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von Sherry Hormann




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The Dark Knight Rises

The Dark Knight Rises

Ein Film von Christopher Nolan


„Don't worry, Master Wayne. It takes a little time to get back into the swing of things.“


Christopher Nolan, Regie-Mastermind und Freund origineller Filmideen, besitzt mittlerweile so etwas wie Narrenfreiheit in der Traumfabrik, da alles, was er anfasst, am Ende für alle Beteiligten äußerst lukrativ ausfällt. Selbst sein sehr kritisch beäugtes Wunsch- und Traumprojekt „Inception“ [2010], dem zunächst nur allein wegen des durchschlagenden Erfolgs von „The Dark Knight“ [2008], dem zweiten nolan'schen Batman-Abenteuer nach „Batman Begins“ [2005], grünes Licht gegeben worden war, spülte über 800 Mio. Dollar in die Kassen. Eine (junge) Karriere, die sich wahrlich sehen lassen kann, wenn man bedenkt, dass alles seinen Anfang nahm mit kleinen, aber feinen Independent-Genreperlen wie „Memento“ [2001].


DAS ENDE VOM ANFANG. Jetzt, im Jahre 2012, ist es an Nolan, seinerseits etwas, das er einst erfolgreich begonnen hat, zu einem Ende zu führen. Auch wenn er längst zu den ganz Großen im Filmgeschäft gehört und etwa kommende Blockbuster wie Zack Snyders Superman-Neustart „Man of Steelâ
€œ [2013] in beratender Funktion betreut, muss er sich nun zum ersten Mal in seinem bisherigen Schaffen ebenso diesem Grundsatz beugen, wie es vor ihm schon viele andere Filmemacher getan haben. Denn gerade beim Film und vor allem bei erfolgreichen Reihen liegen Anfang und Ende näher zusammen, als man meinen könnte. Im Falle von Nolans Batman-Version, die laut ihm von Anfang an auf höchstens drei Filme ausgelegt war, zielt sogar alles auf diesen einen, diesen wahren Schluss hin. Und so versteht sich der von den Fans heiß erwartete Blockbuster „THE DARK KNIGHT RISES“ in gewisser Weise und trotz seines Titels als logisches Ende einer Tragödie in drei Akten, die von einem Helden berichtet, der seinen größten Kampf allein mit sich selbst ausficht.


Acht Jahre sind vergangen, seitdem Batman alias Bruce Wayne (Christian Bale) die Schuld am Tod von Staatsanwalt Harvey Dent a.k.a. Two-Face (Aaron Eckhart) freiwillig auf sich geladen hat. Acht Jahre, in denen mit Inkrafttreten des Dent-Gesetzes endlich Ruhe in Gotham eingekehrt zu sein scheint. Ohne Batman, ohne den dunklen Ritter. Doch als eines Tages der maskierte Terrorist Bane (Tom Hardy) auftaucht und eine Unterweltarmee um sich schart, die fortan Angst und Schrecken in den einstigen Frieden bringt, wird klar, dass nur einer die Dinge wieder ins Lot bringen kann: Kurzerhand verlässt Bruce Wayne sein selbstgewähltes Exil und nimmt, wieder mit Unterstützung von Commisioner Gordon (Gary Oldman) und Lucius Fox (Morgan Freeman), den ungleichen Kampf gegen den brutalen Knochenbrecher auf.

The Dark Knight RisesThe Dark Knight RisesThe Dark Knight Rises

DIE GEBURT ... eines Helden, der sich eigentlich bereits aufgegeben hatte: Dies ist die Ausgangslage, mit der Nolans „THE DARK KNIGHT RISES“ seinem epochalen Ende entgegenstrebt. Der oscarprämierte Kameramann Wally Pfister skizziert – einmal mehr untermalt von einem bombastisch orchestrierten, wenn auch wenig innovativen Hans Zimmer-Score – das Schicksal des vielleicht menschlichsten aller DC-Superhelden mit düsteren Bildern, die teils derart ausladend daherkommen, dass man meinen könnte, sie würden die Leinwand sprengen. Selbst in den ruhigen Minuten, die – abgesehen von einer rasant inszenierten Entführungsszene direkt zu Beginn – den Großteil des ersten Film-Drittels ausmachen und dabei einige Längen im Erzählfluss nicht verhindern können, lässt Nolan mitsamt seinem Team keinen Zweifel daran, dass Großes bevorsteht. Wie bereits in den Vorgängerfilmen ist hiermit jedoch nicht das vordergründige Action-Spektakel gemeint, obwohl auch „THE DARK KNIGHT RISES“ mit Szenen aufwartet, die in ihrer Dynamik und Wucht im wahrsten Sinne des Wortes einschlagen. Vielmehr konzentriert sich die Erzählung auf die Entwicklung der Charaktere und ihre Probleme, die weitaus schwerer wiegen als zentnerschwerer Action-Bombast. Getrieben von inneren Zweifeln, scheinbar bestätigt in seiner Erkenntnis, dass die Welt ohne Batman besser dran ist als mit ihm, hat sich Bruce Wayne zurückgezogen in sein Anwesen. Als vom Leben geschlagener Mann, als Geisel seiner einstigen Berufung, den Menschen zu helfen und für Frieden zu sorgen. Eine Berufung, die nun, acht Jahre später, ihre Rechnung auf den Tisch legt. Denn wer sich einmal in den Dienst des Guten gestellt hat, kann nicht tatenlos zusehen, wie der eigens aufgebaute Frieden, wenn auch einer der trügerischen Art, vor die Hunde geht.


DAS LEBEN ... wird unserem Helden, der eigentlich gar keiner sein will, nämlich nicht nur durch sein von Selbstzweifeln geprägtes Dasein erschwert. Dieses Mal ist es im Besonderen ein Gegner, der dem psychischen Kampf mit sich selbst einen solchen der physischen Art gegenüberstellt. Bane, der nicht von ungefähr diesen Namen trägt, ist nämlich nicht nur ein harter Knochen – er versteht es auch, diese mit Vorliebe und ohne Gnade zu brechen. Dass sich hinter der monströsen Fassade des Terroristen doch noch so etwas wie eine tragische Geschichte verbirgt, die seine Taten zwar niemals rechtfertigt, das offenkundig Böse aber aus den Tiefen der filmischen Trivialität heraushebt, verstärkt diesen Kampf der Extreme zweier Individuen, die weitaus mehr gemein haben, als ihnen vielleicht lieb ist, um ein Vielfaches. Bane-Darsteller Tom Hardy beweist hier nach „Warrior“ [2011] erneut, dass er nicht nur die körperlichen Qualitäten mitbringt, um überzeugend das Muskelpaket zu mimen. Er ist schlichtweg der perfekte Gegenspieler für unseren gebrochenen Helden, der nach den Psycho-Spielen des Jokers, welcher im Film übrigens keinerlei Erwähnung mehr findet, nun endgültig an seine Grenzen gelangt. Sowohl psychisch als auch physisch. Dieser Batman leidet Qualen, hat unvorstellbare Schmerzen, ist im wahrsten Sinne des Wortes am Boden. Und Christian Bale („The Fighter“ [2010]) zeigt einmal mehr, dass er ein derartiges Martyrium glaubhaft nach außen transportieren kann. So gut, dass es mitunter regelrecht wehtut. „THE DARK KNIGHT RISES“ ist wahrlich kein Feel-Good-Movie. Es ist ein düsteres Psycho-Drama, das einen einzelnen Menschen beschreibt, der sich seinen Weg selbst gewählt hat. Und der nun, am Ende, daran zu zerbrechen droht.

The Dark Knight RisesThe Dark Knight RisesThe Dark Knight Rises

AM ENDE ... ist „THE DARK KNIGHT RISES“ zum einen der vollmundig versprochene Abgesang auf einen tragischen Helden, der mit nötigem Ernst, gesunder Härte und immer einem Silberschweif am Horizont eine Trilogie beschließt, die auf ihre ganz eigene Art und Weise wegweisend war. Für das Kino im Allgemeinen und für ihren titelgebenden Helden im Speziellen. Zum anderen markiert er aber auch mit der Etablierung des jungen Blake, der neben den Neulingen Anne Hathaway („Rachels Hochzeit“ [2008]) als Catwoman und Marion Cotillard („Nine“ [2009]) als Miranda Tate noch die meiste Leinwandpräsenz der hier agierenden Nebenstars auf seinem eigenen Konto verbuchen kann, einen (zumindest hypothetischen) Neuanfang. Denn der einstige Jungstar Joseph Gordon-Levitt („Hesher“ [2010]) mausert sich quasi im Alleingang zum Überraschungs-Sympathieträger des gesamten Films und sorgt in einer kleinen, aber denkwürdigen Szene für ein Aha-Erlebnis, das nicht nur dem Autor dieser Zeilen ein Schmunzeln zu entlocken vermochte. Wäre es nicht der Mythos des Batman, der hier über allem schwebt, es wäre ganz klar der Film des Gordon-Levitt, der gewieft, charismatisch und durchweg überzeugend immer wieder ganze Szenen dominiert. Dieser junge Mann befindet sich derzeit auf dem richtigen Weg, und es bleibt zu wünschen, dass er ihm auch in Zukunft derart zielstrebig folgt. Denn das ist es, was am Ende zählt. Das und ein fester Wille, der losgelöst von allen Zweifeln das eigene Schicksal nachhaltig zu bestimmen in der Lage ist.


Fazit: Auch wenn er uns das erhoffte Meisterwerk letztlich schuldig bleibt, ist Christopher Nolans Abgesang auf seinen tragischen Helden Bruce Wayne alias Batman immer noch ein überdurchschnittlicher Sommer-Blockbuster, der in gewisser Weise den erwachseneren Bruder zum spaßig-bunten „Marvel's The Avengers“ [2012] darstellt. Nicht ohne Längen, aber immer nahe an seinen Charakteren, beweist Nolan erneut, wie ernsthaft Comic-Verfilmungen sein können und inszeniert mit seinem Trilogie-Abschluss im besten Sinne des Wortes großes Kino, das seinen Helden niemals verklärt, sondern im Gegenteil das menschliche Drama hinter der Maske bis ins letzte Detail stimmig auslotet. Ob dieser Aspekt aber auch mit der nötigen Konsequenz verfolgt wurde, möge am Ende dieser 164 Minuten bitte jeder für sich selbst entscheiden.



Eine Rezension von Stefan Rackow
(22. Juli 2012)
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Daten zum Film
The Dark Knight Rises USA, Großbritannien 2012
(The Dark Knight Rises)
Regie Christopher Nolan Drehbuch Jonathan Nolan, Christopher Nolan Story Christopher Nolan & David S. Goyer
Produktion Warner Bros. Pictures / DC Entertainment / Legendary Pictures / Syncopy Kamera Wally Pfister
Darsteller Christian Bale, Tom Hardy, Joseph Gordon-Levitt, Anne Hathaway, Marion Cotillard, Gary Oldman, Morgan Freeman, Michael Caine, Matthew Modine, Alon Aboutboul, Ben Mendelsohn, Burn Gorman, Daniel Sunjata, Nestor Carbonell, Liam Neeson, Cillian Murphy, Joey King, Josh Pence
Länge 164 Minuten FSK ab 12 Jahren
http://www.thedarkknightrises.com/
Filmmusik Hans Zimmer
Bundesweiter Kinostart: 26.07.2012

THE DARK KNIGHT RISES - © 2012 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND LEGENDARY PICTURES FUNDING, LLC; Photo Credit: Ron Phillips
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