Wir alle mögen Cameron Crowe. Weil er ein Guter ist. Einer mit Herz und Hirn. Aber das macht "Elizabethtown" auch nicht besser. Obwohl man ihm gewünscht hätte, dass er wieder einen großen Film zustande bringt.
Wir lernen Drew Baylor (Orlando Bloom) an einem seiner schlechteren Tage kennen. Er hat gerade im Alleingang seine Firma fast in den Konkurs getrieben und dann erreicht ihn auch noch ein Telefonanruf seiner Schwester – sein Vater ist gestorben. Während Schwester ("When you start crying it lasts for days") und Mutter ("She won't stop moving") versuchen die Situation auf ihre Art in den Griff zu bekommen, erhält Drew den Auftrag nach Elizabethtown zu fahren und seinen Vater nach Hause zu bringen. Also macht sich Drew auf zur Familie seines Dads, die es seiner Mutter (Susan Sarandon) nie so ganz verziehen hat, dass sie ihn aus der Provinz nach Kalifornien verschleppt hat ("Although we live in Oregon now"). Doch Drew, der sich im Laufe der Jahre immer mehr von seiner Familie entfernt hat um Karriere zu machen, will diese Pflichtübung eher schnell abhacken, um sich wieder um sein wirkliches Problem kümmern zu können.
Doch wies das Schicksal so will, lernt er im Flugzeug die Flugbegleiterin Claire ("I know, I'm hard to remember, but impossible to forget") kennen, die sich zum einen gleich in ihn verschießt und zum anderen seinen Schmerz und seine Verzweiflung erkennt und es sich zur Aufgabe macht, ihm zu helfen. Kirsten Dunst schrammt mehrmal
s gerade so am auf-die-Nerven-gehen und spielt diese Figur mit so großem Herz und so viel entwaffnender Offenheit und Kraft, dass Claire eher wie eine Metapher auf das Leben und die Liebe wirkt, als ein Mensch aus der wirklichen Welt. Erst beim genaueren Hinsehen entpuppt sie sich als vielschichtigere Figur, die einiges an Unsicherheiten, Problemen und verkorksten Beziehungserfahrungen mit sich rumschleppt.
Auch die anderen Figuren sind, zum ersten Mal in einem Cameron Crowe Film, nicht unbedingt in der Wirklichkeit angesiedelt, sondern sollen eher als Symbole und eben Metaphern funktionieren, die es Crowe ermöglichen, ihm wichtige Aussagen zu machen.
Als Drew dann endlich bei seiner Familie in Elizabethtown ankommt, ist der Film schon mehrmals etwas außer Tritt geraten. Und auch dann braucht er ein Weilchen bis er merkt, was das Zentrum seiner Geschichte ist, nämlich die Liebesgeschichte zwischen Drew und Claire.
Es hapert aber auch an anderen Stellen. So sieht man dem Film an, dass er ursprünglich länger gewesen sein muss. Einige Anschlüsse sind etwas holprig.
Das größte Problem ist allerdings ausgerechnet die Hauptfigur. Obs am Schauspieler oder am Drehbuch liegt bin ich mir nicht ganz sicher, jedenfalls wirkt Drew Baylor nicht wirklich wie jemand, dem gerade sein Leben um die Ohren fliegt. Da ist einer, der sich über seine Karriere definiert und alles dafür zurückgestellt hat und der landet einen Riesenflop ("There's a difference between a failure and a fiasco. Mine was a fiasco."). Alles was er kann und ist, geht über Nacht den Bach runter. Dann stirbt auch noch sein Vater. Drew wirkt zwar rat- und planlos, vermittelt aber immer irgendwie das Gefühl, dass es eh wieder besser wird. Jemand der sich für einen Versager hält, sieht anders aus.
Nichtsdestotrotz ist Elizabethtown ein lieber, herzensguter Film und proppenvoll mit wunderbarer Musik und typischen Cameron Crowe Momenten. Von Details wie dem fiktiven Poster zum Traumfestival über das nächtliche Telefongespräch bis zu Drews Roadtrip ist alles da was Crowes Filme so warmherzig macht.
Oft wurde "Elizabethtown" damit kritisiert, es wäre eigentlich die gleiche Geschichte wie "Garden State". Nun, die Parallelen sind da. Ein junger Mann steht an einem Wendepunkt in seinem Leben und bekommt durch die Rückkehr zu seiner Familie (seinen Wurzeln) eine neue Richtung, stark unterstützt von der Liebe, die ihm auf dem Weg begegnet. Doch während es bei "Garden State" um die Abnabelung von zu Hause geht, um Individualisierung und Emanzipation von seinen Eltern (also ums Erwachsenwerden eigentlich), beschreibt "Elizabethtown" die Familie als Auffangbecken, als die Menschen, die sich um einen kümmern, wenn sonst keiner mehr da ist. Weil es eben Familie ist. "Garden State" ist in erster Linie die Reise eines jungen Mannes. "Elizabethtown" eine Ode an die Familie, die Liebe und das Leben. Wunderschön und trotz aller Probleme die der Film hat, dass macht er sehr deutlich. So gesehen ist er dann doch genau das, was er sein will. Obwohls beim nächsten Mal angeraten wäre, kleinere Brötchen zu backen.