Die Pixar Animation Studios sind bekannt für ihre hochwertigen und liebevoll umgesetzten Animationsfilme. Eigentlich stammen die besten Trickfilme der letzten Jahre alle von Pixar: "Die Monster AG" (2001), "Findet Nemo" (2003) und "Die Unglaublichen" (2004). Mit "Ratatouille" haben Pixar und die Disney Studios wieder einmal einen ganz großen Wurf gelandet und einen ungewöhnlich stimmungsvollen, warmherzigen, pädagogischen und witzigen Film geschaffen.
Rémy, eine junge Ratte, lebt mit seiner Kolonie im Dachgeschoss eines Hauses einer alten Dame auf dem Land, in der Nähe von Paris. Rémy möchte nichts lieber als kochen. Als Gourmet hat man es in der Rattenwelt allerdings sehr schwer und deshalb verheimlicht Rémy auch, dass er sich regelmäßig ins Wohnzimmer schleicht und sich die Kochsendungen des berühmtesten, inzwischen verstorbenen, Kochs der Welt - Gusteau - ansieht. Da Rémy an das Credo von Gusteau "Jeder kann kochen" glaubt, weiß er, dass es sich lohnt, für seine Überzeugungen zu kämpfen.
Eines Tages müssen Rémy und seine gesamte Kolonie fliehen. In der Kanalisation wird er von den anderen abgeschnitten und muss sich vorerst alleine durchschlagen. Als intelligente Ratte erkennt Rémy, erst einmal an der Oberfläche angekommen, dass er in Paris ist und sucht sich seinen Weg zu Gusteaus ehemaligem Restaurant.
Dort verhilft er dem verwaisten Küchenjungen Linguini zu Ansehen. Rémy kennt alle Rezepte von Gustea
u und hat eine hervorragende Nase, so dass Linguini nur noch seine Anweisungen ausführen muss. Dafür versteckt sich Rémy unter der Kochmütze und zieht Linguini an den Haaren - eine einstudierte Methode, die bestens funktioniert.
Unterstützung bekommt Linguini auch von Colette, der einzigen weiblichen Mitarbeiterin im Restaurant. Es bahnt sich eine Liebesgeschichte an, doch zwischen ihnen steht Linguinis Geheimnis. Wie wird Colette wohl reagieren, wenn sie erfährt, dass eine Ratte der neue Starkoch ist? Auch der Restaurant-Chef macht Linguini das Leben nicht leicht. Er möchte sich das Lokal unbedingt unter den Nagel reißen. Deshalb muss er Linguini loswerden: der nichtsahnende Junge ist Gusteaus Sohn und somit Erbe.
Am Ende eröffnen Linguini und Colette ein eigenes Restaurant, Rémy muss sich als Koch nicht länger verstecken, die Rattenkolonie erkennt Rémys Eigenheiten an und sogar der gefürchtete Kritiker Anton Ego ist so angetan von Rémys Ratatouille („Ratten-Pfui“), dass dem jungen Glück und einem Happy End nichts mehr im Wege steht.
"Ratatouille" bezaubert. Ein Film, der in allem stimmt: Story, Charaktere, Bilder, Dialoge und Charme - alles vortrefflich gelungen.
Der Inhalt ist komplex, aber nicht kompliziert. Spannung, Witz, Liebe, Werte - von allem ein bisschen. Die Dialoge sind pfiffig, niemals langweilig und trotz eines hohen pädagogischen Grads auch nicht nervig-belehrend. So finden Rémy und seine Familie nach Meinungsverschiedenheiten wieder zusammen, als diese erkennen muss, dass Rémy trotz allem einer von ihnen ist. Besonders sympathisch ist die Figur des Bruders, der sich von einem anspruchslosen Allesfresser zu einer Ratte mit Verständnis für Delikatessen entwickelt. Auch Linguini wird im Laufe des Films reifer: anfangs noch linkisch und unsicher, am Schluss ein verantwortungsvoller Junge, der zu seinem kleinen Freund steht und auch in der Liebe den richtigen Umgang findet.
Brad Bird, Autor und einer der beiden Regisseure, hat einfach die richtige Mischung gefunden. Schon mit dem doppelt oscarprämierten Film "Die Unglaublichen" hat er ins Schwarze getroffen - einem der besten Trickfilme überhaupt.
Für "Ratatouille" muss den Machern der Mut hoch angerechnet werden, eine Ratte als Hauptperson zu wählen. Und diese dann noch in eine Gourmetküche zu schicken. Für die meisten Menschen sind Ratten ungeliebte Tiere, die mit Gefahr, Ekel und Krankheiten in Verbindung gebracht werden. Gegen dieses Klischee kämpft "Ratatouille" an - und gewinnt. Die Darstellung der Ratten ist einerseits realistisch, andererseits doch genügend Disney-like, um süß und eben nicht abstoßend zu sein. Auch die Darstellung der menschlichen Figuren, des Restaurants und der Stadt ist so liebevoll und im Detail herausgearbeitet, dass "Ratatouille" ein erstklassiger Qualitätsfilm ist. Schöne, nicht zu knallige, Farben und appetitliche, stimmungsvolle Bilder.
Eine der vielen, netten Ideen ist der verstorbene Starkoch Gusteau, der in Rémys Selbstgesprächen immer wieder auftaucht. Diese innere Stimme macht ihm Mut und sagt ihm, in welche Richtung er steuern muss: Nicht selbstbemitleidend in der Kanalisation sitzen, sondern das Leben suchen. Gusteau schwebt als guter Geist über der ganzen Geschichte und lenkt durch seinen Einfluss die Schicksale der Figuren.
Gusteau ist der beste Koch der Welt, Franzose, dick und lieb. Der hinterhältige Restaurantleiter legt keinen Wert auf Qualität, denkt nur ans schnelle Geld und behandelt seine Mitarbeiter schlecht. Die Gut-Böse-Rollenverteilung ist zwar schnell durchschaut, doch wen stört das schon, wenn der Rest des Films originell, unterhaltsam und positiv ist?
Ein in jeder Hinsicht toller Film, bei dem sich Kinder, Teenies und Erwachsene gleichermaßen amüsieren. Pixar und Disney haben Mut und Sinn für Qualität bewiesen. Auch wenn „Ratatouille“ in den USA sein Budget von 150 Mio. Dollar schon längst eingespielt hat, bleibt zu hoffen, dass der Film auch in Deutschland ein großer Erfolg wird. Verdient hat er`s.