Goldlick, Oregon: vor langer Zeit starben über 100 Chinesen durch ein Unglück. Das hindert aber die gelangweilte Dorfjugend nicht daran, in der Gegenwart den chinesischen Friedhof des Dorfes zu zerstören. Dumm nur, dass dabei Guan-Di, der chinesische Gott der Toten und des Krieges erweckt wird, der sich fortan daran macht, die ohnehin schon niedrige Bevölkerungszahl des Dorfes noch weiter zu reduzieren. Da kann nur einer helfen: Bruce Campbell, Held unzähliger B-Movies und diplomierter Monsterjäger. Er wird also flugs entführt, aber so richtig ernst nimmt er das alles nicht...
My Name is Bruce ist natürlich das volle Paket für Fans von Bruce Campbell. Campbell führt nicht nur Regie, er ist natürlich auch noch der Hauptdarsteller und spielt sich tatsächlich auch noch selbst. Mehr Campbell geht eigentlich nicht. Die Tatsache, dass sich Bruce Campbell selbst spielt, also der "echte" Bruce in dem Film die Hauptrolle spielt, erinnert natürlich an den ebenfalls auf dem FFF gelaufenen
JCVD, in dem sich ja Jean-Claude Van Damme selbst spielt. Und obwohl die Idee ähnlich ist, könnten die Filme eigentlich unterschiedlicher kaum sein. JCVD ist eine Art Tragikomödie, und durchaus eine mehr oder mindere ernsthafte Darstellung von Van Damme, seiner Karriere, seines Privatlebens und seiner Person. Mit durchaus kritischen Tönen zeichnet JCVD ein differenziertes Bild eines B-Movie Stars, der auch den ein od
er anderen Absturz zu verzeichnen hat. My Name is Bruce ist dazu eigentlich so etwas wie eine Antithese. Denn dem Film kommt es nicht darauf an, eine tatsächliche Auseinandersetzung mit seinem Helden, dem "Erfolg" und dem Kultstatus zu liefern, mit allen Schattenseiten. Der Film ist viel mehr ein reiner Fanfilm, und damit kann er ziemlich überzeuge.
Bruce Campbell ist in diesem Film nämlich genau das, was er auch in seinen restlichen Filmen ist: der Held, der Kultstar. Seine Darstellung und Selbstinszenierung ist natürlich larger-than-life. Er spricht nicht wie ein echter Mensch, sondern seine Dialogzeilen sind eindeutig geschrieben. Er zeigt wenige Schwächen, und wenn doch, dann werden sie witzig aufgebrochen. Dabei gibt es aber auch genug Selbstironie, und auch die tatsächlich häufig miesen Filme werden eiskalt als solche bezeichnet und nicht unbedingt schön geredet - wobei sie natürlich nicht mehr sein wollen. Leider kann man dem Film hierbei auch ankreiden, dass die Geschichte an sich eigentlich nicht wirklich funktionieren kann. In vielen Inhaltszusammenfassungen liest man zwar, dass Campbell von den Dorfbewohnern entführt werden, weil sie ihn tatsächlich für Ash aus
Tanz der Teufel halten, doch das ist schlicht und ergreifend nicht richtig. Denn es ist von vornherein klar, dass die Bewohner wissen, dass er nur ein Schauspieler ist, und das Ash eine erfundene Figur ist. Von daher kann man schon sagen, dass das Grundgerüst der Handlung eigentlich ziemlich Schwachsinn ist, was aber auch zu vielen schönen Insidergags auf das Filmgeschäft und Campbells Karriere führt.
Und mal ehrlich: Schwachsinn kann so schön sein, und My Name is Bruce demonstriert das wunderbar. Denn der Film macht einfach unglaublich Spaß! Es wird nie langweilig, man schwingt sich von einem absurden Einfall zum nächsten, und nicht zuletzt kann auch Campbells Regiestil durchaus überzeugen. Am gelungensten ist hier sicherlich die Idee, zwei Sänger regelmäßig auftreten zu lassen, die die Story noch einmal zusammenfassen und einen richtigen Ohrwurm-Refrain präsentieren. Auch ansonsten ist sich der Film seiner Trash-Natur bewusst und versucht auch nie, über sich hinaus zu wachsen. Zwar wirken wenige Segmente etwas selbstzweckhaft und nur auf den Gag aus (ich denke hier vor allem an den Gastauftritt von Ted Raimi als Maler), jedoch funktionieren die Witze immerhin. Tatsächlich ankreiden, da sehr auffällig, sind dann mehrere Male bestimmte Inserts, die Campbell respektive sein Cutter öfters verwenden, was stellenweise schon leicht störend wirkt.
Dafür macht der Film ansonsten jede Menge Spaß. Die Witze zünden, es gibt ein paar gelungene Running Gags, und Campbell ist auch für reichlich physical comedy zu haben. Bis auf wenige Ausnahmen geht es auch selten unter die Gürtellinie oder hat mit Körpersäften zu tun, aber selbst diese Pointen machen noch Spaß, da sie sehr sparsam eingesetzt werden. Darüberhinaus ist der Humor auch noch sehr schwarz, was vor allem bei der Flucht Campbells offensichtlich wird. Und wenn dann am Ende das Medium Film selbst noch aufgelöst wird, dann sitzt der Selbstbezug natürlich erst recht. Zahm ist der Film allerdings nicht unbedingt. Neben ein paar wenigen, blutigeren Effekten (abgeschlagene Köpfe, aber kein waschechter Splatter), ist der Film aber stellenweise politisch derbe inkorrekt. Campbell hat sichtlich Freude an seinem bösen Alter-Ego, da werden auch Rollstuhlfahrer, Kinder und alte Frauen nicht verschont. My Name is Bruce ist also tatsächlich ein Partykracher vor dem Herrn, allerdings sollte man Bruce Campbell und ein paar seiner Filme schon kennen, um überhaupt etwas mit seiner Person anfangen zu können.
Der Film lief natürlich auch beim FFF 2008. Ich bin sehr auf die deutsche Synchronisation gespannt, da viele Witze über die Dialoge, Wortspiele und vor allem die Art von Campbell, wie er etwas sagt, funktionieren. Man darf gespannt sein. Einen Kinostart schließe ich aber aus.
Fazit: My Name is Bruce ist eine tolle Komödie mit vielen Bezügen auf das Filmbusiness. Dabei wird es zwar nie wirklich dramatisch wie bei dem ideemäßig vergleichbaren
JCVD, dafür ist der Partyfaktor um einiges höher. Kein großes Kino, aber großer Spaß - wie eben die Filme des Titelhelden auch.