Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Revolver
von Guy Ritchie




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Christopher Sun Lap Key > Sex and Zen: Extreme Ecstasy (Director's Cut)
Sex and Zen: Extreme Ecstasy (Director's Cut) RSS 1.0


Sex and Zen: Extreme Ecstasy (Director's Cut)

Sex and Zen: Extreme Ecstasy (Director's Cut)

Ein Film von Christopher Sun Lap Key

Premiere auf Mann beisst Film: Mit „SEX AND ZEN: EXTREME ECSTASY“ betritt nicht nur der Rezensent aktiv Neuland, sondern auch die überaus geschätzte Leserschaft, handelt es sich bei dem vorliegenden Werk laut eigener Aussage doch um den weltweit ersten Erotikfilm, der sich in laszivem 3D auf der Leinwand räkelte. Doch damit nicht genug der Randdetails. Denn das schlüpfrige Vergnügen startete in seinem Heimatland am ersten Kinowochenende auch noch weitaus erfolgreicher als seinerzeit der Blockbuster „Avatar“ [2009] und ließ James Cameron sein blaues Wunder hautnah erleben. Es scheint sich also einmal mehr bewahrheitet zu haben, dass Sex sells. Zu Recht? Oder siegte im vorliegenden Fall lediglich die ungezügelte Neugier über eine sich erst später als schnelle Nummer erweisende herbe Enttäuschung? Wagen wir mal völlig unvoreingenommen einen vorsichtigen Blick:


Dass es manchmal eben doch auf die Größe ankommt, davon berichtet „SEX AND ZEN: EXTREME ECSTASY“ äußerst plastisch im exklusiven, 15 Minuten längeren Director's Cut des internationalen Boxoffice-Wunders. In diesem hat sich Mutter Natur nicht gerade sehr spendabel gezeigt, was die Ausstattung unseres männlichen Titelhelden Wei (Hiro Hayama) angeht. Gerade mit der Liebe seines Lebens (Leni Lan) verheiratet, kann er seine hübsche Gemahlin von Anfang an nicht sexue
ll befriedigen. Gekränkt begibt sich unsere kleine Nummer in die Lustgrotten des Prinzen Ning (Tony Ho), wo er sich nach allen Regeln der Kunst verführen lässt. Und damit nicht genug: Ning stellt ihm in Aussicht, die Lösung für das sexuelle Dilemma zu kennen. Glasklare Sache, das alte Gerät muss weg. Auch wenn das heißt, dass eine Genitaloperation am lebenden Objekt durchgeführt werden muss...


Man ahnt es insgeheim schon: Wirklich gravierende Einschnitte hat hier nicht nur Wei zu befürchten, torpediert das muntere Treiben doch frech und erstaunlich ausdauernd jede Grenze des guten Geschmacks. Lassen die ersten Minuten, die in ausschweifend bunten, mitunter ästhetisch schönen Bildern das Geschehen einleiten, noch auf einen inhaltlich einfachen, aber visuell insgesamt starken Film hoffen, zeigt „SEX AND ZEN: EXTREME ECSTASY“ leider schon viel zu früh sein wahres, wenig attraktives Gesicht. Es ist keine Kunst, schöne Körper eindrucksvoll auf der Leinwand zu präsentieren. Es ist auch nichts Verwerfliches dabei, einem Erotikfilm bei entsprechend ansprechender Regieleistung einen künstlerischen Wert zuzusprechen, ganz im Gegenteil. Aber es ist durchaus eine Kunst, makellose Körper und ihren Schauwert einem Übermaß an irren Ideen, regelrechter Idiotie und dem einfach nicht glücken wollenden Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Posten zu opfern. Wenn Zwitterwesen einen auf „peitschenschwingenden“ Zorro machen oder plötzlich nach bester „Saw“-Manier gefoltert wird, ist eine in puren Slapstick mündende Genitaloperation, in der schon mal das eine oder andere Teil kokett durch die Gegend fliegt, plötzlich noch das Harmloseste. Vor allem dann, wenn man das zweifelhafte Glück hat, den Film in 2D zu bewundern, wo diese skurrilen Momente auch noch so wirkungslos verpuffen wie eine Fehlzündung.


Gerade im Mittelteil schreien die meisten Szenen vordergründig nach dreidimensional-hirnlosem Spektakel, während sich im Hintergrund etliche Erotikstarlets lasziv nicht nur die wohlgeformten Hintern an den augenscheinlich aus billigstem Pappmaché bestehenden Bauten wundreiben. Bestimmt war ihr Gestöhne gar nicht mal gespielt. Wenn Produzent Stephen Shiu das unter „It is just like [being a] voyeur near someone's bed.“ versteht, sollte er das nächste Mal vielleicht darauf achten, dass das Bett auch belegt ist. Denn so ist das, was den kruden, aber dafür immerhin in echtem 3D gedrehten Erotikfilm für Fans zumindest im Ansatz halbwegs interessant gestalten könnte, nichts weiter als eine erschreckend schale, überraschend züchtige und sich zudem repitierende Nummernrevue der leidenschaftslos abgefilmten Art. Eingangs fragten wir noch unwissend, ob sich der internationale Erfolg möglicherweise mit dem obligatorischen Sex sells erklären lässt. Betrachtet man den letztlich betriebenen Ausverkauf, muss man dies nun zwangsläufig negieren. Denn „SEX AND ZEN: EXTREME ECSTASY“ ist das beste Beispiel dafür, wie wenig doch immer im Vorfeld auf vollmundige Anpreisungen, Vergleiche und Aussagen seitens Produzenten gegeben werden darf.


Das, was 1991 mit der Erotikkomödie „Sex and Zen“ begann und mit „Sex and Zen II“ [1996] respektive „Sex and Zen III“ [1998] fortgesetzt wurde, hat im Jahre 2011 seinen unrühmlichen Höhepunkt erreicht. Die alten jeweils lose auf einer Erotiknovelle aus dem frühen 17. Jahrhundert basierenden Filme wussten zumindest noch durch ihre bewusste Konzentrierung auf die humoristischen Aspekte ein wenig an Charme zu versprühen. Dazu wirkt der neuzeitliche „SEX AND ZEN: EXTREME ECSTASY“ im direkten Vergleich mit seinem inkohärenten Mischmasch aus frivolem Kasperletheater, schlecht getrickster CGI-Technik, ruhigen Passagen, derben Splattereinlagen, teils albernen Untertönen und einem leider fragwürdigen Verständnis von Körperästhetik fast wie der ausgestoßene Spross der Familie, der zwar immer noch den Namen trägt, diesen aber nicht stolz zu repräsentieren in der Lage ist. Einfach nichts passt zusammen (nicht einmal Mann und Frau), ist dafür aber reichlich vorhanden. Und so wird ermüdende zwei Stunden lang (15 zusätzliche Minuten waren wohl auch noch vorrätig) munter aus dem Vollen geschöpft, bis am Ende des Tages eine Einsicht steht, die ob ihrer banalen Weisheit eigentlich auch nur in einem trashigen Werk wie diesem hier gefunden werden kann: Zuhause ist es eben einfach am Schönsten. Irgendwie logisch, denn da schläft man ja auch in selbstgemachten Betten.


Fazit: Wer auf eine üppige Fleischbeschau hofft, sollte vielleicht lieber dem Metzger des Vertrauens und seiner leidenschaftlich drapierten Auslage einen netten Besuch abstatten.


Zusatzbemerkung: Der Film erscheint über capelight pictures und ist seit dem 18.11.2011 auf Blu-ray im Steelbook (inklusive 3D- und 2D-Fassung) und als Einzel-DVD im Handel erhältlich. Beide Medien warten mit dem 15 Minuten längeren Director's Cut auf, der in zweiter Instanz von der FSK ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben wurde. Neben dem Hauptfilm in Deutsch und Kantonesisch (DD 5.1 mit zuschaltbaren dt. Untertiteln) sind noch ein kurzes Making of und Kinotrailer auf den Datenträgern enthalten. Das dieser Rezension zugrundeliegende und freundlicherweise zur Verfügung gestellte Muster entspricht der im Handel erhältlichen DVD-Fassung. Freunde von Trash und etwas anderen Filmerlebnissen sollten insgesamt auf ihre Kosten kommen.



Eine Rezension von Stefan Rackow
(23. November 2011)
    Sex and Zen: Extreme Ecstasy (Director's Cut) bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Sex and Zen: Extreme Ecstasy (Director's Cut) Hong Kong 2011
(3D rou pu tuan zhi ji le bao jian)
Regie Christopher Sun Lap Key Drehbuch Stephen Shiu, Stephen Shiu Jr. & Mark Wu
Produktion Local Production / One Dollar Production Limited Kamera Jimmy Wong
Darsteller Hiro Hayama, Leni Lan, Suou Yukiko, Saori Hara, Vonnie Lui, Tony Ho, Carina Chen, Justin Cheung, Mark Wu, Tenky Tai Man Tin, Wong Shu Tong, Lau Shek Yin
Länge ca. 123 Minuten FSK ab 18 Jahren
Filmmusik Raymond Wong
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum