von Asokan Nirmalarajah
The Rebound (2009), so der englische Originaltitel der nicht nur (hierzulande) einfallslos betitelten, sondern auch in jeder anderen Hinsicht enttäuschend einfallslosen Romantic Comedy
Lieber verliebt, bezieht ihren Titel aus der amerikanischen Sport- und Dating-Kultur. Während im Basketball ein „rebound“ für die erfolgreiche Erlangung des Balls nach einem missglückten Korbwurf des gegnerischen Teams steht, nennt man im heutigen Beziehungswirrwarr jene Person einen "rebound", mit der man kurz nach der bitteren Trennung von einem anderen Partner anbändelt, um seine verlorene Liebe und persönliche Enttäuschung zu überwinden. Hierzulande nennt man diese Person wohl einen "Lückenbüßer". In der ganz nett gemeinten, aber missratenen Frühling-Herbst-Romanze
The Rebound von Autor/Regisseur Brad Silberling, jenem
lucky bastard, der mit der wunderbaren Julianne Moore verheiratet ist und bislang nur durch seichte Beziehungsdramödien und Kinderfilme auf sich aufmerksam machen konnte, scheint die Rollenverteilung auf dem ersten Blick recht klar zu sein. Eine 40jährige Mutter von zwei Kindern trennt sich von ihrem Mann und beginnt kurz darauf eine Beziehung zu einem jüngeren Mann. Doch auch für ihn ist vor kurzem eine Beziehung in die Brüche gegangen. Ihre frische Beziehung steht
also auf brüchigen Beinen. Werden Sie über ihren früheren Schmerz hinweg kommen? Ist es die große Liebe? Oder sind sie für den jeweils anderen nur eine Zwischenlösung?
Who cares?
Als hätte man den Trailer zum Film einfach als Prolog desselben benutzt, erzählt
The Rebound zunächst ganz schnell davon, wie es dazu kam, dass Sandy (Catherine Zeta-Jones), eine hübsche und glückliche Ehefrau aus einer amerikanischen Kleinstadt ganz plötzlich beschloß, ihren untreuen Mann zu verlassen und mit ihren beiden Kindern nach New York zu ziehen. In der hektischen und vor kuriosen Gestalten wimmelnden Großstadt versucht Sandy dann über die Trennung hinwegzukommen, ihre Kinder zu hüten und als Rechercheurin bei einer TV-Sportsendung anzufangen. Eines Tages geht sie zu einem Selbstverteidigungskurs und begegnet dort dem perspektivlosen Studenten Aram (Justin Bartha) wieder, der sich seine Zeit mit einem Job im Coffee Shop und anderen Nebentätigkeiten vertreibt. Einer dieser Jobs besteht für Aram darin, einen Schutzhelm und ein Sumo-Ringer-Kostüm zu tragen und sich von den Frauen des Kurses schlagen zu lassen. Als Sandy einen Babysitter für ihre Kinder sucht, erinnert sie sich an den netten Studenten und stellt ihn ein. Nach und nach entwickelt Aram immer mehr Freude am Hüten der Kinder und wird als permanentes Kindermädchen engagiert. Bis zwischen der älteren Chefin und dem jüngeren Angestellten – ganz zum Verdruss von dessen jüdischer Mutter und zum Bedenken von ihrer besten Freundin – die Funken fliegen…
Auch wenn sich
The Rebound durch nichts anderes auszeichnen mag, so spiegelt der Film doch eine jüngere Tendenz im amerikanischen Kino und in der amerikanischen Kultur wieder, demnach reife Frauen auf einmal sexy geworden sind. War es in der Highschool-Komödie
American Pie (1999) noch eher von absurder Komik, dass sich ein Junge mit der attraktiven Mutter eines Mitschülers („Stifler’s mom“) einließ (und damit den Begriff MILF (Mom I’d Like to Fuck) einem größeren Publikum bekannt machte), so wurde das Kino- und Fernsehpublikum in den letzten Jahren immer wieder von der Attraktivität älterer Frauen überzeugt. Während im Kino Frauen wie die damals 57jährige Diane Keaton in
Something’s Gotta Give (2003) ihre Hüllen fallen ließ und dann mit Keanu Reeves anbändelte, und weibliche Stars in ihren 40ern wie Diane Lane (
Unfaithful, 2002), Kim Basinger (
The Door in the Floor, 2004), Uma Thurman (
Prime, 2005) und Meg Ryan (
In the Land of Women, 2007) mit jüngeren Männern schmusten, haben Fernsehserien über sexuell aktive, reifere Frauen wie
Sex and the City, (1998–2004),
Desperate Housewives, (2004––) und
Cougar Town, (2009––) beachtlichen Erfolg.
The Rebound hat nichts wesentlich Neues zu dem Thema hinzuzufügen, stellt aber durch die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit Catherine Zeta-Jones ganz andere Fragen in den Raum. Wie etwa die, inwiefern ein „selbst mit 40“ überirdisch schöner, weil verdächtig wohlgenährter und angeblich gelifteter Hollywood-Star wie Zeta-Jones, die interessanterweise ja auch mit einem wesentlich älteren Mann (Michael Douglas) verheiratet ist, repräsentativ sein kann für reifere Frauen um die 40? Denn niemand im Publikum wird sich darüber wundern, warum sich ein junger oder irgendein anderer Mann für diese Frau interessieren würde.
Davon mal abgesehen ist
The Rebound kein sonderlich angenehmer Film. Der plumpe „Humor“ des Films besteht vorwiegend darin, die zwei unerträglichen Kinder von Sandy entweder ungeniert fluchen zu lassen oder zu zeigen, wie sie ihre Mutter beim Sex ertappen oder sich übergeben. Dann erzählt mal Arams sonderlicher Vater von seiner Anus-Operation oder Arams bester Freund davon, wie er alles, was sich bewegt, gerne bespringen würde. Den Vogel jedoch schießt John Schneider als unhygienischer Chiropraktiker ab, der sich nach dem Toilettengang nicht so gerne die Hände wäscht, aber dafür Sandys Gesicht massiert. Da können auch die recht sympathischen Darsteller, vor allem Justin Bartha, der jüngst den verschollen gegangenen Bräutigam in
The Hangover (2009) spielte, nichts tun, um für die lahmen Gags, die berechenbare Handlung, die witzlosen Dialoge und die nervenden Kinder zu entschädigen. Selbst die Musik des grandiosen Clint Mansell (
Requiem for a Dream, 2000) hinterlässt keinen Eindruck.
Ob
The Rebound denn wenigstens halbwegs romantisch ist, liegt ganz im Auge des Betrachters. Wenn es dem Zuschauer, der Zuschauerin reicht, hübschen Menschen dabei zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig schmachtend in die Augen sehen, dann ist der Film wohl romantisch. Doch an ihn erinnern werden sich wohl selbst die Romantiker nicht.