Das Gefühl, sich mit einer Bohrmaschine ein Loch in den Kopf zu bohren, muss wohl in etwa vergleichbar sein mit dem Gefühl, sich „The Inbetweeners Movie“, der hierzulande „Sex On The Beach“ heisst, Teil einer beliebten TV-Serie ist und satte vier Wochen lang die englischen Kinocharts angeführt hat, anzusehen.
Erst hört man ein surrendes, lautes Geräusch neben seinem Ohr. Dann spürt man das kalte Metall erbarmungslos und qualvoll in seinen Schädel vordringen, bevor dieses dann das Gehirn erreicht hat und der Schmerz schlagartig aufhört. Man spürt gar nichts mehr. Leere.
Freilich war das jetzt ein übertriebener und frecher Vergleich.
Aber: Das macht die Sache ja nicht besser.
Denn gequält und völlig leer fühlt man sich, wenn man es tatsächlich geschafft hat, die knapp 100 Minuten an filmischem Terrorismus durchzustehen.
Vier Freunde fliegen nach ihrem Schulabschluss nach Kreta, um Urlaub zu machen. Das ist der Plot.
Naja, so in etwa. Denn ich habe bisher unterschlagen, um was für widerwärtige Soziopathen es sich bei den Teenagern handelt.
Zumindest drei von ihnen.
Der eine, der lange Neil (Blake Harrison), ist zwar eine Vollwurst vor dem Herrn, aber abgesehen davon, dass er gerne reife Frauen vernascht, schubst er - im Gegensatz zu seinen Kumpels - keine Kinder in den Pool oder macht abfällige Bemerkungen gegenüber behinderten Mitmenschen.
Dazu später mehr.
Natürlich entpuppt sich das Domizil nach der Ankunft nicht gerade als Traum.
Das Hotelzimmer ist leicht vergammelt und ein mysteriöser Mann zieht tote Hunde aus dem Brunnen (Oder schmeisst er sie da rein? Ich kann mich an dieses Detail leider nicht hundertprozentig erinnern.).
Will (Simon Bird), Jay (James Buckley), Simon (Joe Thomas) und Neil lassen sich von den katastrophalen Zuständen allerdings nicht auf die Gaudi spucken und erkunden die Partyszene.
Da die Jungs eine Mischung aus „Napoleon Dynamite“-Meganerd und zukünftigem Serienmörder sind, werden sie natürlich von den übrigen Urlaubern nach Strich und Faden verarscht. Das ist dann ungefähr so unwiderstehlich witzig, dass die Mienen der Zuschauer vermutlich wie Steine erstarren werden.
Wichtig wäre noch für das Verständnis des „Plots“ zu erwähnen, dass Simon (das ist der mit der peppigen Gelfrisur) seiner Freundin hinterhertrauert und dass sich diese, aufgrund eines empfindlichen Planungsfehlers, ebenfalls auf Kreta befindet.
Den Rest kann man sich ja denken.
Und weil zu einer gepflegten Teeniekomödie neben Alkohol und Vandalismus auch eine zarte Prise Sex (nicht zu viel, das würde sich negativ auf eine möglichst niedrige Altersfreigabe auswirken!) gehört, lernen Tick, Trick, Track und Spack noch exakt vier Mädels (was für ein Zufall!) kennen, die wie von einer magischen Kraft (oder dem modrigen Mundgeruch?) angezogen, dem „Charme“ der Vier verfallen.
Was dann kommt, kennt man schon.
Allerdings noch nicht auf solch unkomische Weise erzählt und mit ähnlichen Momenten ausgestattet, während welchen man eigentlich viel lieber im Boden versinken würde.
Die Freunde suchen irgendwann mit ihren neuen Verehrerinnen den Hotel-Pool auf.
Die Liegen sind allesamt belegt – nur auf vieren (oder waren es doch nur drei?) befinden sich lediglich Handtücher.
Reservieren ist nicht! Einer der Jungs befördert die störenden Objekte ins Wasser.
Dann wird’s erstmal so richtig witzig:
Will lässt sich von Simon (oder war es Jay?) den Rücken eincremen.
Tja, liebe Leser, ihr werdet nicht glauben, was nun passiert!
Simon (oder Jay) malt Will mit seinem Finger einen Penis in die Lotion. Obwohl der das ausdrücklich
nicht wollte!
Hahaha! Voll krass!
Eigentlich sollten jetzt alle lachen, doch während meiner Pressevorführung war es so still wie bei einer Beerdigung.
Wie kann das sein? Das ist doch eine Komödie!
Kollegen schütteln den Kopf und verlassen den Saal. Sie kommen nicht zurück.
Und dabei ist der Tiefpunkt doch noch gar nicht erreicht.
Der kommt erst, wenn die Besitzer der Handtücher erscheinen: Ein Familienvater möchte gern wissen, was das rüpelhafte Benehmen zu bedeuten habe. Den Platz habe er reserviert.
Jetzt wird klar, warum in diesem Fall die Liegen tatsächlich reserviert werden durften. Uns wird das klar – es sind Behindertenplätze und die Tochter des erzürnten Mannes sitzt im Rollstuhl.
Es wäre der dringende Punkt gekommen, den vorlauten Protest Wills abzuschalten und den Witz zu beenden...doch dann:
„Die braucht doch gar keinen Stuhl mehr, die sitzt doch schon in einem.“
Ein Zuschauer muss lachen. Ein Ausdruck der Verzweiflung:
Das haben die jetzt wirklich gebracht!?
Der größte Schmerz ist vorbei, alles was „Sex On The Beach“ im weiteren Verlauf noch an purem Stumpfsinn auffährt, kratzt einen nicht mehr. Man ist einfach nur frustriert.
„Sex On The Beach“ ist nicht Geschmacksache, er ist geschmacklos.
Das von der Sonne eingebrannte Penis-„Kunstwerk“ wird dann noch ein paarmal erwähnt (Apropos: Ich vergaß zu erwähnen, dass der Film von Wills dämlichem Off-Kommentar begleitet wird...das nur zur Vollständigkeit), man sieht außerdem noch einen echten Penis und eine weibliche Brust, sowie eine prächtige Fäkalwurst.
Und es gibt eine fette Party auf einem Schiff, wo mächtig abgekotzt wird.
Die Jungs landen erfolgreich bei ihren Mädels.
Innere Werte zählen...selbst wenn der neue Freund reichlich grenzwertige Bemerkungen veräußerlicht.
„Du bist witzig!“, gesteht die hübsche Alison (Laura Haddock) ihrem Will.
Dieses Mädchen möchte ich nicht als Freundin haben...