Für sehr viele Menschen zählt Australien zu den absoluten Traum-Reisezielen. Das liegt aber wohl kaum an den dortigen Großstädten, sondern viel eher an den unberührten, gigantischen Natur-Landschaften, die die Touristen gern einmal hautnah erleben wollen.
Dass man bei den vielen giftigen Krabbel- und Kriechviechern besondere Vorsicht walten lassen muss, sollte klar sein…mit einer Schwarzen Witwe zusammen zu duschen, ist mit Sicherheit keine sehr romantische Erfahrung. Doch nicht nur Touristen können die Macht der Natur mal unterschätzen, das passiert auch Einheimischen – wenn sie natürlich nicht gerade Mick Dundee heißen…
Auch in dem etwas in Vergessenheit geratenen australischen Gruselschocker „Long Weekend“ zieht es das in einer Krise steckende Ehepaar Peter (John Hargreaves) und Marcia (Briony Behets) mitsamt Hund mitten in die Wildnis, wo sie campen und die Sorgen des Alltags ein wenig vergessen wollen.
Das Unheil beginnt bereits unterwegs, als Peter hinter dem Steuer nicht aufpasst und ein Känguru überfährt.
Als sie ihr Ziel erreichen, stellt sich vor der Kulisse des prächtigen Naturschauspiels eine gewisse Harmonie ein. Das ändert sich allerdings, als sie ihr Großstadtverhalten auch in dieser anderen Welt an den Tag legen und wahlos auf friedliche Tiere schießen oder Vogeleier mutwillig gegen Bäume schmeißen.
Denn die Natur lebt – und wehrt sich…
Es gibt ja wahrlich unzählige Horrorfilme, die Tiere als Feindbilder präsentieren. Im Prinzip hat schon so ziemlich jedes Lebewesen mal in einem Streifen als Übeltäter Schabernack getrieben: Krokodile, Schlangen, Spinnen, Vögel, Oktopusse, Kakerlaken, Hunde, Haie, Ratten…ja, selbst Frösche haben bereits gehörigen Staub aufgewirbelt.
Der Regisseur Colin Eggleston belässt es in seinem Film allerdings nicht bei einer bestimmten Spezies, sondern zeigt die volle Pracht der im australischen Outback vorhandenen Tierchen.
Eigentlich verspricht das Konzept von „Long Weekend“ nicht wirklich einen spannenden Film, denn heutzutage ist man ja von dem ganzen B-Film-Trash so abgesätigt, dass einem dieser Umwelt-Schinken aus den 70ern jetzt grad noch gefehlt hat. Wer so denkt, liegt aber falsch!
Das Werk entpuppt sich nämlich als extrem atmosphärischer, sehr
psychologischer Thriller, der sich eher mit dem Handeln seiner beiden Hauptfiguren beschäftigt, als irgendwelche großen Tier-Attacken aufzufahren.
Natürlich ist der Film letztlich auch eine ganz offene Kritik an Menschen, die ihre Umwelt nicht respektieren, und deshalb von dieser quasi bestraft werden. Dieser Hintergrund allein würde allerdings doch eine sehr langweilige Story ergeben – interessant ist, was Eggleston aus dem Thema „Mensch gegen Natur“ macht.
Denn auch hier kommt es nicht nur darauf an,
was der Film zu sagen hat, sondern auch
wie er das beim Zuschauer rüberbringt.
Besonders intensiv ist eine Szene, wenn Peter im Meer schwimmen geht, und Marcia laute Geräusche vernimmt, die wie Kinderschreie klingen. Sie holt ihren Mann aus dem feuchten Element. Peter feuert daraufhin mit einem Gewehr auf das Wasser in Ufernähe, welches sich nun blutrot färbt.
Das Resultat seiner Schießwut wird später an Land gespült: eine tote Seekuh.
Doch die Schreie hören auch jetzt nicht auf.
Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass das Werk keine hohen Produktionskosten verschlungen hat, ist es unheimlich gut in Szene gesetzt worden, was aber auch daran liegt, dass der Regisseur offensichtlich gewusst hat, was er mit seinem Budget darstellen kann, und was er lieber weglässt, bevor man billige Spezialeffekte hätte bemühen müssen.
So lebt „Long Weekend“ zu einem großen Teil von den unglaublichen, weiten Naturaufnahmen, die sich aber mit beängstigend-klaustrophobischen Szenen im Gebüsch und Unterholz abwechseln.
Da die Geschichte ausschließlich von zwei Charakteren getragen wird, mussten natürlich auch Schauspieler her, die das eher unglückliche Paar glaubhaft vermitteln können.
John Hargreaves und Briony Behets machen ihre Sache hier sehr gut, auch wenn sie von einer Oscar-Nominierung weit entfernt sind. Gerade Hargreaves verkörpert als Peter nicht gerade einen strahlenden Helden, sondern einen ziemlich arroganten, gefühlskalten Macht-Menschen, der den Kontrollverlust durch die Natur so gar nicht gewohnt ist, auch wenn er davon zunächst nichts merkt.
Der interessanteste und wichtigste Punkt des Films ist dabei folgender:
Wer hat hier eigentlich
wem etwas getan...?
2009 kündigt sich „
Düstere Legenden“-Regisseur Jamie Blanks übrigens mit einem Remake von „Long Weekend“ an. Man darf sich aber fragen, was er an diesem völlig stimmigen Werk noch großartig verbessern will…