DIE HÄSLICHE WAHRHEIT
Das Glück dieser Erde liegt ja bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Aber warum eigentlich? Hasen sind doch auch ganz putzig.
Wir kennen das ja: Mit einem Adam nahm alles seinen Anfang. Der Adam unserer Geschichte (Barnaby Metschurat), hier in seiner Funktion als nicht gerade geselliger Ex-Hacker unterwegs, findet sich eines Tages in einem Glücksformel-Forschungslabor wieder, zu seinem Glück freiwillig und auf der anderen Seite der Glasscheibe. Er soll die Sicherheitssoftware updaten, was dummerweise durch einen plötzlichen Hackerangriff auf die Einrichtung untergraben wird. Mit einem Mal sind nicht nur alle flauschigen Versuchskaninchen verschwunden, der Verdacht für den Angriff fällt auch noch zu allem Überfluss auf Adam, der ja nun wirklich andere Sorgen hat. Denn wie will man seine Unschuld beweisen, wenn sich die entflohenen Kaninchen plötzlich im Haus der eigenen Familie tummeln?
Klingt seltsam-skurril? Ist es auch, aber auf eine mehr als gute Art und Weise. Der Film von und mit
Barnaby Metschurat und
Lavinia Wilson, die auch im echten Leben ein Paar sind, schlägt munter wie ein Hase Haken, während sich langsam ein Kriminalplot entwickelt, der von Elementen der Screwball-Comedy unterwandert wird, nur um dann der Satire Platz zu machen, die ganz dreist ihren Kumpel namens Groteske mit im Schlepptau hat. Herauskommt der womöglich gewagteste Gen
remischmasch eines Debütfilms der jüngsten Kinogeschichte, in jedem Fall jedoch einer der überaus gelungenen Art. Dies liegt zu einem Großteil an dem sympathischen Hauptdarsteller-Duo, das diese deutsche Independent-Produktion über mehrere Jahre hinweg (und allen Widrigkeiten zum Trotz) komplett selbst gestemmt, finanziert und geschrieben hat. Echte Filmhasen wissen eben, wie Meister Lampe läuft, sodass hier selbst mit überschaubaren Mitteln ein bemerkenswert rundes Filmdebüt entstanden ist, das hier und da der Story geschuldet erfrischend unrund verläuft.
Wenn sich gestandene Menschen auf die Suche nach entsprungenen Hoppelhäschen machen und über kurz und lang ihr persönliches Glück finden, dann hat das bunte Treiben nicht nur im Hinblick auf das vergangene Osterfest seinen unverkennbaren Reiz. Denn mit Witz und Ironie, gesundem Ernst und viel Liebe zum entscheidenden Detail zelebriert das talentierte Schauspielpaar Metschurat/Wilson den Sinn im gespielten Unsinn, quadratiert gewissermaßen den Kreis des Üblichen, indem es einfach sein eigenes, schräges Ding durchzieht. Mit Erfolg:
"HEY BUNNY", der auf dem letztjährigen Oldenburger Filmfest seine vielfach beachtete Weltpremiere feierte, ist zwar zu einem nicht unerheblichen Grad verschroben, aufgrund seiner leicht-beschwingten Inszenierung aber nicht minder goutierbar für den normalen Kinogänger. Dieser mag hier und da vielleicht etwas nachdenklich dreinblicken, ja womöglich sogar mal energisch mit dem Kopf schütteln ob der dargebotenen Seltsamkeiten, aber darauf ist diese filmgewordene Gesellschaftskritik ihrerseits bestens vorbereitet. Genau genommen kümmert es sie als satirisches Abbild der Zeit, in der wir leben, nämlich nicht die Möhre, denn so ist diese verrückte Welt nun einmal. Vielleicht ist sie sogar
noch etwas verrückter, aber wir wollen nicht kleinlich werden.
Es tut jedenfalls Not, vorab so wenig wie möglich über die spaßige Glückshasen-Scharade mit Netzaktivisten-Bonus zu wissen, da sich der Überraschungseffekt dann umso mehr entfaltet. Einigen wir uns also an dieser Stelle einfach darauf, dass
"HEY BUNNY" ein vielleicht nicht perfektes, aber überaus charmantes und durchaus spannend-skurriles Film-Experiment geworden ist, das alleine aufgrund des in es gesteckten Herzbluts jede noch so kleine Aufmerksamkeit verdient hat. Denn auch das ist ein Teil vom Glück: Anderen (und sei es nur als Zuschauer) bei der Erfüllung eines langgehegten Traumes beiwohnen zu können. Metschurat und Wilson haben es gewagt und obsiegt. Indem sie ihren persönlichen klein-großen Glücksmoment auf Zelluloid bannten.
Fazit: Glück in kleinen Dosen und mit ganz vielen Hoppelhasen.
Cover und Szenenbilder: © HotCoupleFilm