Besonders Film Noir ist sie nicht geworden, Brian de Palmas „Die schwarze Dahlie“. Sie dümpelt schon eher in einem lauwarmen Kaffeesudbraun dahin, in dem noch die Zigarettenstummel von gestern schwimmen.
Los Angeles, Jänner 1947: In einem dicht bewachsenen Feld nicht unweit des Zentrums von L.A. wird die Leiche der B-Movie-Atrice Elizabeth Short (Mia Kirshner), grausam verstümmelt und in zwei Hälften geteilt, aufgefunden. Das Möchtegern-Sternchen wurde aufgrund seiner Vorliebe für schwarze Kleidung in Insiderkreisen „Die schwarze Dahlie“ genannt. Sergeant Leland „Lee“ Blanchard (Aaron Eckhart) und Officer Dwight „Bucky“ Bleichert (Josh Hartnett) werden mit dem Fall betraut. Die beiden hatten schon als „Mr. Fire“ und „Mr. Ice“ im Leben als Profiboxer Bekanntschaft gemacht. Bucky freundet sich nicht nur mit Lee sondern auch mit dessen Freundin Kay (Scarlett Johansson), einem ehemaligen Gangsterliebchen, an. Die drei werden beinah unzertrennlich.
Der Fall schlägt hohe Wellen. Die Polizei steht vor einem Rätsel, auch Lee und Bucky kommen nicht wirklich weiter. Besonders Lee lässt sich immer mehr hinreißen und entwickelt eine regelrechte Besessenheit für den Fall. Erst als Bucky bei seinen Ermittlungen auf das Töchterchen aus gutem Hause Madeleine Linscott (Hilary Swank) stößt, kommt der Fall ins Rollen. Das Karussell aus Liebe, Reichtum, Macht,Wahnsinn und Tod beginnt sich zu drehen.
Der Kalifornier James Ellroy gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Krimiautoren. 1987 begründete „Die Schwarze Dahlie“ eine vierteilige Romanserie über L.A. Erst 1997 wurde Ellroy mit Curtis Hansons Verfilmung von
L.A. Confidential (auf Deutsch: Stadt der Teufel; 1988) eine würdige Leinwandadaption beschert. Der laut der Süddeutschen Zeitung „wohl wahnsinnigste unter den lebenden Dichtern und Triebtätern der amerikanischen Literatur“ ist bekannt für seine doppelbödigen, aggressiven und vor Rohheit und Verderbtheit sprühenden Romane.
Was einen Film Noir ausmacht, ist nicht nur das dämmerungsgleiche Zwielicht, in dem von Zigarettenqualm umwölkte Menschen auf Schreibmaschinen einhämmern, deren Knattern von einer Stimme aus dem Off begleitet wird. Brian de Palma bannt „Die Schwarze Dahlie“ in gewohnter stilistischer Perfektion mit Starbesetzung auf die Leinwand, die dazugehörige Stimmung leider nicht. Josh Hartnett als Bucky Bleichert bemüht sich zwar redlich, schafft es aber nicht über sich selbst und sein Milchbubi-Image hinauszuwachsen. Scarlett Johansson ist eine Augenweide, kann aber die Tiefe und Tragik ihrer Figur nicht ausspielen. Hilary Swank wirkt in der Rolle der Madeleine Linscott eher ein wenig lächerlich als gefährlich. Ein schauspielerisches Highlight stellt die Leistung Fiona Shaws dar, deren pure Präsenz einem kalte Schauer über den Rücken jagt.
Unterm Strich bleibt ein zwar solider, aber ein wenig platt und ungelenk wirkender Thriller, der optisch beeindruckt, aber die menschlichen Abgründe der Figuren eines James Ellroy nicht abzubilden vermag.