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Double Indemnity - Frau ohne Gewissen

Double Indemnity - Frau ohne Gewissen

Ein Film von Billy Wilder

Double Indemnity beginnt damit, dass der Held, Walter Neff (Fred MacMurray), von einem Schulterschuss getroffen, nachts in sein Büro taumelt, um dort sein Geständnis aufzunehmen. Neff ist Versicherungsvertreter und hat einen Klienten ermordet, um gemeinsam mit dessen Ehefrau die Versicherungssumme abzukassieren. Wie es dazu gekommen ist spricht er nun, während der Blutfleck auf seiner Brust immer größer wird, in sein Diktiergerät.
Neffs Stimme leitet damit eine Rückblende zu jenem Tag ein, an dem er Phyllis Dietrichson das erste Mal traf. Gleichzeitig führt ihn seine Erzählung – und den Zuschauer - jedoch auch durch sein schuldbeladenes Unterbewusstsein, dass er sich mit diesem Geständnis reinzuwaschen versucht.
Erst am Schluss kehrt die Kamera wieder zu jener Anfangsszene zurück. Der Blutfleck bedeckt nun Neffs gesamtes Hemd und es ist klar, dass er den nächsten Tag nicht mehr erleben wird.

Aufgrund dieser fatalistischen Atmosphäre, die bereits mit jener ersten Szene aufgebaut wird, sich aber durch den gesamten Film zieht, wird Double Indemnity von vielen Kritikern als der beste und stimmigste Film Noir bezeichnet. Auch, weil das Publikum, durch Neffs Ich-Erzählung, ungewollt dazu gezwungen wird sich auf die Seite des Mörders zu stellen, gemeinsam mit ihm das vermeintlich perfekte Verbrechen zu planen, auszuführen und ihn dann dabei zu beobachten, wie er schließlich verzweifelt versucht zu entkommen.
Double Indemnity
beschreibt, wie jeder echte Noir, eine Welt voller Verrat, Schuld, Zwielichtigkeit und zerstörerischer Sexualität. In dieser Welt, die vornehmlich ins Dunkel gehüllt ist, bewegen sich Figuren, die keinen Ausweg aus ihrer düsteren Existenz kennen. Es sind seelisch verkrüppelte Figuren, wahre Antihelden, wie der schwache, moralisch schuldig gewordene Mörder, der der Versuchung einfach nicht widerstehen konnte.

Eine weitere archetypische Figur des Film Noirs ist die Femme Fatale. In Double Indemnity tritt sie, die Frau ohne Gewissen, in Gestallt der Phyllis Dietrichson (Barbara Stanwyck) auf. Bereits in der ersten Einstellung, die Phyllis zeigt, wird dabei deutlich, dass sie Neff sexuelle dominieren wird.
Neff ist eines Nachmittags spontan im Haus der Dietrichsons vorbeigekommen, um etwas wegen einer Kfz-Versicherung abzuklären und wartet nun auf im Wohnzimmer auf Phyllis. Als diese schließlich auf dem Treppenabsatz erscheint und langsam, sich ihr Kleid zuknöpfend, zu Neff herunter kommt, kann der nicht mehr den Blick von einem Fußkettchen nehmen kann, dass sich an ihren Knöchel schmiegt.
Bereits am nächsten Tag besucht Neff sie wieder. Er versucht Phyllis zu verführen, die ihm dann von ihrem mörderischen Plan erzählt. Zwar steht Neff empört auf und geht, jedoch kann er die Gedanken an Phyllis nicht loswerden und so kommt es ihm nur gelegen, als sie bei ihm zu Hause vorbeikommt und sich ihm hingibt. Natürlich bringt sie Neff auf diese Weise doch noch dazu in ihren Plan einzuwilligen. Direkt auf den Beischlaf folgt damit die Planung des Mordes. Das Ziel des Plans ist es, Dietrichson nichts ahnend eine Lebensversicherung unterschreiben zu lassen und dann, dank einer speziellen Klausel, die doppelte Versicherungssumme (double indemnity) abkassieren zu können.
Bald ergibt sich dann auch eine Gelegenheit den Plan in die Tat umzusetzen. Da sich Dietrichson ein Bein gerochen hat, muss er mit der Bah zu einem Geschäftstermin fahren. Während Phyllis ihn mit dem Wagen zum Bahnhof bringt, bricht ihm Neff von hinten das Genick. Dann steigt Neff, als Dietrichson verkleidet in den Zug, wo er später abspringt, bzw. so tut, als ob er tödlich vom Zug gestürzt sei, während Phyllis die Leiche auf die Gleise legt.
Double Indemnity - Frau ohne GewissenDouble Indemnity - Frau ohne GewissenDouble Indemnity - Frau ohne Gewissen
Nach dem Mord muss Neff jedoch nicht nur befürchten, dass ihm sein Chef, Barton Keyes (Edward G. Robinson), auf die Schliche kommt, sondern auch Lola (Jean Heather), Dietrichsons Tochter, verdächtigt ihre Stiefmutter. Also geht Neff einige Male mit Lola aus, um sie abzulenken und zu beruhigen. Dabei erzählt sie ihm, dass sie glaubt, dass Phyllis auch schon ihre leibliche Mutter, deren Krankenschwester sie war, getötet hat. Das erweckt Neffs eigenes Mißtrauen gegenüber Phyllis. Er ist jedoch in einem Netz aus Gier, Lügen und sexueller Abhängigkeit gefangen, aus dem er sich nicht mehr befreien kann und muss die Lage daher bis zum bitteren Ende ausstehen.
Als Neff dann auch noch von Lola erfährt, dass sich Phyllis mit Lolas Freund Nino trifft, beschließt er sie zu erschießen. Phyllis dahingegen will Nino dazu benutzen, um Neff loszuwerden. Letztendlich erschießen sich Phyllis und Neff gegenseitig und nur mit letzter Kraft kann Neff noch sein Geständnis für seinen Chef aufnehmen.

Eine weitere, sehr bedeutende Stellung nimmt im Film die Beziehung zwischen Neff zu Keyes ein, der Neffs väterlicher Freund ist. Neffs Verrat an Keyes wird daher, auf emotionaler Seite, auch mit seinen Morden gleichgestellt. Als Keyes ihm schließlich gesteht, dass er den Täter nicht finden konnte, weil dieser ihm viel zu nahe war, antwortet Neff ihm daher auch mit, "I love you, too".
Damit ist Neff die gesamte Zeit zwischen zwei Welten hin- und hergerissen - zwischen Phyllis Promiskuität, Amoralität und Sinnlichkeit auf der einen Seite und der beherrschten Intelligenz und Integrität von Keyes, auf der anderen. Neff jedoch gibt seiner Begierde nach und gerät in die Fänge einer Frau, die er nicht Kontrollieren kann.

Besonders großartig, ja richtig beängstigend, ist die darstellerische Leistung von Barbara Stanwyck, als eingeengte und eingesperrte Hausfrau, die gleichzeitig absolut sexualisiert ist. Sie gleicht einem wilden Tier, dem man niemals über den Weg trauen sollte.
Ebenso erwähnenswert ist aber auch die exzellente Bild- und Lichtgestaltung des Films. Wilder entschloss sich zu einem stilisierten Realismus, indem er sehr alltägliche Schauplätze, wie einen Supermarkt, eine Kegelbahn oder ein Burger-Restaurant, auswählte, um so die Schäbigkeit der Geschichte zu betonen. Andererseits sind diese Schauplätze in ein gedämpftes Licht gehüllt, wie "[...] wenn das Sonnenlicht durch die Jalousien hereinfällt und man den Staub erkennen kann." (Wilder)
Die visuelle Sprache des Films ist damit der Straße verpflichtet, was durch die Örtlichkeiten ausgedrückt wird. Gleichzeitig erinnern gerade jene fein abgestimmten hell-dunkel Schattenmalereien sogar an die Visualität des deutschen Expressionismus zurück.

Wer etwas über das Wesen des Film Noirs lernen und die bedrückende Atmosphäre dieser Filme eintauchen möchte, muss sich Double Indemnity unbedingt anschauen!

Eine Rezension von Christina Heiser
(23. April 2007)
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Daten zum Film
Double Indemnity - Frau ohne Gewissen USA 1944
(Double Indemnity)
Regie Billy Wilder Drehbuch Billy Wilder & Raymond Chandler, nach einem Roman von James M. Cain
Produktion Paramount Pictures
Darsteller Barbara Stanwyck, Fred MacMurray, Edward G. Robinson, Tom Powers, Jean Heather
Länge 108 min. FSK 12 Jahre
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