat er, bevor der Film startet, noch ein paar warme Worte für die Kult-Fans parat.
Valentina ist eine erfolgreiche Fotografin, deren größtes Problem ihr etwas zudringlicher aber netter Bekannter (gespielt von Antrprophagus George Eastman) ist.
Diese Sorglosigkeit ändert sich jedoch schlagartig, als sie in einer finsteren Nacht die unfreiwillige ( aber scheinbar vorherbestimmte) Bekanntschaft mit einer älteren Dame macht.
Diese gibt sich als Baba Yaga zu erkenne
n und sucht fortan stets Valentinas Nähe.
Yaga scheint sich sehr auf Valentina zu stehen und findet zudem einen Fetisch in Valentinas Kamera gefunden zu haben.
Jedenfalls wird Valentina nach der merkwürdigen Begegnung von schrecklichen ( aber visuell umso beeindruckender umgesetzten) Alpträumen geplagt.
Auch scheint ihre treue Kamera ein mysteriöses und beunruhigendes Eigenleben entwickelt zu haben: Denn bei jedem Fotoshooting passieren plötzlich schreckliche Dinge.
Was hat Baba Yaga damit zu tun und wieso fühlt sich die ansonsten ehr Männern zugetane Valentina auf unerklärliche Weise zu ihr hin gezogen?
Baba Yaga ist eigentlich eine Figur aus der slawischen Mythologie, die eine populäre Gestalt in osteuropäischen Märchen darstellt und am ehesten mit unserer Hänsel und Gretel-Hexe vergleichbar ist.
Diese Rolle übernimmt hier Caroll Baker. Das war dann im Großen und Ganzen auch schon die Gemeinsamkeit zum Märchen. Viel mehr lässt sich Corrado Farina vom Comiczeichner Guido Crepax inspirieren .
Dieser für seine provokanten erotischen Comics berühmt berüchtigte Künstler diente mit seinen fetischistischen „Valentina“- Comics als Vorlage.
Dabei geht Farina jedoch nie soweit wie das gemalte Vorbild.
Soll heißen: zwar ist der Film ab 18 und geizt nicht mit nackter Haut, doch da gibt es wesentlich expliziteres in Europloitation - Gefilden.
Die erotische Spannung bezieht Farian aus der latent-lesbischen Beziehung zwischen Valentina und Baba Yaga.
Der Film ist hauptsächlich wegen seinem groovy Soundtrack und seiner exzellenten optischen Umsetzung interessant .
Farina hat ein sicheres Gespür dafür eine psychedelische Stimmung aufzubauen (was natürlich durch die gaga Handlung verstärkt wird) und dazu perfekt halluzinatorische Bilder einzubauen (besonders gelungen sind hier die Sequenzen bei denen Realität und Comic verschwimmen).
Man kann also mit Fug und Recht behaupten: äußerst sehenswert.
Mit Spannung kann der Film jedenfalls nicht gerade auftrumpfen.
Er fordert dem Zuseher besonders zu Beginn einiges an Geduld ab und ist stellenweise recht behäbig inszeniert.
Für den Kultfan ist dieser recht seltene Titel aber doch einen Blick wert - besonders wenn man sich auf die total surreale Welt von Farinas Film einlassen kann.
Was zwar bei aller Wirrheit schwer fallen kann - jedoch mit einem optischen Leckerbissen belohnt wird, der zudem gegen Ende zu immer besser wird.
Credit und Copyright Coverfoto/Coverimage:
Shameless Screen Entertainment