I can't bring myself to regret the decisions that brought me face to face with death. They also brought me to Edward.
Damit ihre Mutter und deren neuer Ehemann mehr Zeit für sich haben und zusammen aus beruflichen Gründen für längere Zeit verreisen können, zieht die siebzehnjährige Isabella Swan (Kristen Stewart, "
Cold Creek Manor - Das Haus am Fluss") vom sonnigen Phoenix zu ihrem alleinstehenden Vater Charlie (Billy Burke, "
Das perfekte Verbrechen") ins verregnete, 3000-Seelen-Nest Forks. Ihre neue Heimat erscheint auf den ersten Blick eintönig und noch ein bisschen langweiliger als stinknormal, bis Bella die fünf attraktiven, schneeblassen Cullen-Geschwister auffallen, mit denen sie zusammen zur Schule geht. Etwas geheimnisvolles scheint die drei Jungen und zwei Mädchen zu umgeben, weshalb sie von den restlichen Schülern gemieden werden.
Einer von ihnen – Edward (Robert Pattinson, "
Harry Potter und der Feuerkelch") – übt eine magische Anziehungskraft auf Bella aus und auch er scheint, nach anfänglichem, abweisenden Verhalten, sehr von ihr angetan zu sein. Als Bella auf dem Schulparkplatz beinahe überfahren wird und Edward in letzter Sekunde durch unglaubliche Schnelligkeit und mit übermenschlicher Kraft de
n Wagen stoppt; als sie seine Hand berührt und eisige Kälte spürt; als sie mit ihm in einem Restaurant sitzt und er keinen Bissen zu sich nimmt, wird ihr klar, dass das Mystische, das Edward umgibt, real ist und einen Namen hat. Sie weiß nur noch nicht, welchen. Um dem auf die Spur zu kommen, befragt sie den Jungen Jacob, der im nahegelegenen Quileute-Reservat lebt und ihr die Legenden seines Volkes erzählt.
Schließlich ist sie sich über drei Dinge im Klaren, die fortan ihr Leben bestimmen sollen:
First, Edward was a vampire. Second, there was a part of him, and I didn't know how dominant that part might be, that thirsted for my blood. And third, I was unconditionally and irrevocably in love with him.
Die Liebesgeschichte zwischen der tollpatschigen Highschool-Schülerin Bella und dem geheimnisvollen Vampir Edward basiert auf dem 2005 herausgegebenen Buch „
Bis(s) zum Morgengrauen“ (im Original „Twilight“) von
Stephenie Meyer und wurde mit über 50 Millionen verkauften Exemplaren zum Weltbestseller. Bisher gibt es drei erfolgreiche Fortsetzungen, in denen die Geschichte um Bella und Edward weitererzählt wird. Klar, dass da eine Verfilmung folgen musste, von der abzusehen war, dass sie ein Kassenschlager werden würde, da das Buch ähnlich wie „Harry Potter“ Jung und Alt begeistert, obwohl die eigentlich Zielgruppe wohl Mädchen im Teenageralter sind.
Wer sich den Stoff eines weltweiten Bestsellers als Vorlage für seinen Film vornimmt, muss damit rechnen, dass Vergleiche zwischen Buch und Film gezogen werden und man fast schon mit Abstrichen auf Leinwand rechnet. Für eine Romanverfilmung ist „
Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ jedoch ziemlich gut und arbeitet die wichtigsten inhaltlichen Punkte der Geschichte detailliert ab, sodass auch dem eingefleischten Fan der Buchvorlage kaum eine Szene fehlen dürfte. Inhaltlich ist die etwa 460 Seiten lange (in der deutschen Übersetzung sind es sogar über 500) Lektüre also gut zu 122 Filmminuten komprimiert worden; alles Wesentliche wird erklärt und alle Figuren, die auch in Zukunft (bei den Fortsetzungen, die es – so lässt sich vermuten – definitiv geben wird) eine wichtige Rolle spielen werden, tauchen auf und werden vorgestellt. Was hierbei allerdings in der Filmvariante etwas schwieriger wird, ist, die Charaktere der einzelnen Figuren zu verinnerlichen, da der Cast einfach so riesig ist, dass auch die Hauptfiguren – abgesehen von Bella und Edward – kaum mehr als ein paar Zeilen Text haben und somit kaum wirklich in Erscheinung treten. Vor allem für Nichtkenner des Buches dürfte es schwer sein, eine Beziehung zu den Personen aufzubauen und die Konstellation soweit mitzubekommen und zu verstehen, dass man sie hinterher noch problemlos wiedergeben könnte. Da aber alle Figuren, die im Film auftreten, von Bedeutung sind, musste eine Überforderung des unbelesenen Zuschauers wohl riskiert werden. Immerhin wurden, um ein paar Charaktere einzusparen, bei Bellas MitschülerInnen (die eine nicht so tragende Rolle spielen) von Buch zu Film jeweils zwei zu einem/r fusioniert.
Leider sticht keiner der Darsteller wirklich heraus und überzeugt mit großartigem Können oder besonderer Ausstrahlung. Zwar ist keinem seine gute, schauspielerische Leistung abzusprechen, jedoch verkörpert niemand das gewisse Etwas. Womit wir auch schon bei dem Problem wären, was sich als eines der schwierigsten bei der Umsetzung des Buches zum Film herausstellt. In dem Roman werden die Vampire, allen voran natürlich Edward (da die Geschichte aus der Sicht der verliebten Bella erzählt wird), als übernatürlich schön bezeichnet, wodurch sie auf jeden sehr anziehend wirken und auch die Attraktivität eines Models übertreffen. Diese unmenschliche Schönheit, die die Vampire verkörpern, wird im Buch eindrucksvoll beschrieben und dies ist gerade auch einer der Hauptpunkte, warum Bella sich zu Edward so sehr hingezogen fühlt. Nun ist es natürlich sehr spannend zu beobachten, wie dies eigentlich auf der Leinwand umgesetzt wurde und wie versucht wurde, real existierenden Personen diese Eigenschaften anzustylen. Und in dieser Hinsicht ist der Film doch eher gescheitert. Die Grundlage ist logisch: man besetzt die Rollen der Vampire erst einmal mit überdurchschnittlich attraktiven Darstellern, denen man dann eine edle Blässe verleiht und jeden in einem individuellen Look herrichtet. Zwar scheint von vornherein schon der Gedanke unmöglich, für ein Massenpublikum atemberaubende Schönheit darzustellen, da ja dies sehr subjektiv ist und von jedem anders wahrgenommen wird. Mit etwas Abstand zu der Story lässt sich aber allgemein sagen, dass die Figuren nicht so umwerfend aussehen, wie sie es vielleicht zu demonstrieren versuchen und dass die weiße Schminke in ihren Gesichtern teilweise eher albern als edel wirkt. Vor allem die Figur des Emmett (gespielt von Kellan Lutz) wirkt eher ungehobelt und prollig und die des Jasper (Jackson Rathbone) viel mehr niedlich als wirklich schön. Dass der volle Kinosaal quiekt und pfeift, als Edward und später sein Adoptivvater Carlisle (Peter Facinelli) seinen ersten Szenenauftritt hat, liegt sicherlich größtenteils daran, dass die Zuschauerschaft die Figuren aus den Büchern kennt und
weiß, dass diese unglaublich attraktiv und sexy sein sollen. Hätte man ihnen losgelöst von dem Film und ohne weiteres Vorwissen Bilder von den beiden gezeigt, hätte sicher niemand aufgeschrien und die beiden – zugegeben: attraktiven – Männer als so umwerfend schön empfunden.
So wie der weiße Puder in den Gesichtern der Vampirdarsteller ist auch der Humor an einigen wenigen Stellen des Films etwas zu dick aufgetragen. Als Bella an ihrem ersten Schultag den Biologieraum betritt und Edward von ihrem Duft überwältigt wird, zeigt er eine zu heftige ausgefallene, alberne Reaktion, über die man zwar lacht, die aber Edward als starke Persönlichkeit irgendwie lächerlich macht. Im Laufe des Films schafft er es aber, eine charmante, erwachsene Ausstrahlung aufzubauen, was vielleicht auch daran liegt, dass der Schauspieler Robert Pattinson eben keine blutjunge 17 mehr, sondern beim Filmdreh schon 22 Jahre alt ist. Da bleibt abzuwarten, wie man sein fortschreitendes Alter im Laufe der Fortsetzungen retuschieren wird, da die Rolle des Edward selbst ja nicht altert.
Bella selbst könnte eine Hauptfigur sein, mit der sich der Zuschauer gut identifizieren und mit der er mitfühlen kann. Als gewöhnliches, durchschnittlich attraktives Mädchen zieht Bella in eine neue Stadt, wo sie sich an die ungewohnte Umgebung und den Schulalltag mit vielen fremden Gesichtern gewöhnen muss. Unterstützend zu den Bildern und Dialogen werden oft auch ihre Gedanken aus dem off eingespielt, was sicher eine etwas plumpe, aber dennoch wohl notwendige Methode ist, den komplexen Stoff des Buches im Film unterzubekommen und für ein paar Erklärungen zu sorgen. So spielt sich die Geschichte also größtenteils durch Bellas Augen ab und trotzdem findet man bis zum Ende des Film keinen richtigen Draht zu ihr. Trotz ihrer schüchtern-abweisenden und irgendwie auch desinteressierten Haltung reißen sich ihre Mitschüler um sie und auch trotz ihres phänomenalen Schlusses über Edwards Dasein zeigt sie kaum eine Spur von Schwäche oder Angst. Bis auf einige Stolperer scheint Bella doch sehr stark zu sein, obwohl es nachvollziehbarer und nachfühlbarer gewesen wäre, sie etwas zerbrechlicher und überforderter zu zeichnen. Jedoch fügt sie sich fast nahtlos in ihre überdrehte neue Wirklichkeit ein.
Are you afraid? – I’m only afraid of losing you.
Da der Film sich sehr genau an seine literarische Vorlage hält, nimmt er eben auch einen Fehler mit, der auf der Leinwand noch gravierender erscheint. Kaum sind die Fronten zwischen Edward und Bella geklärt, gestehen sie sich auch schon ihre gegenseitige große Liebe und stellen fest, dass sie ohne den anderen nicht leben können. Das scheint zwar auf der einen Seite herrlich romantisch, auf der anderen aber wieder einmal ein bisschen zu viel des Guten zu sein. Die Geschichte verlässt sich vollständig auf das „
Liebe auf den ersten Blick“-Klischee und das
füreinander bestimmt sein, das nicht weiter erklärt werden muss und das von einer Sekunde auf die andere so ist und dem es keiner weiteren Entwicklung bedarf. Vor allem im Film ist es da schwierig, hinterher zu kommen, da er einem ja noch weniger Zeit lässt, hinter dem Gefühlssprung von null auf hundert hinterherzukommen. Wer vor allem diese unerklärliche, sprunghafte Anziehungskraft zweier Menschen füreinander besonders und romantisch findet, dürfte an dem Film seine helle Freude haben. Für alle anderen, für die die wahre Liebe etwas tiefgründigeres ist, das sich entwickelt und entfaltet, könnte die Edward-Bella-Geschichte etwas zu simpel rosarot sein. Allerdings ist „
Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ auf ein Publikum im Teenageralter zugeschnitten, das die verträumte Liebesgeschichte sehr viel mitreißender und romantischer finden wird als der Durchschnittszuschauer in den Zwanzigern und älter.
Keineswegs ist „
Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ allerdings als Kinderfilm abzustempeln, da sich neben der aufwändigen, fantasievollen Geschichte auch einige spektakuläre und zum Teil auch unerwartet brutale Szenen sehen lassen können, die einfach packend und schockierend sind und somit den düsteren Tenor des Films, was schon mit der ersten Szene anklingt, treffen.
Trotz der weitläufig mittelmäßigen Bewertungen des Films dürfte „
Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ ein absoluter Renner unter den Fans des Buches werden, da es einfach ein Genuss ist, die Szenen, die man sich bisher nur selbst im Kopf ausmalen konnte, direkt vor sich auf der Leinwand zu sehen. Für Nichtkenner des Buches dürfte es allerdings schwer sein, jedem Detail der Story folgen zu können und das ganze Ausmaß der Geschichte mitzubekommen. In den zwei Stunden, die der Film dauert, wird es einem kaum möglich sein, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen und somit den gleichen Spaß zu haben wie diejenigen, die die Figurenkonstellation und deren Eigenschaften schon längst verinnerlicht haben. Einige unterschwellige Andeutungen und Witze dürften „Twilight“-Neulingen bei dem Film verborgen bleiben, wohingegen Fans des Buches nur wissend mit dem Kopf nicken können. Ganz klar – der Film ist auf die zahlreiche Leserschaft des ersten Bandes der „Twilight“-Sage zugeschnitten. Für alle anderen dürfte er nicht in diesem hohen Maße unterhaltsam sein und es durch einige Abstriche, die er für beiden Seiten des Publikums zu verzeichnen hat, somit nur auf ein besseres Mittelmaß schaffen.
Zum zweiten Teil:
New Moon - Biss zur Mittagsstunde