Fünf Sterne? Fünf Sterne für einen Tierhorrorfilm? Für einen Film mit dem klingenden Namen „Mega Shark vs Crocosaurus“, der nichts anderes als der Nachfolger von „
Mega Shark vs. Giant Octopus“ ist, ein Film, der trotz allem Kultstatus sich bei näherer Betrachtung als ziemlicher Langweiler entpuppt? Fünf Sterne für eine Produktion der fast schon berüchtigten Mockbuster-Schmiede The Asylum?
Ja, fünf Sterne. Natürlich: mit normalen Maßstäben kann man einem Filmungetüm wie diesem hier kaum beikommen. Aber, das muss man nun auch mal festhalten: inzwischen scheint die Produktionsfirma nicht mehr rein auf Mockbuster zu setzen und darauf zu spekulieren, dass unwissende Leute den Film einfach verwechseln. Vielmehr zelebrieren sie ihren billigen Trash in reinster Form (sehr lustige Einblicke gibt es im Blog ihrer Homepage www.theasylum.cc ). Insofern bleibt als kurzes Vorwort nur noch zu sagen, dass die fünf Sterne sich natürlich nicht wirklich auf die Filmqualität beziehen, sondern auf den reinen Unterhaltungsfaktor des Streifens. Und unterhaltsam ist er auf jeden Fall, oh ja!
Der Kadaver des Megalodon aus dem ersten Film wurde nie gefunden, nachdem dieser nach dem Kampf mit dem riesigen Oktopus auf den Grund des Meeres sank. Die Navy glaubt trotzdem an den Tod des Urviehs, nur Dr. Terry McCormick – Haiexperte und Navyoffizier – hat so seine Zweifel, forscht daher a
n einer Technologie, mit der man Haie durch Schalwellen beeinflussen kann. Parallel dazu bekommt Aufschneider und Abenteurer Nigel Putnam im Dschungel des Kongos einen neuen Auftrag: er soll für eine Firma untersuchen, warum die Arbeiter sich weigern, in einer Mine weiter zu arbeiten. Schnell wird klar, was dafür verantwortlich...nämlich ein riesiges Krokodil, der Crocosaurus, was auch sonst! Nigel, der „Croc-Man“, kann es gefangen nehmen und auf einem Schiff Richtung Amerika transportieren, als der erwachte Megalodon zuerst das Schlachtschiff versenkt auf dem sich McCormick befindet, dabei seine verlobte tötet, und kurz danach in einer erneuten Attacke den Crocosaurus befreit. Special Agent Hutchinson rekrutiert nun sowohl Putnam als auch McCormick, die zusammen in einer Spezialeinheit den Kampf gegen die beiden Ungetüme aufnehmen...
Die Story klingt hier natürlich mal wieder komplizierter als sie eigentlich ist. Im Endeffekt gibt es jeweils zwei parallele Handlungsstränge: zum einen McCormick – Hai, zum anderen Putnam – Krokodil. Die werden auch recht flott zusammengeführt, so dass wir dann einerseits quasi ein kleines Buddy-Movie mit McCormick und Putnam, andererseits halt den Monsterfilm mit Megalodon und Crocosaurus bekommen. Streng genommen ist das aber ziemlich egal, da nach knapp einer Stunde die Erzählung sowieso in Trümmern liegt, und es nur noch darum geht, von Schauplatz zu Schauplatz und von miesem CGI-Effekt zu miesem CGI-Effekt zu hetzen. Dass es gegen Ende keine wirkliche Narrative mehr gibt, ist dabei halb so schlimm wie es klingt, denn mal ehrlich: der Filmtitel beinhaltet in diesem Fall doch tatsächlich einen großen Teil des Inhalts, vor allem beim Showdown. Das ist hier auch viel zutreffender als im Vorgänger, der ja leider sehr redelastig war. Natürlich fällt bei genauerer Betrachtung auch hier die äußerst ökonomische Machart auf: McCormick und Putnam sitzen die meiste Zeit entweder in der Kommandozentrale rum oder kommentieren das Geschehen aus einem Hubschrauber heraus, aber dank der vielfältigen Schauplatzwechsel und vor allem des hohen Tempos fällt dies bei weitem nicht so negativ ins Gewicht wie bei „Mega Shark vs. Giant Octopus“.
Warum der Film im Vergleich dazu soviel Spaß macht ist ziemlich augenscheinlich. Der erste Streifen nahm sich abgesehen von der lächerlichen Prämisse und einigen offensichtlich trashigen Szenen (so natürlich die legendäre Flugzeugattacke, die wohl nur ein Effekt-Test war aber im Film landete) doch ziemlich ernst. Das Script war straight-forward 0815-Monsterfilmstoff, die vordergründigen Blödheiten hielten sich weitestgehend zurück. Nur wird ein recht ernster Monsterfilm dann halt leider erst recht von den miesen Effekten versenkt. Dieser Film hier geht einen anderen Weg: er weiß, was er für ein Käse ist, und vor allem gegen Ende setzt er dann immer noch eins auf seinen Unsinn drauf. Dabei sprüht das Script nur so vor One-Linern, die absolutes Kultpotential haben, so etwa – als der Hai ein Atom-U-Boot der Länge nach verschluckt – der großartige Satz: „I think...the shark just went nuclear!“ Solche Dialoge, mit ziemlicher Ernsthaftigkeit vorgetragen, sind natürlich schwer unterhaltsam. Und wo wir schonmal bei dem Gesprochenen sind: der Darsteller von Nigel ist gegen Ende scheinbar schwer betrunken, da er äußerst verwaschen spricht – das ist so herrlich, da kann die deutsche Synchronisation nur versagen!
Insgesamt ist das Drehbuch also sehr einfallsreich und kann vielmehr augenzwinkernden Blödsinn einbauen als gedacht. Da wird auch schonmal ein Atomkraftwerk als Waffe benutzt, indem mittels der Kondensatoren Energieblitze auf den Crocosaurus geschossen werden; technisch scheint das so vorgesehen zu sein, da das nach einem Anruf beim Pförtner sofort umgesetzt wird (fragt lieber nicht...). Herrlich ist ebenfalls – wenn auch nicht so vordergründig – wie das Drehbuch immer wieder versucht, den Tod von McCormicks Verlobter verzweifelt in die Geschichte einzubauen. Dieser Plotpoint führt wirklich nirgendwohin, und jedes Mal wenn er wieder eingebracht wird, wird er nach einem Satz erneut fallen gelassen! Doch nicht nur vom Drehbuch kann der Film ungemein profitieren (natürlich ist dies bei weitem nicht im objektiven Sinne „gut“), sondern auch von der Regie. Für diese zeichnet sich Christopher Ray verantwortlich. Christopher wer? Der Vorspann gibt einen Hinweis, mit dem vollen Namen „Christopher Douglas-Olen Ray“. Ja, niemand geringeres als der Sohn von „Trash-Legende“ Fred Olen Ray, an dessen Sets er schon in jungen Jahren mitgeholfen hat. Das merkt man dem Film auch an: wie gesagt, das Tempo ist hoch, der Spaß steht im Vordergrund, und selbst im Stil wird munter gemockbustert. Würde Michael Bay einen Film für The Asylum drehen, so sähe er wohl aus, inklusive mehrerer offensichtlicher Trailershots.
Zur Abrundung kommen natürlich noch szenenweise wirklich miese Effekte, oder wie Brad Jones das wunderbar formuliert hat: man bekommt den Eindruck, die Effekte wurde jeweils nur zur Hälfte erstellt, bevor man zur nächsten Szene schritt. Da gibt es keinerlei Continuity zwischen der Größe der Viecher, ein kleiner Hai ist dann auch mal nur eine schwarze Silhouette, und die Animation des Crocosaurus verdient den Namen „Animation“ eigentlich schonmal überhaupt nicht. Einzig ein paar CGI-Explosionen sowie eine Flutwelle können so halbwegs überzeugen.
Und noch ein weiterer Coup des Filmes: Jaleel White als Navyoffizier zu besetzen ist für einen Trashfilm natürlich ein Geniestreich! Dass der harte Hund immer noch eine recht helle Stimme hat, macht die Sache umso lustiger. Steve Urkel gegen Riesenmonster – dass man das mal sehen darf!
„Mega Shark vs Crocosaurus“ ist also ein ganz hervorragender Partystreifen, voll verrückter Einfälle, flotter Regie und lachhafter Spezialeffekte. Um Welten besser als der erste Teil! Und die Tatsache, dass die Sets viel besser ausschauen als im Vorgänger macht den Film auch für trashunerfahrene Zuschauer leichter goutierbar.