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Mickys Weihnachtserzählung

Mickys Weihnachtserzählung

Ein Film von Burny Mattinson

Die Rahmenhandlung des Romans „A Christmas Carol“ von Charles Dickens hat sich nicht zuletzt durch unzählige Adaptionen und Variationen in das kollektive Bewusstsein der Zuschauer eingebrannt. Gleichwohl die wenigsten das Buch von Dickens gelesen haben, ist der Stoff doch unauslöschlich ins Allgemeinwissen eingebrannt. Während für die einen die Muppets die schönste Version lieferten, ist für andere die modernisierte Variante mit Bill Murray ewiger Favorit. In der Fülle verschiedenster Verfilmungen ist jene von Disney im Lauf der Jahre ein wenig untergegangen, was vielleicht auch an der Laufzeit von nur 25 Minuten liegt, die höchstens für einen Vorfilm ausreicht. Im Grunde erfassen diese Minuten aber die gesamte Story, die dramaturgisch perfekt auf ein Minimum entkleidet wurde ohne aber jemals gehetzt oder unvollständig zu wirken.

„Mickys Weihnachtserzählung“ bedeutet für die meisten Figuren des Disney-Kosmos nach jahrzehntelanger Abstinenz eine Rückkehr auf die große Leinwand und erinnert wehmütig an deren glanzvolle Tage. Micky Maus selbst spielt nur eine Nebenrolle als bedauernswerter Buchhalter Bob Cratchit und auch alle weiteren wichtigen Figuren aus den alten Cartoons geben sich die Ehre, wobei jeder natürlich eine Rolle verkörpert und nicht als „er selbst“ auftritt. So „spielt“ Goofy den verstorbenen Geschäftspartner von Scrooge, Kater Karlo ist als diabolischer dritter Weihnachtsgeist zu sehen und Donald Duck spielt wi
e gewohnt den Neffen von Onkel Dagobert. Wie frei der Umgang mit der eigentlichen Figurenkonstellation aus dem Disney-Universum ist, zeigt das Cameo von Daisy Duck, die hier in der ersten Rückblende als vergangene Liebe Dagoberts gezeigt wird.

Neben den Stars treten auch weniger populäre Charaktere auf. So wird der Geist der vergangenen Weihnacht dargestellt von Jiminy Grille aus PINOCCHIO und der als Geist der gegenwärtigen Weihnacht der tumbe Riese aus FRÖHLICH FREI, SPAß DABEI. Selbst Mäusedetektiv Basil taucht schon samt Assistent vor seinem Kinofilm als Spendensammler auf. Doch so intelligent die vertrauten Gesichter auch in die Dickens-Geschichte installiert werden, so gehört doch der ganze Film Onkel Dagobert. Nicht umsonst erscheint seine Besetzung als Ebenezer Scrooge als logische Entscheidung, ist die geizige Ente, erdacht von Comic-Legende Carl Barks, doch direkt genau diesem literarischen Vorbild nachempfunden und trägt im englischen auch den Namen Scrooge McDuck.

Für Onkel Dagobert (der deutsche Name gefällt mir einfach besser) sollte es nach einem Auftritt in dem schalen und eher unbekannten Lehrfilm „Scrooge McDuck and Money“ (1967) die erste Rolle in einem Zeichentrickfilm sein, da die Figur bislang ausschließlich in gedruckter Form existierte. Das Animationsteam, darunter auch der noch junge John Lasseter, hat besonders hinsichtlich dieser Pionierarbeit meisterhaft gearbeitet und gerade Dagobert feinsinnig gezeichnet. Während er in der bald folgenden Serie „DuckTales“ zunehmend zum herzensguten Großonkel wurde und vom ursprünglichen Charakter wenig übrig blieb, orientiert sich „Mickys Weihnachtserzählung“ in der schroffen Zeichnung eines Carl Barks.

Der legendäre Clarence Nash, der Donald Duck jahrzehntelang seine Stimme lieh und die charakteristische schnatternde Ausdrucksweise kreierte, spricht hier für wenige Sätze zum letzten Mal die Synchronisation. Insgesamt ist der Film ästhetisch den Klassikern der Disney-Studios verpflichtet und gehört zu den letzten größeren Animationsprojekten des Firmengiganten, das vollkommen ohne Unterstützung aus dem Computer auskommt. Die kräftige Kolorierung und die detaillierten flächigen Zeichnungen entführen in eine zauberhafte Erzählung, die nichts von ihrer rührenden Schönheit eingebüßt hat. Dabei setzt Regisseur Burny Mattinson bewusst auf die Kraft der Erzählung und verzichtet auf unnötige Modernisierungen, sodass „Mickys Weihnachtserzählung“ einen wahrhaft besinnlich-verschneiten Festtagsfilm abgibt.

Nur dieser besinnliche Zug macht den Film aber für die jüngsten goutierbar, denn Mattinson spart nicht mit drastischen Details: Die Armut findet hier keine verklärende Darstellung sondern führt in der düsteren Zukunftsvision zum Tod eines der Kinder von Bob Cratchit. In einer herzzerreißend subtilen Geste nimmt dieser Abschied von seinem kleinen kranken Sohn und steht mit gebrochenem Herzen an dessen Grab. Auch der anschließende Absturz Dagoberts in sein eigenes Grab und die darunter lauernden Flammen der Hölle erzeugen eine beklemmend sogartige Wirkung, der sich kleine Kinder nur schwer entziehen können. Die verschiedenen Stimmungen, welche in den einzelnen Episoden transportiert werden, sind perfekt ausbalanciert und aufeinander abgestimmt, wobei der Film auf vordergründigen Slapstick-Humor fast vollständig verzichtet. Nur wenige Szenen bedienen sich der absurden Möglichkeiten, die dem Animationsfilm vorbehalten sind und nur die Auftritte von Goofy und dem Riesen erinnern an den physischen Humor der Kino-Cartoons.

MICKYS WEIHNACHTSERZÄHLUNG wurde 1984 für den Academy Award als bester animierter Kurzfilm nominiert, unterlag aber dem wesentlich schwächeren Claymation-Musical „Sundae in New York“.

~Weihnachtsskala~ (1 = niedrig / 10 = hoch)

Besinnlichkeits-Faktor: Enorm hoch. Rührt selbst Disney-Skeptiker zu Tränen. 10

Schnee-Anteil: Ebenfalls sehr hoch, die verschneiten Straßen Londons sorgen für weihnachtliche Stimmung. 10

Nostalgie-Faktor: Nicht zu verachten. Dennoch nicht der Grund, warum der Film so ungemein toll ist. 10

Disney-Skala: Auf einer Höhe mit den großen Meisterwerken in Spielfilmlänge. 10

Eine Rezension von Marco Siedelmann
(05. Dezember 2009)
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Daten zum Film
Mickys Weihnachtserzählung USA 1983
(Mickey's Christmas Carol)
Regie Burny Mattinson Drehbuch Burny Mattinson , Tony Marinod, Ed Gombert, Don Griffith, Alan Young, Alan Dinehart
Produktion Burny Mattinson Kamera Peter McEvoy
Länge 26 Minuten FSK Ohne Altersbeschränkung
Filmmusik Irwin Kostal
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