„Because you were home.“
Das junge Paar James (Scott Speedman, „Dark Blue“, „Underworld“) und Kristen (Liv Tyler, „Gefühl & Verführung“, „
Der Herr der Ringe“) befindet sich in einer schwierigen Beziehungs-Phase.
Eigentlich hat James den Aufenthalt im abgelegenen Ferienhaus seiner Familie als romantischen Höhepunkt eines gelungenen Heiratsantrags geplant. Leider ist sein Vorhaben bereits früher am Abend wie eine Seifenblase zerplatzt, als seine angedachte Zukünftige den Ring überraschend abgelehnt hat.
Nun herrscht zwischen den Beiden ein unangenehmes Schweigen; die wenigen wechselnden Worte zeugen zunächst auch nicht gerade als Ausdruck großer Emotionen.
Als Kristen es in der Nacht doch noch schafft, ihren enttäuschten Partner ein wenig zu besänftigen, klopft es plötzlich an der Tür. Nach dem Öffnen steht ein in der Dunkelheit kaum erkennbares Mädchen im jungen Erwachsenenalter vor ihnen und fragt, ob eine Tamara dort wäre. Das Paar verneint und denkt sich bei dem unverschämt späten Besuch erst nichts weiter.
James fährt kurz darauf noch einmal weg, um nach dem emotionalen Tiefschlag einen freien Kopf zu bekommen.
Während er fort ist, beginnt der Terror:
Zunächst klopft erneut das Mädchen an der Tür und fragt als Kristen nicht öffnet, wie bereits zuvor, nach Tamara. Dann verschwinden im Haus Gegenstände - wie das Telefon - oder tauchen an anderer Stelle wieder auf. Auch der Plattenspieler beginnt wie von Geisterhand zu spielen, woraufhin sich die schockierte Kristen mit einem Messer im Schlafzimmer verschanzt.
Nach diesen unheimlichen Ereignissen kehrt James wieder zurück und kann seiner Freundin die Geschichte erst nicht glauben. Als er aber erneut zum Auto geht um sein Handy zu holen, findet er den Wagen völlig zerstört vor.
Nun erscheinen im Dunkeln drei maskierte Gestalten, und nachdem eine erste Flucht von diesen verhindert wird, begeben sich Kristen und James wieder zurück ins Haus.
Sehr bald ist klar, dass die Fremden nicht nur ein Spielchen mit ihnen treiben, sondern dem Paar nach dem Leben trachten…
Nicht
Blut sondern
Suspense ist das Zauberwort, das man mit „The Strangers“, dem Regiedebüt von Bryan Bertino, als erstes in Verbindung bringt:
Ein einziger Schauplatz und insgesamt acht Darsteller - das ist alles, was der neue Kinohit aus den USA benötigt, um eine zutiefst beklemmende Spannung zu erzeugen, die eher an frühere Klassiker wie „
Halloween - Die Nacht des Grauens“ (1978) oder „The Texas Chainsaw Massacre“ („
Blutgericht in Texas“, 1974) erinnert, als an moderne Blutbäder à la „
Hostel“ (2005).
Diesen altmodischen Ansatz hat auch schon der ungarische Regisseur Nimród Antal mit seinem Schocker „
Motel“ (2007) wiederzubeleben versucht, wobei das insgesamt unterhaltsame Werk allerdings ein paar störende Durchhänger im Spannungsbogen aufweist und im Gegensatz zu „The Strangers“ eindeutig den Kürzeren zieht.
Obwohl beide Streifen schon eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen, räumt der vorliegende Thriller seinen Protagonisten mehr Platz zur Charakterentfaltung ein, was der notwendigen Identifikation mit dem Publikum sehr entgegen kommt. So füllen die Schauspieler Liv Tyler und Scott Speedman ihre jeweilige Rolle vielleicht nicht mit der Konsequenz eines
method-actings aus, aber hinterlassen zumindest einen realistischeren Eindruck als manch andere Schnarchnase in Genre-Beiträgen.
Im Übrigen gibt sich der Film gleich zu Anfang als Aufarbeitung eines wahren Vorfalls zu erkennen – ob diese Info jetzt unbedingt Not getan hat, liegt bei jedem Zuschauer selbst...zumindest wäre das Werk ohne die reißerischen Vorworte keinen Deut schlechter rübergekommen.
Von einigen Seiten kann auch das Gerücht vernommen werden, es handele sich bei „The Strangers“ um ein ganz freches, heimliches Remake des französischen Streifens „
Them“ von 2006.
Und tatsächlich - wenn man diese beiden Werke miteinander vergleicht, lassen sich unabstreitbare Übereinstimmungen feststellen:
Bei beiden Filmen wäre da ein junges Paar, das in der Nacht von einer Gruppe Unbekannter attackiert wird, und auch der genannte Vermerk über den Realitätsgrad der Geschichte ist präsent.
Dabei soll das Drehbuch zu „The Strangers“ noch vor dem von „
Them“ entstanden sein – unterm Strich ist die Debatte darüber, welcher von ihnen zuerst dagewesen ist, aber wirklich überflüssig, da beide Filme einen ganz eigenen Stil besitzen.
Dennoch darf schon vorweggenommen werden, dass Gegner des französischen Vorgängers auch Bryan Bertinos Schocker wohl kaum etwas Positives abgewinnen werden können.
Denn auch bei diesem Film geht es letztlich nicht darum, eine ausgeklügelte Story mit überraschenden Wendungen oder ausschweifenden Erklärungen der Täter zu erzählen, sondern Informationen auf das absolute Minimum zu reduzieren und dabei eine Art Momentaufnahme der grausamen Ereignisse zu erschaffen.
Vermutlich gibt es auch nicht gerade wenige Horror-bzw. Thrillerfans, die bereits seit langer Zeit auf solch ein inhaltlich schlichtes, aber dafür ungemein packendes und fieses Kammer
schauerspiel gewartet haben, das den Begriff „Horror“ (lat.:
horrere = erschaudern) wirklich verdient.
Um das Resultat zu verstärken, setzt der junge Regisseur natürlich auch auf gelungene Soundeffekte sowie ein äußerst atmosphärisches Setting. Damit beides richtig wahrgenommen werden kann, empfiehlt es sich mit Nachdruck, das Werk auf der grossen Leinwand zu genießen.
Das einzige Manko ist ein winziger Spannungsknick in der Mitte der Spielzeit, der aber durch eine ansonsten extrem an den Sitz fesselnde Intensität und ein vortrefflich-verstörendes Ende wieder ausgebügelt wird.
„The Strangers“ kann sich sehen lassen –
sehr gut sogar!